Nordrhein-Westfalen 13 Festnahmen bei Razzia gegen irakisch-kurdisches Schleuser-Netzwerk
Bei einem internationalen Polizeieinsatz gegen ein irakisch-kurdisches Schleuser-Netzwerk sind am Mittwoch 13 Verdächtige verhaftet worden, acht davon in Deutschland. Das teilte Europol am Donnerstagabend mit. Das Netzwerk soll Flüchtlinge von Nordfrankreich über den Ärmelkanal bis Großbritannien geschleust haben.
Einen erneuten großen Schlag gegen Schleuserkriminalität, so nannte Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Großrazzia. Die Spezialeinheiten der Polizei waren unter anderem in Essen, Gelsenkirchen und Bochum im Einsatz.
Schon am Mittwochmorgen untersuchten sie Häuser, Lagerräume und auch eine Flüchtlingsunterkunft. Die Ermittler fanden dabei unter anderem 21 Schlauchboote, 24 Motoren, 100 Pumpen und 76 Schwimmwesten für die Überfahrt von Flüchtlingen.
Die Flüchtlingsunterkunft befindet sich nach Angaben der WAZ in Altenessen-Süd. Dort haben die Fahnder nach einem Iraker gesucht, der bislang nicht auffällig gewesen sein soll. Die Einsatzkräfte haben den Mann aber nicht angetroffen.
Hunderte Polizisten im Einsatz - auch GSG 9
Bundespolizisten im Einsatz bei der Razzia
Insgesamt waren in NRW und Baden-Württemberg laut Bundespolizei über 500 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Auch mehr als 20 französische Ermittlerinnen und Ermittler sowie drei Europol-Experten waren dabei.
Wie das ARD-Hauptstadtstudio aus Sicherheitskreisen erfuhr, waren wegen der teils erheblichen Gefährlichkeit der Verdächtigen auch Kräfte der Spezialeinheit GSG 9 im Einsatz - bekannt ist diese insbesondere als Anti-Terror-Einheit.
Schmuggel mit Schlauchbooten
Die Razzia gegen Schleuser in Essen
Die Tatverdächtigen des irakisch-kurdischen Schleuser-Netzwerks sollen den Schmuggel "irregulärer Migranten aus dem Mittleren Osten und Ostafrika" von Frankreich nach Großbritannien "mithilfe nicht EU-zertifizierter Schlauchboote minderer Qualität" ermöglichen, wie die Bundespolizei dem WDR mitteilte.
Die Razzia wurde von einer eigenen Europol-Taskforce koordiniert, so die Bundespolizei weiter.
Razzia in Gelsenkirchen
Dem jüngsten Einsatz sind demnach frühere Einsätze in Belgien, Frankreich und Deutschland "gegen ein anderes kriminelles Netzwerk" vorausgegangen. Dabei wurden im Februar 19 mutmaßliche Schleuser festgenommen.
Dutzende Tote bei Ärmelkanal-Überfahrt allein in diesem Jahr
Seit Jahren überqueren Migrantinnen und Migranten in großer Zahl von Nordfrankreich aus den Ärmelkanal, um Großbritannien zu erreichen. Schleuser pferchen die Menschen auf überfüllte Schlauchboote, die bei der Überfahrt nicht selten sinken. Dabei kamen nach Polizeiangaben in diesem Jahr bereits 72 Migranten ums Leben, wie die Zeitung "Le Parisien" im vergangenen Monat berichtete.
Großbritannien versucht seit Längerem, die Migration über den Ärmelkanal auch mit französischer Hilfe einzudämmen und zahlt dafür Millionensummen an Paris.
Unsere Quellen:
- Sicherheitskreise gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio
- Mitteilung der Bundespolizei
- Mitteilung von Europol
- Nachrichtenagentur dpa
- Bericht der "Bild"-Zeitung
- Bericht der WAZ