Neuer Chefermittler für CumEx-Ermittlungen

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CumEx-Ermittlungen: Nachfolge für Chefermittlerin gefunden

Stand: 03.05.2024, 10:52 Uhr

Anne Brorhilkers Rückzug hat bundesweit Wellen geschlagen. Ende Mai verlässt die Staatsanwältin die Justiz. Jetzt steht ihr Nachfolger fest.

Von Christoph Ullrich Christoph Ullrich

Tim Engel heißt der neue Chefermittler für einen der größten Betrugsfälle der bundesdeutschen Rechtsgeschichte. Das hat Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) im Rechtsausschuss des Landtags bekannt gegeben. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Köln habe mit Engel unter hohem Zeitdruck einen Nachfolger für die renommierte Brorhilker gefunden.

Tim Engel wird Brorhilkers Nachfolger

Der 50-Jährige wird ab Juni die Leitung der CumEx-Hauptabteilung übernehmen, bisher hat er als Oberstaatsanwalt die Abteilungen der allgemeinen Wirtschaftskriminalität in Köln geleitet. Mit "CumEx", so teilt es ein Sprecher der Staatsanwaltschaft mit, habe er sich "während seiner Abordnung zum Justizministerium intensiv befasst, wo er zwischen 2020 und Februar 2023 unter anderem für das Sachgebiet des Wirtschaftsrechts zuständig war".

Tim Engel

Tim Engel

Er rechne Anne Brorhilker bei diesem Übergang besonders an, dass sie im Mai eine Einarbeitung Engels möglich mache, so Limbach. In Justizkreisen sei eine solche Übergabe eher ungewöhnlich. Der Grüne Minister sieht durch den Abgang Brorhilkers die Arbeit der Hauptabteilung nicht gefährdet.

Es arbeiten dort "hervorragende Staatsanwälte", man habe die personellen Kapazitäten erhöht, führte Limbach weiter aus. Die 50-Jährige Brorhilker hatte Ende April ihren Rückzug aus der Justiz verkündet. In einem Interview mit dem WDR begründete sie ihren Schritt unter anderem mit der schwach aufgestellten Justiz. Sie wechselt als Geschäftsführerin zur Nichtregierungsorganisation "Finanzwende", die sich der Aufklärung von Finanzkriminalität verschrieben hat.

Schaden bei mehreren Milliarden

Bei den sogenannten CumEx-Geschäften handelt es sich um einen Steuerbetrug, der in einer rechtlichen Grauzone angewandt wurde. Dabei geht es um Steuerbescheinigungen für Aktien, die am Ende aber nie tatsächlich im Besitz der entsprechende Akteure waren. Mit den Bescheinigungen wurden Steuern erstattet, die somit nie gezahlt worden sind. Der Schaden soll sich Berechnungen zufolge inzwischen auf über 30 Milliarden Euro belaufen.

Exklusiv-Interview: Cum-Ex Chefermittlerin spricht über ihre Kündigung

WDR 22.04.2024 17:25 Min. UT Verfügbar bis 22.04.2026 WDR Von Massimo Bognanni, Nicole Rosenbach

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