Notschleusungen gestartet Schiffsstau auf der Mosel soll aufgelöst werden
Nach einem Unfall an einer Moselschleuse sitzen mehr als 70 Schiffe fest. Per Notschleusung soll der Stau bei Müden aufgelöst werden. Ein erster Frachter ist nun unterwegs in Richtung Rhein. Es wird dauern, bis alle Schiffe weiterfahren können.
Nach dem Schiffsunfall auf der Mosel vor etwa einer Woche war die "Allegria" das erste Schiff, das per Notschleusung die kaputte Schleuse passieren konnte. Gegen 10:30 Uhr am Montagvormittag fuhr sie aus der Schleusenkammer in Richtung Rhein. Bis zum späten Nachmittag durchfuhren dann noch zwei weitere Schiffe die Müdener Schleuse.
Der rund 80 Meter lange Frachter "Allegria" fährt unter holländischer Flagge und hat Getreide geladen. Deshalb war er auch als erstes Schiff ausgewählt worden, sagte Ulrich Zwinge vom zuständigen Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA). Denn das erste Schiff, das geschleust wurde, sollte nichts Gefährliches wie Öl oder Gas transportieren.
Die Anspannung war groß. Aber jetzt fühlt man sich doch ganz gut, dass unser Konzept, das wir uns ausgedacht haben, funktioniert. Ulrich Zwinge, Pressesprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes
"Die Anspannung war groß", sagte Zwinge. "Aber jetzt fühlt man sich doch ganz gut, dass unser Konzept, das wir uns ausgedacht haben, funktioniert."
Alle 74 Schiffe sollen bis Silvester weiterfahren können
Die Verantwortlichen des Wasserstraßen und Schifffahrtsamtes Mosel-Saar-Lahn wollen alle Schiffe bis Silvester notgeschleust haben. Der Leiter des Amtes, Albert Schöpflin zeigte sich im Gespräch mit dem SWR vorsichtig optimistisch, dass das klappen wird. Das setze aber voraus, dass nicht noch etwas dazwischen kommt, wie zum Beispiel klemmende Balken oder dass ein Schiff etwas falsch mache.
Ich werde euphorisch, wenn das letzte Schiff draußen ist, aber vorher nicht. Albert Schöpflin, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Mosel-Saar-Lahn
Notschleusungen in aufwändiger Handarbeit
Die Schleuse in Müden ist nach der Havarie provisorisch repariert worden. Das obere Tor funktioniert noch. Das untere ist kaputt. Sobald das Wasser die nötige Höhe erreicht hat, wird das hintere Tor geschlossen. Nach vorne ist die Schleuse mit Dammbalken abgesperrt. Dort gibt es aber einen etwa 15 Zentimeter breiten Schlitz, durch den das Wasser abfließen kann und das Schiff den unteren Wasserstand erreicht.
Nach und nach werden dann die Dammbalken mit einem Kran herausgehoben, die provisorisch den unteren Teil der Schleusenkammer versperren. Dann kann das Schiff aus der Schleuse fahren. In den nächsten Tagen werde man in Müden rund um die Uhr arbeiten, damit sich der Schiffs-Stau auflösen könne. Das alles sei sehr aufwändig und personalintensiv, sagte Zwinge.
Notschleusungen wie auf der Mosel noch nie zuvor gemacht
Am Wochenende waren zwei Testläufe ohne Schiffe erfolgreich verlaufen. Schiffe schleusen ohne Schleusentor - das sei so noch nie zuvor gemacht worden, sagte Schöpflin. Nach Angaben der Behörde schichtet dabei ein Kran mehrere Stahlbalken übereinander. Die sollen behelfsmäßig das fehlende Schleusentor ersetzen.
Auf diese Weise sollen alle festsitzenden 74 Schiffe in den nächsten Tagen abwärts Richtung Rhein geschleust werden. Allerdings dauert der ganze Vorgang laut WSA vier bis fünf Stunden und nicht wie gewöhnlich 20 bis 30 Minuten. Es könnten also trotz 24-Stunden-Betriebs nur fünf bis sechs Schiffe pro Tag geschleust werden.
Sendung am Mo., 16.12.2024 10:00 Uhr, SWR4 am Vormittag, SWR4