Böller und Feuerwerk in der Silvesternacht

Rheinland-Pfalz Edeka-Händler aus Speyer verzichtet auf Feuerwerk-Verkauf

Stand: 19.12.2024 11:37 Uhr

Großes Lob für einen Supermarkt aus der Vorderpfalz: Die Firma Stiegler aus Speyer verkauft kein Feuerwerk mehr. Das ist vorbildlich, meint die Deutsche Umwelthilfe.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert ein Böllerverbot, also dass Privatleute keine Raketen und Böller an Silvester mehr zünden dürfen. Als positives Beispiel nennt der Verein die Firma Edeka-Stiegler, die in ihren neun Filialen in der Vorderpfalz freiwillig den Verkauf von Feuerwerk in den Tagen vor Silvester eingestellt hat.

"Jahr für Jahr kommt es zu Todesfällen bei Menschen und etlichen Tieren, die sich ganz einfach vermeiden ließen", sagte der DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch laut einer Mitteilung." Auch die Baumarktkette Hornbach aus Bornheim in der Südpfalz bietet keine Raketen und Böller mehr an.

Was ist die Deutsche Umwelthilfe?
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wurde 1975 gegründet und setzt sich für Umwelt- und Verbraucherschutz ein. 2004 erkannte das Bundesverwaltungsamt die DUH als klageberechtigten Verbraucherschutzverband an, seit 2008 darf sie auch in Umweltfragen vor Gerichte ziehen. Seit 2012 darf sie Klagen eigenständig führen, etwa zur Erreichung von Fahrverboten. Die DUH war beispielsweise an der Einführung des Pfands für Getränkedosen beteiligt und spielte eine große Rolle beim Dieselskandal. In der Kritik steht die DUH unter anderem wegen ihrer Finanzierung. Ihr Budget setzt sich zum Teil zusammen aus Steuergeldern, die Ministerien oder die EU als Fördermittel an gemeinnützige Organisationen vergeben, und aus dem Geschäft mit Abmahnungen, für die eine DUH-Abteilung zuständig ist. Sie sammelt jedes Jahr rund drei Millionen Euro an Strafgeldern ein - das sind gut 30 Prozent der Gesamteinkünfte. Der Rest des Budgets stammt von Spendern. In der Vergangenheit waren unter ihnen auch Unternehmen, etwa Hersteller von Dieselrußfiltern, wofür die DUH heftig kritisiert wurde. So auch für die Zusammenarbeit mit dem Autokonzern Toyota, der diese allerdings 2018 beendete. Im Sommer 2019 entschied der Bundesgerichtshof über die umstrittene Abmahnpraxis der DUH und stellte fest, dass die Geschäftstätigkeit der Deutschen Umwelthilfe "nicht rechtsmissbräuchlich" ist.

Mit einer Petition versucht die Umwelthilfe, den Verkauf von Böllern und Raketen an Privatleute zu verbieten. Dazu müssten laut DUH nur zwei Sätze aus dem deutschen Sprengstoffgesetz gestrichen werden.

Benjamin Stiegler, der gemeinsam mit seinem Bruder neun Edeka-Märkte in der Vorderpfalz betreibt, verkauft in seinen Geschäften kein Silvester-Feuerwerk mehr. Und zwar aus Umwelt- und Tierschutzgründen.

Benjamin Stiegler, der gemeinsam mit seinem Bruder neun Edeka-Märkte in der Vorderpfalz betreibt, verkauft in seinen Geschäften kein Silvester-Feuerwerk mehr. Und zwar aus Umwelt- und Tierschutzgründen.

Lebensmittelhändler verkauft seit drei Jahren keine Raketen

Die Brüder Benjamin und Sven Stiegler verkaufen in ihren neun Supermärkten bereits seit drei Jahren kein Feuerwerk mehr. "Wir besitzen Hunde und wissen, wie sehr die Tiere unter dem Getöse und der Knallerei leiden", berichtet Benjamin Stiegler.

Viele Argumente sprechen gegen den Verkauf

Feuerwerk schade zudem der Umwelt. Außerdem geraten immer wieder Rettungskräfte durch unsachgemäßen Gebrauch der Böller und Raketen in gefährliche Situationen, argumentiert Benjamin Stiegler. Aus diesen Gründen verzichten die zwei Brüder in ihren Läden auf den Feuerwerk-Verkauf, auch wenn ihnen dadurch viel Umsatz entgeht.

Umweltdezernentin Irmgard Münch-Weinmann aus Speyer

Speyers Umweltdezernentin Irmgard Münch-Weinmann hofft, dass die neue Regelung auch Besitzer bisheriger Schottergärten anregt, umzudenken.

Lob von Speyers Umweltdezernentin

Lob für die Einzelhändler Stiegler und Hornbach kommt auch aus der Pfalz. "Die trauen sich wirklich was", sagt die Umweltdezernentin der Stadt Speyer, Irmgard Münch-Weinmann (Grüne). "Ich wünsche mir, dass andere Händler nachziehen."

Die Umweltdezernentin verweist auf Müllberge, Feinstaubbelastung und verstörte Tiere als Folgen der privaten Böllerei an Silvester.

Auch Tierschützer wünschen sich Feuerwerk-Verbot

Auch die Leiterin des Tierheims Frankenthal, Simone Jurijiw ist begeistert. "Es geht nicht nur um die Haustiere von Privatleuten, die durch das Feuerwerk total verschreckt und verängstigt werden", meint sie. "Auch die Wildtiere leiden. Zum Beispiel werden Vögel aufgeschreckt und fliegen in Panik orientierungslos in der Dunkelheit herum."

Die Leiterin des Tierheims Frankenthal, Simone Jurijiw, freut sich sehr, dass immer mehr Händler in der Region kein Feuerwerk mehr verkaufen. Das Knallen der explodierenden Böller und Raketen ist für viele Haustiere, aber auch für freilebende Wildtiere, der reinste Horror.

Die Leiterin des Tierheims Frankenthal, Simone Jurijiw, freut sich sehr, dass immer mehr Händler in der Region kein Feuerwerk mehr verkaufen. Das Knallen der explodierenden Böller und Raketen ist für viele Haustiere, aber auch für freilebende Wildtiere, der reinste Horror.

Feuerwerk-Umsatz beträgt 180 Millionen Euro

Silvester 2022 und 2023 wurde in Deutschland jeweils Feuerwerk im Wert von 180 Millionen Euro verkauft, schreibt das Statistik-Portal "Statista". Das seien Spitzenwerte, die nie zuvor erreicht worden sind.

Sendung am Do., 19.12.2024 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4

Unglücke mit Feuerwerk