Rheinland-Pfalz Gymnasium in Lauterecken führt KI im Unterricht ein
ChatGPT, schreib ein Gedicht bitte! Google-Gemini, was ist die Wurzel von 169? Microsoft Copilot, bei welcher Temperatur schmilzt Eisen? Künstliche Intelligenz (KI) ist überall, jetzt auch im Unterricht an einer Schule in Lauterecken.
Kann Künstliche Intelligenz das Lernen in der Schule der Zukunft vielleicht irgendwann ersetzen? Für alle, die noch im 20. Jahrhundert geboren sind, vermutlich undenkbar. Aber Schülerinnen und Schüler von heute nutzen KI tatsächlich bereits im täglichen Leben. Auch in der Schule oder beim Hausaufgaben machen daheim, manchmal auch zum Leid der Lehrer.
Veldenz Gymnasium Lauterecken führt KI im Unterricht ein
Im Sommer ist die Idee bei Schulleiter Stefan Weber gereift. "Ohne KI geht nichts mehr, warum also nicht die Kompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer nutzen und sie an die Gymnasiasten weitergeben", hat sich der Mathe- und Physiklehrer gefragt. Nur kurze Zeit später hat die Lehrerschaft seine Idee zusammen mit den Schüler- und Elternvertretungen umgesetzt. Seit diesem Schuljahr ist KI-Unterricht also auf dem Lehrplan der Schule, allerdings ohne Noten.
Die Kinder lernen im Unterricht quasi alles, was KI so kann. Von den technischen Möglichkeiten, über Fake-News und Deep-Fakes, bis hin zu ethischen Problemen bei der Nutzung von KI. Auch die Gefahren der Nutzung von Chat-Bots beispielsweise dürften nicht unreflektiert bleiben, sagt Weber.
Hirn einschalten ist wichtig! Stefan Weber, Schulleiter Veldenzgymnasium Lauterecken
Lehrerin forscht an RPTU Kaiserslautern zu KI-Einsatz an Schulen
Lisa Häßel ist die KI-Expertin am Veldenz Gymnasium in Lauterecken. Sie ist eine von mehreren Lehrerinnen und Lehrern, die den Unterricht in den Klassen umsetzen. Sie hat auch den Lehrplan gemeinsam mit dem Direktor geschrieben. An der RPTU Kaiserslautern schreibt sie gerade ihre Dissertation und forscht daran, wie Künstliche Intelligenz Versuche im Chemie-Unterricht verbessern und Schülerinnen und Schüler die Arbeit erleichtern könnte.
Ihr Ziel ist es, dass die Gymnasiasten KI bzw. Chat-Bots beispielsweise für sich nutzen können und so auch effektiver lernen. Gerade geht es im Unterricht um selbst programmierte Chat-Bots. "Viele Kids wachsen da über sich hinaus", erzählt sie. "Ob der Französisch-Vokabeltrainer oder der Chat-Bot, der nach meinem Geschmack einen perfekten Urlaubsort für mich raussucht, die Kids sind sehr kreativ und lernen die Materie in der Praxis viel besser kennen". Jedes Programm wird getestet und danach zusammen bewertet.
Gymnasiasten aus der Westpfalz begeistert vom KI-Unterricht
"Ich hab vorher nicht so richtig verstanden, wie Chat-Bots arbeiten und woher die überhaupt alles wissen. Das haben wir jetzt erklärt bekommen", erzählt der 14-Jährige Finn. Für ihn war neu, dass Chat-Bots auch mal Fehler machen können. Auch seine Klassenkameradin Vanessa ist Fan von KI und dem neuen Unterrichtsfach an ihrer Schule. Sie nutzt KI fast täglich, gibt sie zu. "Es hilft mir zu lernen. Und wenn ich keine Hausaufgaben verstehe, frag ich nicht die Lösungen, sondern frag, ob er mir die Fragestellung erklären könnte".
KI ist einfach sehr praktisch, ersetzt aber das Pauken nicht! Vanessa Krauß, Achtklässlerin am Veldenzgymnasium Lauterecken
Kann Künstliche Intelligenz das Pauken in Schulen ersetzen?
"KI kann schon vieles leisten, aber das Hirn ersetzt es nicht", sagt Lehrerin Lisa Häßel. Und fügt hinzu, dass auch "Lehrerinnen und Lehrer sicher nicht arbeitslos werden, nur weil KI Einzug in den Schulen hält". Vokabeln lernen müsse weiterhin jeder und auch Aufsätze schreiben sich daheim zwar dank KI viel schneller, aber spätestens in der nächsten Klassenarbeit werde es schwierig, wenn jemand vorher nie geübt hat. Sie hatte am Anfang zwar Bedenken, dass der Unterricht ohne Noten stattfindet, doch die Schülerinnen und Schüler seien total begeistert dabei.
Sendung am Mi., 11.12.2024 18:15 Uhr, Landesschau Rheinland-Pfalz, SWR RP