Einzelner Eichenprozessionsspinner in Großaufnahme auf einem Blatt.

Niedersachsen Eichenprozessionsspinner breiten sich aus - Freibad gesperrt

Stand: 27.06.2024 06:57 Uhr

Nach dem milden Winter könnten sich die Raupen des Eichenprozessionsspinnerns in Niedersachsen jetzt massiv verbreiten. Das erklärte das Landesgesundheitsamt. Das Waldbad Lohne musste deshalb geschlossen werden.

Das Freibad im Landkreis Vechta wurde am Mittwoch wegen des Eichenprozessionsspinner-Befalls gesperrt, heißt es auf der Website der Einrichtung. Mindestens bis einschließlich Donnerstag bleibt es demnach geschlossen. Bäume auf dem Gelände seien stark von den Raupen des Falters befallen - ihre Brennhaare können Atemprobleme und allergische Reaktionen auslösen. Betroffen ist der gesamte Liegebereich. Eine Spezialfirma soll die Raupennester im Freibad Lohne nun entfernen.

Massenvermehrung der Raupen befürchtet

Heiße Sommer sowie milde Winter und Frühjahre kommen den Eichenprozessionsspinnern zugute. "Nachdem der letzte Winter quasi ausgefallen ist, kann es in Niedersachsen lokal zur Massenvermehrung der haarigen Raupen kommen", erklärte das niedersächsische Landesgesundheitsamt. Gegenüber NDR Niedersachsen warnt das Amt vor den Raupen und rät, jeden Kontakt zu vermeiden. Denn deren Härchen enthalten ein Nesselgift, das bei Hautkontakt oder beim Einatmen verschiedene Wirkungen - zum Teil auch heftige allergische Symptome - auslösen kann.

"Jahr der Eichenprozessionsspinner" in Gifhorn

Der Landkreis Gifhorn spricht gegenüber NDR Niedersachsen sogar von einem "Jahr der Eichenprozessionsspinner". Im Vergleich zum Vorjahr sind demnach noch mehr Bäume befallen. Außerdem gebe es Hotspots, in denen trotz der Bekämpfungsmaßnahmen der Befall stark sei oder die Maßnahmen nicht den gewünschten Effekt erzielen.

Oldenburg: Neue Strategie zur Beseitigung

Auch in Oldenburg werden in diesem Jahr besonders viele Eichenprozessionsspinner erwartet. Den Angaben zufolge erreichen die Stadt schon jetzt täglich neue Meldungen über befallene Bäume. Erstmals setzt der Landkreis für die Bekämpfung Fadenwürmer in einer Sprühlösung ein: Sogenannte Nematoden dringen in die Raupen ein und töten sie ab, sind für andere Lebewesen aber ungefährlich.

Erste Einsätze in Lüneburg 2024 besonders früh

Auch in Lüneburg zeigen sich die Folgen des warmen Winters: In diesem Jahr habe es früher als in den vergangenen Jahren die ersten Einsätze gegen Eichenprozessionsspinner gegeben. "Schon jetzt ist die Zahl der Einsätze fast so hoch wie im gesamten Vorjahr", sagt die Stadt Lüneburg auf NDR Anfrage.

Regen verzögert Ausbreitung der Eichenprozessionsspinner im Emsland

Im Emsland hat das recht kühle und nasse Frühjahr dem milden Winter entgegengewirkt und den Eichenprozessionsspinner-Befall verzögert, heißt es vom Landkreis Emsland. Daher seien im Vergleich zum vergangenen Jahr nach aktuellem Stand weniger und kleinere Nester an den Straßen im Zuständigkeitsbereich des Landkreises Emsland vorhanden. Mit der Bekämpfung der Nester werde deshalb erst jetzt begonnen.

Ein Mitarbeiter einer Schädlingsbekämpfungsfirma saugt Eichenprozessionsspinner vom Stamm einer Eiche ab.

So werden die Eichenprozessionsspinner vom Stamm einer Eiche abgesaugt.

Ohne Eichen keine Eichenprozessionsspinner

Regionen ohne zusammenhängende Eichenbestände sind nach Angabe von Experten von den Eichenprozessionsspinnern nicht bis kaum betroffen. Dazu hören unter anderem der Landkreis Friesland und Göttingen.

Gesundheitsgefahr durch Nesselgift Thaumetopoein

Die Raupen tragen giftige Brennhaare, etwa 600.000 pro Tier. Sie enthalten das Nesselgift Thaumetopoein. Ein kleiner Windstoß genügt, um die feinen Härchen abzubrechen und bis zu hundert Meter durch die Luft zu transportieren. Auch wenn sich die Raupen bereits gehäutet haben und zu harmlosen Faltern geworden sind, bleiben Millionen der Haare in den Nestern zurück. Bei Berührung löst das in den Haaren enthaltene Nesselgift auch dann noch Hautausschläge mit intensivem Juckreiz aus.

Nest entdeckt? Bekämpfung Experten überlassen

Nestern sollte man sich nur in Einmal-Schutzbekleidung und mit einer Atemmaske nähern. Experten raten jedoch davon ab, die Nester selbst abzutragen. Professionelle Schädlingsbekämpfer saugen die Nester mit Industriestaubsaugern ab. Anschließend müssen sie sachgerecht entsorgt werden, z. B. durch Verbrennung in geschlossenen Anlagen.

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Hallo Niedersachsen | 26.06.2024 | 19:30 Uhr