Ein Wegweiser zeigt auf einer Fotomontage zwei entgegengesetzte Richtungen mit den Begriffen FUNKLOCH und MOBILFUNK. Die Bundesnetzagentur verlängert die  Mobilfunkfrequenzen unter Auflagen. Die Mobilfunkanbieter müssen Funklöcher stopfen und den Empfang vor allem in ländlichen Regionen, an Autobahnen und Gleisen verbessern.Es soll auch ein Mindestgeschwindigkeit für Downloads geben.

Rheinland-Pfalz Baden-Württemberg Funkloch ade: Besserer Handy-Empfang dank Ausbaupflicht für Mobilfunk-Anbieter

Stand: 24.03.2025 16:59 Uhr

Tschüss Funklöcher! Die Bundesnetzagentur hat neue Ausbaupflichten für Mobilfunk-Anbieter beschlossen. Was das für den Empfang in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz bedeutet.

Die Bundesnetzagentur hat die Auktionen für Mobilfunkfrequenzen abgeschafft. Die drei großen Anbieter (Telekom, Vodafone, O2) müssen nun nicht mehr Milliarden Euro bieten: Ihre Lizenzen für die Frequenzen wurden um fünf Jahre verlängert. Gleichzeitig erhielten die Anbieter aber strenge Auflagen, um Funklöcher zu stopfen und den Empfang vor allem in ländlichen Regionen, an Autobahnen und Gleisen zu verbessern.

Dünn besiedelte Gebiete werden besser berücksichtigt

Dazu wurden von der Bundesnetzagentur auch die Richtlinien geändert: Bisher wurden die Ausbauziele im Handynetz pro Einwohner berechnet, jetzt gilt die Fläche. So wird die Bevölkerung in dünn besiedelten Regionen stärker berücksichtigt.

Player: audioWas die Bundesnetzagentur entschieden hat:

Auf der Mobilfunk-Deutschlandkarte der Bundesnetzagentur kann man genau in die Region rund um Wohnort, Arbeitsplatz oder Elternhaus zoomen: In den rotbraunen Flächen ist der Mobilfunkempfang sehr gut. Relativ gut ist es in den hellblauen Bereichen mit 4G-Empfang. In den dunkelblauen 2G-Fleckchen wird es problematisch.

Und wenn es innerhalb der dunkelblauen Tupfen schneeweiß wird. Dann sieht man die Funklöcher in Deutschland. Sie sollen bald verschwinden.

Besserer Empfang in Wandergebieten und in der Bahn

Besonders Wanderer und Mountainbiker etwa im Hochschwarzwald oder in der Eifel werden davon profitieren. Bald soll es auch dort relativ guten Mobilfunk geben. Außerdem muss bis 2030 eine Download-Geschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde auf 99,5 Prozent der Fläche Deutschlands möglich sein.

Durch eine technische Änderung wird derzeit auch schon der Handyempfang auf Bahnstrecken in Deutschland Stück für Stück besser. Die Umstellung wird allerdings noch einige Monate dauern. Die Bahn will außerdem durch neue Fensterscheiben in Fernverkehrszügen den Empfang erleichtern. Bisherige Scheiben blockieren teilweise Funkstrahlen.

Funklöcher behindern auch Polizeiarbeit

Bei der Beseitigung von Funklöchern geht es aber nicht nur um Freizeitaktivitäten. Funklöcher können auch die Arbeit von Unternehmen, Betrieben oder Behörden beeinträchtigen. So hat etwa die Polizei in ländlichen Gebieten oder in Kellern und Tiefgaragen teilweise keinen Empfang. Dies kann nach Auskunft der Polizeigewerkschaft zu gefährlichen Situationen führen.

Beispielsweise in der Eifel kennen Beamte rund ein Dutzend Ortschaften, in denen Funkstille herrscht: sieben im Eifelkreis Bitburg-Prüm und sechs in der Vulkaneifel.

Im Schwarzwald kursiert schon lange der "Witz", dass Funklöcher halt zur Gegend dazu gehören würden wie die Kuckucksuhren. Damit will sich allerdings kein Landrat oder Bürgermeister ernsthaft zufriedengeben.

Alle Netze für alle: Forderung nach nationalem Roaming - und Kritik

Der Deutsche Landkreistag forderte Ende 2024 ein nationales Roaming. Dadurch sollten schnell Lücken im Handynetz geschlossen werden. Nutzer eines Mobilfunknetzes könnten sich einfach in ein anderes Netz einwählen, wenn das eigene schlapp macht

Wenn wir es schaffen würden, dass Sie mit einem Telekom-Vertrag auch im Vodafone-Gebiet Netz haben, obwohl Sie den falschen Vertrag in der Tasche haben, hätte man schon viel gewonnen. Achim Brötel, Präsident des Deutschen Landkreistags, im Dezember 2024

Ob und ab wann Telekommunikationsanbieter in Deutschland verpflichtet werden können, ihre Netze für Kunden der Konkurrenz zu öffnen, ist unter Experten umstritten. Manche halten nationales Roaming für kein nachhaltiges Konzept.

Der Anreiz zum Netzausbau könnte so verloren gehen. Gerade in Baden-Württemberg gibt es einen hohen Waldanteil und viel Grenzgebiet mit Frankreich und der Schweiz.

Schlechter Handy-Empfang um den Bodensee

Auch in der Region Bodensee-Oberschwaben gibt es Funklöcher. Wer sein Handy beispielsweise in Schlier oder Fronreute im Kreis Ravensburg nutzen will, hat ein Problem. Genauso ist es in Ummendorf und Untersulmetingen im Kreis Biberach oder in Sipplingen (Bodenseekreis) und Gottmadingen (Kreis Konstanz).

Ausnahme-Regeln für 1&1 aus Montabaur

Für den Mobilfunkfrequenz-Neueinsteiger 1&1 ist die jetzt beschlossene Lizenz-Verlängerung eine eher schlechte Nachricht. Der Konzern aus Montabaur bleibt zunächst außen vor. Mit speziellen Regeln soll aber der Nachteil reduziert werden. 1&1 hatte erstmals 2019 eigene Frequenzen ersteigert und wollte sich weitere bei einer Auktion sichern.

Sendung am Mo., 24.3.2025 13:50 Uhr, SWR Aktuell Nachrichten - SWR Kultur

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