Menschen statt Bienen: Blütenbestäuber per Stellenanzeige gesucht

Stand: 02.04.2025 20:25 Uhr

Was wäre, wenn es keine Bienen mehr gäbe? Ein Saft-Produzent aus Lüchow-Dannenberg hat eine Stellenanzeige veröffentlicht und sucht Menschen, die Blüten bestäuben. Ein Aprilscherz mit ernstem Hintergrund.

von Marie Schiller

In der Stellenanzeige heißt es: "Du hast ein ruhiges Händchen und jede Menge Zeit? Deine Aufgabe: einzelne Obstbaumblüten mit Pollenstaub befruchten." Für diese Arbeit werden normalerweise keine Menschen gebraucht. Bienen übernehmen den Job. Für den Bio-Saft-Hersteller Voelkel aus dem Wendland sind die Insekten essenziell wichtig: ohne bestäubte Apfelblüten keine Apfelernte und damit kein Apfelsaft. Die veröffentlichte Jobanzeige ist nicht echt, sondern ein Aprilscherz. Der Gedanke dahinter ist aber ernst.

Vor allem Wildbienen verlieren Lebensraum

60 Prozent aller Heuschrecken und Wildbienenarten gelten nach Informationen des niedersächsischen Umweltministeriums als bedroht. "Wir befinden uns in der Zeit des globalen Insektensterbens", sagt auch Gertje Petersen, die Leiterin des Bieneninstituts in Celle. "Und das lässt sich nur schwer aufhalten." Das liege vor allem daran, dass immer mehr Lebensräume verloren gehen. Darunter leiden vor allem die Wildbienen. Honigbienen seien dagegen nicht bedroht, so Petersen. "Honigbienen sind Nutztiere. Das bedeutet, dass sie von den Imkerinnen und Imkern betreut und gepflegt werden."

Forderung: Ökologische Themen wieder als politischen Schwerpunkt

Ein Zettel, auf dem eine Jobanzeige steht: Bestäuber gesucht
Diese Jobanzeige ist nur ein Aprilscherz. Dahinter steckt aber ein ernstes Thema: das Insektensterben.

Mit der "Bestäuber gesucht"-Jobanzeige möchte der Saft-Produzent aus dem Wendland auf das Insektensterben aufmerksam machen. "In der aktuellen Politik werden die ökologischen Themen beiseite gedrängt. Andere Themen bestimmen die Agenda", sagt Jurek Voelkel, einer der Geschäftsführer. Er will sich dafür einsetzen, dass heimische Insekten besser geschützt, Regeln für Pflanzenschutzmittel verschärft und die ökologische Landwirtschaft stärker gefördert wird. "Es ist nicht möglich, dass wir von den Bäuerinnen und Bauern immer mehr fordern, ihnen aber für Mehrarbeit nicht auch mehr Geld bezahlen", so Voelkel.

Vielfältiger Obstbau tut Bienen gut

Von dem Szenario, dass Menschen tatsächlich Blüten bestäuben müssen, sind wir in Niedersachsen nach Einschätzung der Bienenexpertin Gertje Petersen noch weit entfernt. Der Obstbau sei hier traditionell geprägt von vielen kleineren Betrieben, die verschiedene Obstsorten anbauen - und nicht von riesigen Plantagen mit nur einer Apfel-, Birnen- oder Pflaumensorte. Trotzdem findet auch sie: Ein genauer Blick auf die Wildbienen und ihren Lebensraum hilft dabei, die Insekten zu verstehen und besser schützen zu können. "Bei den Wildbienen ist ganz schwer, den Rückgang zu dokumentieren, weil wir keine Daten haben, wie es früher war. Wir versuchen jetzt, wissenschaftlich zu beleuchten, was wir für Populationen haben und wo sie sich befinden", erklärt Petersen.

Die Distelblüte lockt und die Insekten kommen zu Besuch.

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Eine Biene in Nahaufnahme, die mit Pollen behangen ist und auf einen Löwenzahn fliegt.

Auch Blühstreifen wirken sich positiv auf Bienen aus - das zeigt eine Studie der Universitäten Göttingen und Halle.

Ein Forscher untersucht, wie sich das Vorhandensein eines Mindestmaßes von Unkraut auf bewirtschafteten Äckern auf die Insektenvielfalt auswirkt.

Jan Fragel war auf einem Versuchsacker in Rittmarshausen und hat sich angeschaut, wie das praktisch funktioniert.

Dieses Thema im Programm:

NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 01.04.2025 | 19:30 Uhr

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