Trump vor dem DAX

Hin und Her bei Trumps Zöllen: Das sollten ETF-Anleger beachten

Stand: 30.05.2025, 18:49 Uhr

Die Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump sorgt an den Börsen weltweit für Kursschwankungen. Was ETF-Privatanleger wissen sollten: Fragen und Antworten für alle, die Geld in ETFs angelegt haben oder neu investieren wollen.

Die Ankündigungen hoher Zölle durch US-Präsident Donald Trump beschäftigen mittlerweile nicht nur Unternehmen und Anleger, sondern auch Gerichte. Das in den USA für den internationalen Handel zuständige Gericht erklärte sie jüngst für rechtswidrig, was ein Berufungsgericht umgehend aufhob. Am Ende wird Trump mit seinen Zöllen, die er mal hochschraubt, dann wieder runter- oder gar aussetzt, wohl vor dem höchsten US-Gericht landen - dem Supreme Court. Das alles hat das Potenzial, Anlegerinnen und Anleger zu verunsichern.

Mehr als zwölf Millionen Menschen in Deutschland investieren in Aktien, Fonds und ETFs, heißt es vom Deutschen Aktieninstitut. Was bedeutet das alles für den eigenen ETF-Sparplan?

Die Fragen im Überblick:

Wie wirkt sich Trumps Zoll-Politik auf meinen ETF-Sparplan aus?

Donald Trump, US-Präsident, verkündet mit einer Tafel in der Hand neue Zölle

Donald Trump, US-Präsident, verkündet mit einer Tafel in der Hand neue Zölle.

Wenn Trump hohe Zölle ankündigt, ist das für betroffene Unternehmen eine Last. Sie erwarten Einbußen. Viele Anleger, die in Aktien solcher Firmen investiert haben, erwarten somit weniger Einnahmen durch jährliche Gewinnbeteiligungen oder spätere Aktienverkäufe. Also verkaufen sie schon jetzt. Wenn viele Anleger auf einmal verkaufen, rauschen die Aktienkurse ab.

Das muss nicht automatisch auch für ETFs gelten. ETF steht für Exchange Traded Fund, also börsengehandelter Indexfonds. Das ist ein ganzes Paket aus zahlreichen, oft mehr als 1.000 Aktien. Kursverluste einzelner Aktien machen sich darin kaum bemerkbar - Verluste vieler Aktien jedoch schon.

Bemerkbar macht sich außerdem: Viele ETFs sind in US-Dollar notiert, auch wenn die Bank oder der Depot-Anbieter in Deutschland den Wert in Euro umrechnet. Wenn also der Dollarkurs sinkt, senkt das letztlich auch den Wert des ETF ab. Das betrifft zum Beispiel die vielen ETFs auf den beliebten MSCI World Index. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre bot dieser Renditen von knapp 7,8 Prozent jährlich. Im Jahr 2025 ist der Index allerdings bisher mit etwa 10 Prozent im Minus.

Was sollte ich als Kleinanleger jetzt tun?

Herman-Josef Tenhagen im Portrait auf einer Veranstaltung

Hermann-Josef Tenhagen, Finanztip-Chefredakteur

Wer Geld für seine Altersvorsorge in einen ETF-Sparplan investiert, also regelmäßig Geld in diesen Fonds einzahlt, solle möglichst Ruhe bewahren, raten viele Expertinnen und Experten, zum Beispiel auch die Organisation Geld und Verbraucher in Heilbronn. Mehr Gelassenheit empfiehlt auch Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen. Das sagte er bereits im April im WDR-Interview und sieht sich auf Nachfrage auch im Mai bestätigt.

"Man muss das aussitzen." Hermann-Josef Tenhagen, Finanztip-Chefredakteur

"Im April ging es ordentlich runter, mittlerweile ist der wesentliche Teil wieder reingeholt", so Tenhagen. Grundsätzlich gelte: Wer auf ETFs setzt, sollte einen Anlagehorizont von 10 bis 20 Jahren im Blick haben. Im Rückblick auf die vergangenen 60 Jahre zeige sich: "Nach 15 Jahren ist man immer im Plus gewesen - mit einem, zwei Prozent Minimum und im Schnitt mit acht", sagt Tenhagen. Damit sei man deutlich besser gefahren als zum Beispiel mit Tages- oder Festgeld, wo die Zinsen meistens unter der Inflation gelegen hätten.

Börsenturbulenzen: "Muss man aussitzen"

WDR 5 Morgenecho - Interview 08.04.2025 05:50 Min. Verfügbar bis 08.04.2026 WDR 5


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Der beliebte MSCI World Index zum Beispiel, den viele ETFs nachbauen, hat sich selbst von drastischen Kurseinbrüchen stets erholt und ist auf lange Sicht weiter angestiegen. Finanztip nennt unter anderem diese historischen Einbrüche, von denen der MSCI World derzeit weit entfernt ist:

  • 1973/74, erste Ölkrise: minus 52 Prozent in 24 Monaten
  • 1987, Börsencrash in den USA: minus 28 Prozent in drei Monaten  
  • 1989/90, Rezession USA und Irak-Krise: minus 36 Prozent in 13 Monaten
  • 2000-2003, geplatzte Technologieblase (Dotcom-Krise): minus 54 Prozent in 31 Monaten
  • 2007-2009, Finanzkrise: minus 48 Prozent in 16 Monaten

"Die Diskussion ist nur deswegen aufgeregter, weil es erratischer ist", erklärt Tenhagen. Bei den großen Krisen habe man eine Erklärung gehabt, jetzt gehe es hin und her. In Teilen werde sogar die Globalisierung infrage gestellt, was es bei früheren Krisen nicht gab: "Das macht den Leuten an Kapitalmärkten und in global agierenden Unternehmen graue Haare."

Was sollte ich tun, wenn ich in diesem oder nächsten Jahr Geld aus meinem ETF brauche?

"Wenn man Geld auf einem Depot hat, was man dieses Jahr noch braucht, dann holt man das jetzt zeitnah da raus", rät Tenhagen und nennt als Beispiele die Anschaffung einer neuen Küche, eines neuen Autos oder die Solaranlage auf dem Dach, die finanziert werden soll. Das Geld könne man dann auf einem Tages- oder Festgeld-Konto parken. Dann verpasse man zwar mögliche Wertsteigerungen, aber habe auch nicht das Risiko, dass die Kurse noch deutlicher Fallen.

Langfristig richtige Strategien, die in der eigenen Situation weiterhin passend sind, sollte man nicht wegen kurzfristiger Entwicklungen aufgeben. Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW
Ralf Scherfling im Porträt

Ralf Scherfling

Dies empfiehlt auch die Verbraucherzentrale NRW Anlegern, die "mittelfristig Geld benötigen" und denken, dass sich der Kurs bis dahin nicht erholt: "Sie könnten den für das mittelfristige Ziel benötigten Betrag solange ohne Kursrisiko auf einem Festgeldkonto anlegen", sagt Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW.

Wenn die Zeit dies zulasse, könne man auch "den eigenen Notgroschen - hier empfehlen wir mindestens drei Nettogehälter - etwas aufstocken, um flexibel reagieren zu können und eine Entscheidung erst treffen, wenn sich die Finanzmärkte wieder beruhigt haben".

Wer am Ende der Sparphase seines ETFs ist und das Geld bald für den Ruhestand braucht, sollte so wenig wie möglich davon auf einmal verkaufen, empfiehlt die Finanztip-Redaktion. Denn das entnommene Geld könne langfristig nicht bei einer potenziellen Erholung der Kurse mitgehen. Entnehmen und auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten lagern sollte man demnach nur so viel, dass es zum Beispiel für die nächsten drei Jahre reicht.

Wer nicht muss, sollte derzeit nicht verkaufen: "Wie lange die aktuelle Situation noch anhalten wird und wie weit sich der Rückgang möglicherweise noch fortsetzt, ist schwer zu sagen. Aber wer einen langfristigen Zeithorizont hat, wird auch diese Krise aussitzen können", sagt Scherfling.

Sollte ich zu einem ETF wechseln, in dem weniger US-Aktien vertreten sind?

Die Vermögensverwaltung Amundi hat Mitte Mai mitgeteilt, dass im April 8,5 Milliarden Euro europäischer Anleger in europäische Aktien-ETF flossen, während in US-Pendants im gleichen Zeitraum zwei Milliarden Euro abgezogen wurden. Das bestätige einen seit Jahresbeginn zu beobachtenden Trend.

Der MSCI World Index besteht aus knapp 1.400 einzelnen Unternehmen aus 23 Ländern. Aber mehr als 70 Prozent sind US-Aktien. Ist dieses Übergewicht ein Problem? Nicht unbedingt, sagte Saidi Sulilatu, zweiter Chefredakteur Finanztip, Mitte März dem WDR. Zumindest sei nicht der US-Markt für ihren Erfolg entscheidend, denn die großen US-Firmen wie Apple oder Amazon würden ihr Geld in der ganzen Welt erwirtschaften. "Insofern ist der MSCI schon ein gutes Abbild der Weltwirtschaft."

Trotzdem kann es angesichts der US-Zoll-Politik sinnvoll sein, ETFs zu wechseln. Stiftung Warentest hat dazu jüngst einige Tipps gegeben. Zum Beispiel gibt es ETFs auf den MSCI World Ex USA - Weltaktien ohne die Vereinigten Staaten. Eine Alternative ist der MSCI World Equal Weighted. Dort zählen alle Unternehmen gleich viel. Möglich ist auch der MSCI USA Ex Mega Cap Select - US-Aktien ohne die Mega-Unternehmen. Außerdem nennt Stiftung Warentest den Gerd Kommer Multifactor ETF.

"Wer will, kann den Anteil an europäischen ETFs erhöhen. Dies kann helfen, das eigene Portfolio breiter aufzustellen", sagt auch Scherfling. Es spreche "grundsätzlich nichts gegen eine stärkere europäische Beimischung".

Was muss ich als Neuanleger beachten?

Weder Tenhagen noch Scherfling sehen ein Problem darin, jetzt in den Markt einzusteigen. Wichtig sei immer, dass man sich über die Langfristigkeit der Anlage im Klaren ist. Mindestens zehn Jahre seien nötig, um "kurz- und mittelfristige Kursrückgänge von einigen Monaten oder gar Jahren aussitzen" zu können, so Scherfling.

Es gebe keinen Grund zu warten, wenn man für sich entschieden habe, über Sparpläne in ETFs einzusteigen oder weitere Anteile zu kaufen. Der "vermeintlich perfekte Kaufzeitpunkt" sei "nicht oder nur zufällig" zu erwischen.

Das sieht Tenhagen genauso und empfiehlt in "unruhigen Zeiten" wie Scherfling eine mögliche Stückelung der Einlagen. Nachdem man einen Sparplan erstellt habe, könne man über mehrere Monate nach und nach die für sich passende Summe einzahlen. Dabei solle man gleichermaßen Ärger wie Freude einkalkulieren, weil niemand wisse, wohin die Kurse gehen.

Kann "TACO" mir mehr Sicherheit geben?

Wie es mit Trumps Zollpolitik weitergeht, kann niemand wirklich vorhersagen. In den USA musste sich der US-Präsident in einer Pressekonferenz gerade zum "TACO Trade" äußern. Dabei geht es um die dem Financial-Times-Kolumnisten Robert Armstrong zugeschriebene Abkürzung für "Trump always chickens out", was auf Deutsch heißt, dass er immer einen Rückzieher macht.

Ob seinen vollmundigen Ankündigungen tatsächlich keine nachhaltigen Taten folgen, kann niemand sicher sagen, doch Tenhagen hat im Mai schon eine deutlich unaufgeregtere Diskussion um Trumps Zollpolitik festgestellt: "Man preist das ein bisschen ein, dass es hin und her geht." Auch scheinen die Gerichtsurteile zu bestätigen, dass der US-Präsident eben nicht alles machen könne.

Unsere Quellen:

  • ARD-Finanzredaktion
  • WDR-Interview mit Hermann-Josef Tenhagen vom Verbraucherportal Finanztip
  • WDR-Interview mit Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW
  • Stiftung Warentest: "MSCI World im Minus - Was sollten Anleger:innen jetzt tun?" und "ETF-Trend: Anlegen mit weniger USA"
  • Nachrichtenagenturen dpa, AP, AFB
  • WDR-Interview mit Saidi Sulilatu, zweiter Chefredakteur von Finanztip