In der Nacht auf Sonntag, 27. Oktober, wird die Uhr wieder eine Stunde zurückgestellt.

Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Experte zu Zeitumstellung: Die Stunde mehr tut allen chronisch Übermüdeten gut

Stand: 25.10.2024 10:00 Uhr

Jedes halbe Jahr wieder: Die Zeitumstellung steht an. In der Nacht auf Sonntag werden die Uhren eine Stunde zurück auf die Winterzeit gestellt. Laut Fachleuten verläuft diese Umstellung für die allermeisten Menschen reibungsloser als die im Frühjahr.

Am Sonntag, 27. Oktober, wird um 3 Uhr in der Nacht die Uhr um eine Stunde zurück auf 2 Uhr gestellt. Wir können somit eine Stunde länger schlafen. Damit wechseln wir von der mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) zurück in die mitteleuropäische Zeit (MEZ), auch mitteleuropäische Normalzeit genannt.

Wann ist die Zeitumstellung?

Die Regel dahinter ist: Immer am letzten Sonntag im Oktober erfolgt die Zeitumstellung auf die Winterzeit. Am letzten Sonntag im März ist dann wieder die Umstellung auf die Sommerzeit. Die Sommerzeit 2025 beginnt also in der Nacht auf den 30. März.

Wir sind eine chronisch schlafdeprivierte Gesellschaft - da tut es gut, eine Stunde mehr Schlaf zu bekommen. Hans-Günter Weeß, Schlafforscher am Pfalzklinikum

Für die meisten Menschen verlaufe die Umstellung auf die Winterzeit reibungsloser als die Umstellung auf Sommerzeit, sagt Schlafforscher Hans-Günter Weeß. Er leitet am Pfalzklinikum in Klingenmünster das Schlafzentrum. "Uns wird eine Stunde geschenkt und wir werden mit etwas mehr Schlaf am Sonntag ausgeschlafener sein", sagt er. "Wir sind eine chronisch schlafdeprivierte Gesellschaft - da tut es gut, eine Stunde mehr Schlaf zu bekommen."

Viele Menschen tun sich jedes Mal schwer mit der Zeitumstellung. Wir haben in der Innenstadt von Tübingen nachgehorcht:

Weitere spannende und nützliche Fakten rund um die Zeitumstellung:

Expertentipps fürs Einschlafen - unabhängig von Zeitumstellung

"Jeder muss so viel schlafen, wie es seine Gene vorgeben", sagt Schlafforscher Weeß. Bei den meisten Menschen bewege sich das zwischen sieben und neun Stunden pro Nacht, könne aber variieren. So sage man Einstein nach, er habe zehn Stunden gebraucht, Napoleon lediglich vier.

Dann sei es wichtig, dass wir abends abschalten, sagt Weeß: "Innerlich Feierabend machen. Wir müssen die großen und kleinen Probleme vor der Schlafzimmertür lassen und uns schöne Gedanken machen. Das ist die Autobahn in die schlafförderliche Entspannung und in den süßen, erholsamen Schlummer."

Vor oder zurück - wie merke ich mir das am besten?

Eine der bekanntesten Eselsbrücken ist der Vergleich mit Gartenmöbeln: Im Sommer werden die Gartenmöbel nach draußen VOR das Haus gebracht. Also wird die Uhr VORgestellt. Im Herbst oder zu Beginn des Winters werden die Gartenmöbel ZURÜCK ins Haus oder den Schuppen gestellt. Genau so stellt man auch die Uhr ZURÜCK.

Warum wird die Uhr eigentlich mitten in der Nacht umgestellt?

Weil mitten in der Nacht die meisten Menschen schlafen. Und nicht nur das: Generell steht das Leben vielerorts recht still um 2 Uhr nachts - etwa im Öffentlichen Personenverkehr. So eine Zeitumstellung betrifft schließlich auch Fahrpläne.

Wie die Deutsche Bahn erklärt, ist die Umstellung auf die Sommerzeit problemlos - da fallen nur Verbindungen aus, ohne dass man es merkt. Die Umstellung auf die Winterzeit ist schwieriger. Denn dann müssen die Züge eine Stunde lang im Bahnhof halten, damit der Fahrplan nicht durcheinander kommt.

War da nicht mal was mit Abschaffung der Zeitumstellung?

Bei einer EU-Umfrage zur Zeitumstellung vor gut fünf Jahren waren gut 80 Prozent der Befragten für das Ende der Zeitumstellung. Die EU würde gerne dem Willen der Bürger folgen - nur in welche Richtung? Die Einzelstaaten haben noch nicht entschieden: Immer Sommerzeit? Immer Winterzeit? Sollen die drei Zeitzonen innerhalb der EU (Westeuropäische Zeit, Mitteleuropäische Zeit, Osteuropäische Zeit) neu sortiert werden? Bis heute ist keine Lösung in Sicht.

Dabei sprachen sich 84 Prozent der rund 4,6 Millionen Teilnehmer, darunter 3 Millionen Deutsche, für eine Abschaffung aus. Die meisten Menschen votierten für eine dauerhafte Sommerzeit. Doch insgesamt scheint es ein sehr deutsches Thema zu sein: Wie die Umfragebeteiligung zeigt, scheint es den meisten Menschen in Europa eher egal zu sein.

Wieso soll eigentlich an der Zeitumstellung gerüttelt werden?

Kritiker argumentieren, dass die zweimalige Umstellung pro Jahr den Biorhythmus von Menschen und auch von Nutztieren durcheinander bringt. Das führe bei vielen Menschen zu gesundheitlichen Problemen, darunter vor allem Schlafprobleme und Konzentrationsschwierigkeiten.

Vor allem die Umstellung auf Sommerzeit Ende März bereite ernstere Probleme, sagt Schlafforscher Weeß vom Pfalzklinikum: "Wir stellen in einigen Studien fest, dass am Montag nach der Umstellung Verkehrsunfälle zunehmen." Auch gebe es in der Woche darauf mehr Einweisungen in Krankenhäuser mit Verdacht auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zur Winterzeit sei das jedoch nicht nachgewiesen.

Fachleute: Zeitumstellung spart auch keine Energie

Wissenschaftler unterstreichen zudem, dass die Zeitumstellung, anders als zunächst vermutet, nicht zur Energieeinsparung beiträgt: Zwar werde im Sommer tatsächlich weniger Strom für Licht verbraucht. Im Frühjahr und Herbst werde jedoch in den Morgenstunden auch mehr geheizt.

Auch auf den Straßen kann es gefährlicher werden, vor allem bei der Umstellung auf Winterzeit: Denn nicht nur uns Menschen bringt die Zeitumstellung durcheinander. Auch Tiere müssen sich neu orientieren, vor allem Wildtiere in Straßennähe - wenn plötzlich mehr Autos zu anderen Tageszeiten unterwegs sind, als sie es gewohnt sind. Dadurch kommt es zu vielen Wildunfällen.

Wie schlimm das Ausmaß an Wildunfällen tatsächlich ist, hat SWR Wissenschaftsjournalist und Biologe Axel Wagner im Rahmen des Projekts "Stop Roadkill" zusammen mit dem Fraunhofer-Institut herausgefunden - und in einer Doku veröffentlicht.

YouTube-Video von SWR Doku: "Stop Roadkill! Tod im Sekundentakt - Was tun gegen Wildunfälle? | SWR Doku"

Sendung am Fr., 25.10.2024 5:00 Uhr, Guten Morgen RLP, SWR1 Rheinland-Pfalz

Mehr zum Thema Schlaf und Zeitumstellung