Mordprozess gegen Elternpaar in Mainz

Vater gesteht Mord an 15-jähriger Tochter, Mutter angeblich nicht beteiligt

Stand

Von Autor/in Sabine Steinbrecher

Weil ihnen der Lebenswandel ihrer 15-jährigen Tochter nicht gepasst hat, sollen die Eltern sie betäubt, gewürgt und bei Worms in den Rhein geworfen haben. Seit Februar steht das Paar aus Pirmasens wegen gemeinschaftlichen Mordes vor Gericht.

Es ist ein Verbrechen, das fassungslos macht. Am 17. Juni 2024 wurde am Rheinufer bei Worms-Rheindürkheim die Leiche der 15-Jährigen aus Pirmasens gefunden. Schnell war klar, wer für die Tat mutmaßlich verantwortlich ist: die Eltern des Mädchens. Der 40-jährige Vater und die 34-jährige Mutter stammen aus Afghanistan - leben seit mehreren Jahren in Pirmasens. Seit Ende Februar müssen sie sich vor dem Mainzer Landgericht wegen gemeinschaftlichen Mordes verantworten.

Vater gesteht, seine Tochter getötet zu haben

Am ersten Prozesstag hatte der Vater ein Geständnis abgelegt. Über seinen Anwalt räumte er alles im Sinne der Anklage ein. Weitere Fragen wollte er nicht beantworten.

Mutter will am Mord nicht beteiligt gewesen sein

Anschließend gab die Mutter über ihre Anwältin eine Erklärung ab. Sie sei an der Ermordung der Tochter nicht beteiligt gewesen, ließ die 34-Jährige mitteilen. Sie sei am Rheinufer in Worms zwar dabei gewesen, habe jedoch weder etwas von einem Mordplan gewusst, noch habe sie gesehen, was mit ihrer Tochter passiert sei.

Eltern bekamen 15-Jährige nicht in den Griff

Was das Motiv für die grausame Tat war, was es genau damit auf sich hat, dass die Eltern mit dem Lebenswandel der Tochter nicht einverstanden waren, das machten Zeugenaussagen im Prozess deutlich. Demnach hatten die Eltern viele Male Kontakt zur Schule, der Polizei, dem Jugendamt und zur Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Polizei registrierte 26 Fälle in sieben Monaten

So sagte ein Polizist aus, dass der Name des Mädchens seit November 2023 bis zur Tat im Juni 2024 insgesamt 26-mal in den Akten auftauche. Unter anderem sei sie beschuldigt worden, andere geschlagen und verletzt zu haben, dreimal davon soll das Opfer ihre Mutter gewesen sein.

Außerdem sei das Mädchen aufgefallen, weil sie Drogen genommen und gestohlen habe. Mehrfach habe die Mutter die Polizei gerufen weil Streitigkeiten zuhause eskalierten.

Jugendamt Pirmasens immer wieder um Hilfe gebeten

Auch hatte sich die Mutter offenbar mehrfach an das Jugendamt Pirmasens gewandt. Ein Sozialpädagoge, der die dies aufgenommen hatte, sagte im Zeugenstand aus, die Mutter habe darum gebeten, dass die 15-Jährige aus der Familie genommen wird. Der Kontakt zum Vater sei seltener gewesen, er habe sich aber auch viermal an das Jugendamt gewandt.

Schule geschwänzt und Drogen konsumiert

Das Jugendamt habe die Eltern zunächst darauf hingewiesen, dass sie sich darum kümmern müssten, dass die 15-Jährige in die Schule gehe. Denn das Mädchen habe ständig geschwänzt.

Aber offenbar hatten die Eltern längst keinen Einfluss mehr auf die Tochter. Sie sei manchmal tagelang von der Bildfläche verschwunden gewesen. Das Amt leitete später verschiedene Maßnahmen ein, die aber nicht griffen.

Der Sozialarbeiter sagte, da das Mädchen zunächst keinen Drogenentzug machen wollte, habe man sie nicht in eine Wohngruppe der Jugendhilfe bringen können. Außerdem sei das Verhalten der Mutter "ambivalent" gewesen.

Einerseits habe sie gefordert, dass das Mädchen in der Psychiatrie oder einer Wohngruppe unterkomme, andererseits habe sie sie dann doch wieder in die Wohnung gelassen, wenn sie auf Drogen nachts vor der Tür gestanden habe.

Mutter spricht von "falschen Freunden"

Die Mutter sagte im Prozess über ihre Anwältin aus, dass das Verhältnis zur Tochter gut gewesen sei, bis sie "die falschen Freunde" kennengelernt und Drogen genommen habe. Deswegen habe es in den Monaten vor ihrem Tod zu Hause immer wieder Streit und körperliche Auseinandersetzungen gegeben. Sie habe versucht, die Tochter in einer Psychiatrie unterzubringen. Dort sei sie aber immer nur kurz gewesen.

Der Sozialpädagoge sagte zum Drogenkonsum der 15-Jährigen, sie habe zu ihm gesagt: "Mein Leben ist gut momentan, ich nehme alle Drogen außer Spritzen."

Am Tattag war die Situation zuhause eskaliert

Die 34-jährige Mutter schilderte den Tattag wie folgt: Zuhause in Pirmasens sei es wieder zu einem Streit gekommen. Die Tochter habe randaliert, sodass sie sie unter Mithilfe ihres Sohnes mit Klebeband gefesselt habe. Dann sei der Vater gekommen. Zusammen sei das Ehepaar mit der 15-Jährigen losgefahren. Die Angeklagte schilderte dies in ihrer Erklärung so, als ob es ein Familienausflug gewesen sei.

Sie seien schließlich in Worms-Rheindürkheim ausgestiegen und zum Rhein gegangen. Die Mutter will im Dunkeln schon alleine zum Auto zurückgekehrt sein. Ihr Ehemann sei dann ohne die Tochter vom Wasser zurückgekommen. Da sei sie wohl schon tot gewesen.

Blumen stehen  am Rhein. An der Stelle ist das 15-jährige Mädchen ertrunken, die Eltern sind tatverdächtig. Die Polizei sucht jetzt nch Zeugen.
An dieser Stelle am Rhein in Worms-Rheindürkheim wurde die Leiche des 15-jährigen Mädchens gefunden.

Betäubt, gewürgt und in den Rhein geworfen

Die Staatsanwaltschaft geht jedoch davon aus, dass die Eltern den Mord gemeinschaftlich geplant haben. Die Mutter habe ihrer Tochter zu Hause in Pirmasens Tabletten gegeben, die sie betäubten. Dann waren die Eltern mit ihrer "arglosen" Tochter, wie es in der Anklageschrift heißt, gut 100 Kilometer ans Rheinufer gefahren. Dort hatten sie ihr laut Staatsanwaltschaft noch einmal Medikamente verabreicht.

Die 15-Jährige sei zu diesem Zeitpunkt völlig hilflos gewesen. In diesem Zustand habe die Mutter ihr dann einen Schal um den Hals gelegt. Der Vater habe zugezogen und als die 15-Jährige bewusstlos war, habe er sie in den Rhein geworfen, wo sie ertrank. Laut Obduktion starb die Jugendliche an "Ertrinken in Kombination mit Gewalteinwirkung gegen den Hals". Die Obduktion ergab auch, dass sie vorher misshandelt worden war.

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Die Mutter hatte sich selbst bei der Polizei gemeldet. Sie gab an, dass ihre Tochter umgebracht worden sein könnte und nannte als mutmaßlichen Täter ihren Ehemann. Beide sitzen seit Juni in Untersuchungshaft.

Absprache zwischen den Eltern?

Gesprächsaufzeichnungen, die im Gericht verlesen wurden, legen den Verdacht nahe, dass sich die beiden Eltern abgesprochen haben. Das Gericht versucht nun weiter zu klären, was das Motiv für die Tat war und wie sie sich abgespielt hat. Dabei wird das Mainzer Landgericht auch prüfen, ob sich die Eltern darauf verständigt haben, dass der Vater die Schuld alleine auf sich nimmt, damit die Mutter freigesprochen wird.  

Für den Mordprozess am Mainzer Landgericht sind Verhandlungstage bis Mitte April angesetzt.

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