Nach Empörung über Brauch "Klaasohm" auf Borkum verläuft dieses Jahr friedlich
Das umstrittene Nikolaus-Fest "Klaasohm" auf Borkum verlief nach Angaben der Polizei ohne Zwischenfälle. Die Stimmung war ausgelassen und friedlich. Zuvor hatte das Schlagen von Frauen zu dem Brauch gehört.
"Wir konnten keine Körperverletzungsdelikte oder körperliche Übergriffe feststellen, die mit dem diesjährigen Klaasohm-Fest in Verbindung stehen", sagte ein Polizeisprecher am Freitagmorgen. Die Polizei war in diesem Jahr mit mehr Einsatzkräften vor Ort als in den Jahren zuvor. Etwa 600 Menschen feierten nach Schätzungen der Beamten friedlich auf den Straßen. Die Feiernden begleiteten die sogenannten "Klaasohms" bei deren Zug zu einer Halle. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer trugen Kuhhörner mit sich.
"Hoogste Fierdag" für Borkum
Klaasohm bezeichnen die Borkumer auf Plattdeutsch auch als den "hoogste Fierdag", also den "höchsten Feiertag". Der Tradition folgend wurde in einer Halle unter Ausschluss der Öffentlichkeit ein symbolischer Kampf der "Klaasohms" ausgetragen. Danach laufen die "Klaasohms" unter großem Getöse auf festgelegten Routen durch die Stadt. Die "Klaasohms" besuchten unter anderem die Feuerwehr und ein Seniorenheim, um Moppe zu verteilen - ein Honigkuchen-Gebäck. Zudem kehrten sie in 26 private Häuser ein, deren Eigentümer sie eingeladen hatten.
Borkumer Jungens: Gewalt gegen Frauen wird nicht mehr toleriert
Bislang gehörte zu diesem Teil auch der "Brauch des Schlagens" dazu. Den soll es nach Angaben des Vereins Borkumer Jungens nicht mehr geben. Der Verein veranstaltet das Fest jährlich. Maxi Rau, Vorsitzender des Vereins - auch Oldermann genannt - erklärte am Donnerstag, dass Gewalt gegen Frauen ab jetzt nicht mehr toleriert werde. Die Stadt Borkum hatte nach eigenen Angaben geplant, eine Telefonnummer und Räume einzurichten, wo sich Frauen melden können, wenn es zu unangenehmen oder gefährlichen Situationen kommen sollte.
Bildmaterial zeigt, wie Frauen mit einem Kuhhorn geschlagen werden
Nach einem Bericht des NDR Magazins "Panorama - die Reporter" hatte es bundesweit Kritik an dem Fest gegeben - die Stadtverwaltung der Insel sprach von einem "Shitstorm". Grund war, dass über Gewaltexzesse bei dem Fest berichtet wurde. In heimlich gedrehten Bildmaterial ist zu sehen, wie Frauen festgehalten werden und von "Klaasohms" mit einem Kuhhorn auf das Gesäß geschlagen werden. Bei dem Brauch verkleiden sich am Vorabend vor dem Nikolaustag sechs junge Männer mit Masken, Schafsfellen und Vogelfedern.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 06.12.2024 | 19:30 Uhr