Die damalige Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sprach bei der Vorstellung der Pläne von einer "Sternstunde für Rheinland-Pfalz und Kaiserslautern" und der frühere Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) feierte es als eine "industriepolitische Entscheidung ersten Ranges". Batterien für 600.000 E-Autos pro Jahr sollten in Kaiserslautern schon Anfang 2025 vom Band gehen, so der ambitionierte Plan. Investitionen als Impuls für die dahindümpelnde Verkehrswende.
Gigafactory wird jetzt kleiner geplant
Sind diese Träume geplatzt? Seit Sommer 2024 liegt der Bau des Werks auf Eis und die Bauwüste auf einem Teil des Opel-Geländes zeigt: Hier ist seitdem offenbar wirklich nichts mehr passiert. Kommt die Fabrik überhaupt noch? Wir recherchieren und erfahren von Insidern, dass ACC derzeit am Standort Kaiserslautern wohl noch festhält, aber kleiner als geplant: Statt 2.000 sollen es nun 1.500 Mitarbeiter werden.
Eine Entscheidung über die Fortführung des Projekts in Kaiserslautern (…) wird nicht vor Ende 2025 erwartet.
Wir haken bei ACC nach. Ein Interview vor der Kamera gibt es nicht, man schreibt uns: "ACC fokussiert sich auf die Steigerung der Produktionseffizienz und auf die Wettbewerbsfähigkeit seiner Gigafactory in Billy-Berclau/Douvrin. […] Infolgedessen prüft ACC Optionen zur Anpassung seines Teams in Kaiserslautern. Eine Entscheidung über die Fortführung des Projekts in Kaiserslautern (…) wird nicht vor Ende 2025 erwartet."
Hohe Ausschuss-Quote bei Batterien
Eine Anpassung des Teams in Kaiserslautern? Was heißt das für den Standort? ACC hat in Frankreich bereits eine Batteriezellfabrik im Testbetrieb, wollte neben Kaiserslautern noch eine dritte in Italien bauen - auch dieses Projekt pausiert. Was uns ein Informant sagt: Die Hälfte der Batterien seien defekt. Die technologischen Grundlagen der Batterien müssen offenbar auf den Prüfstand - also zurück auf Anfang.

Das sei ein Rückschlag, sagt Tim Hettesheimer vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI- in Karlsruhe: "Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist so etwas natürlich katastrophal." Wenn ACC die Ausschussquote nicht reduzieren könne, sei das Unternehmen auf dem Markt nicht wettbewerbsfähig.
Daher hat der Forscher durchaus Verständnis, dass das Unternehmen Pläne für neue Standorte im Moment pausiert: Die Entwicklung der Batterietechnologie sei in den vergangenen Jahren rasant verlaufen - sowohl was die technische Leistungsfähigkeit anging, als auch, dass die Preise deutlich zurückgegangen seien, so Hettesheimer. "Ich glaube, das Problem ist, dass es nicht an einem Fehler liegt, sondern an vielen Fehlern, es wahnsinnig viele unterschiedliche Fehlerquellen innerhalb dieser Produktionskette gibt, die man erst mal kennenlernen muss. Und da haben die asiatischen Hersteller natürlich viele Jahre Vorsprung und konnten lernen, was wir jetzt auf europäischer Seite erst nachholen müssen."
E-Autos verkaufen sich schlechter – hohe Energiekosten
Weitere Gründe für die Zurückhaltung von ACC sind wohl auch der immer noch schleppende Absatz von E-Autos und Planungsunsicherheiten wegen hoher Strom- und Energiepreise, schätzt der Experte.
Das war alles andere als ein Musterbeispiel für eine Industrie-Ansiedlung.
Statt in Kaiserslautern will ACC also nun verstärkt in sein Werk in Frankreich investieren. Was bedeutet das? Wir fragen im Rathaus nach. Oberbürgermeisterin Beate Kimmel (SPD) möchte sich nicht äußern, obwohl die Stadt dauerhaft im Austausch mit ACC stehe. Kritik am Projekt kommt von einzelnen Stadtratsfraktionen. Stefan Glander (Linke) etwa meint, das ganze Projekt sei von Anfang an zäh verlaufen, "was Kommunikation anging, von dem Investor, von der politischen Seite. Das war alles andere als ein Musterbeispiel für eine Industrie-Ansiedlung".
CDU-Stadträtin Ursula Düll fordert schnell Klarheit, wie es weitergehen soll. "Es ist ja auch eine sehr attraktive Industriefläche. Und das wäre natürlich schön, wenn man sich dann um eine andere Nutzung dieser Fläche kümmern könnte, die ja dann auch wieder Arbeitsplätze generiert."
Was passiert mit den 3 Millionen Fördergeld?
Bislang hat ACC rund drei Millionen Euro Fördergelder von Bund und Land erhalten. Insgesamt waren 437 Millionen Euro an Fördermitteln zugesagt. Wenn vereinbarte Ziele nicht erreicht würden, können Gelder auch zurückgefordert werden, schreibt uns das Bundeswirtschaftsministerium. Bund und Land halten an der Fabrik in Kaiserslautern fest. Zitat: "Eine Batteriezellfertigung aufzubauen, ist im strategischen Interesse Deutschlands und Europas - daran hat sich nichts geändert. Die Zukunft der Fahrzeugbranche ist elektrisch. Bei Bussen, Lkw und Pkw haben sich alle Hersteller entsprechend ausgerichtet. Der Batteriehochlauf findet jedoch europaweit in einem schwierigen Umfeld statt."
Ein schwieriges Umfeld? Die Standortdiskussion und die aktuellen Probleme der Unternehmen könnten dem Image der E-Mobilität weiter schaden, befürchtet Fraunhofer-Experte Hettesheimer. Die Forschungslandschaft in Europa sei durchaus Weltspitze. Es fehle aber oft der Mut, "um einfach in diese Produktion reinzugehen, auch unter der Gefahr, immer zu scheitern".
Klar ist: Bislang hat Deutschland kaum eigene Batteriezellfabriken. Das Werk in Kaiserslautern wird gebraucht; die Nachfrage nach E-Batterien dürfte steigen. Umso wichtiger ist es, dass das Unternehmen seine Qualitätsprobleme in den Griff bekommt. Ob die Fabrik in der Pfalz nun kommt oder nicht, dürfte auch davon abhängen, wie sich Politik und Gesellschaft weiter zur E-Mobilität stellen.
Kommentare (3)
Wir freuen uns, dass Sie mit uns und anderen Nutzerinnen und Nutzern über dieses Thema diskutieren möchten.
Bevor Sie loslegen, haben wir eine Bitte: Lesen Sie sich unsere Netiquette durch und beachten Sie diese.
Insbesondere bitten wir Sie um eine faire und sachliche Diskussion. Wir freuen uns besonders über Hinweise, die das Thema dieser Seite weiterbringen, und über eine konstruktive Debatte. Äußerungen, die sich nicht an unsere Netiquette halten, löschen wir ohne Vorwarnung.
Bitte beachten Sie: Die Redaktion prüft alle eingehenden Kommentare. Dies kann die unverzügliche Veröffentlichung verzögern.
Hier droht wohl das gleiche Schicksal wie bei Northvolt, zu spät gestartet, der Abstand ist jetzt zu groß, befürchte auch hier ein baldiges Ende...
Die deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr nicht wachsen. Das hat Robert Habeck auf einer Pressekonferenz zugegeben. Doch mit dieser Prognose nähert er sich nur langsam seriöseren Analysen – faktisch ist die Bundesrepublik in der größten Wirtschaftskrise ihrer Geschichte. Die Zahlen sind beängstigend. Doch noch viel beängstigender ist die Blindheit der verantwortlichen Personen die nur ein weiter mit Plan- und ergo Mangelwirtschaft, weiter mit Vergesellschaftung privaten Eigentums per Abgaben- und Steuerhöchstbelastung, und auch eine real existierende Mauer gegen Veränderung haben sie schon implementiert. Frei nach Victor von Bülow (Loriot): Bei Problemen suchen kluge Leute nach Lösungen, Ideologen nach Schuldigen.
So ist es halt in der staatlichen "Planwirtschaft", man plant am tatsächlichen Bedarf vorbei und versenkt Millionen / Milliarden von Euro (Steuergeld!). Weitere Beispiele: Die LKW-Oberleitungsstrecken bei Lübeck, Kuppenheim und Murgeltal. Oder das verpulverte Geld von Hr. Habeck in Gas-Terminal, eine Batteriefabrik in Schleswig-Holstein, die Intel-Chipfabrik in Magdeburg und diverse Wasserstoff-Vorhaben. Alle Projekte, die Hr. Habeck anschob, sind gescheitert. Von der sogenannteen "Energiewende" ganz zu schweigen, der Strom ist, durch die subventionierte Erzeugung aus Wind und Sonne, überteuert, die Versorgung längst nicht mehr Bedarfsgerecht oder gesichert. So auch hier, das, mit viel Steuergeld, angefachte "Strohfeuer" E-Mobilität ist quasi gescheitert, einfach weil (Vorsicht: Marktwirtschaft(!)) am Markt vorbei produziert wurde und wird! Stichwort: Angebot und Nachfrage.
@WAS???, ich vermute Horst, richtig ist, das die deutsche Regierung in Einklang mit der EU russisches Gas boykottiert, dies dafür über den Umweg aus Indien, wie auch Erdöl, verflüssigt als LNG importiert. Dafür wird und wurde kein Terminal benötigt, die Kapazitäten in der EU sind genügend vorhanden und werden dort ins gemeinsame Gasnetz eingespeist. Nordstream ist ein sehr starkes politisches Thema, vermutlich schweigt die "noch Bundesregierung" darüber. Ohne die, bereits von Finescu erwähnten, Subventionen für die E-Mobilität würde diese schlicht kaum existieren.
@Karin Welling, Alles was Finescu geschrieben hat, ist vielleicht oberflächlich gesehen richtig, aber im Kern falsch. Das Gasterminal wird zum Beispiel benötigt um LNG ins Erdgas-Netz einzuspeisen, welches bis dato zu den LNG Verflüßiger-Schiffen noch garnicht vorhanden war. Das hat uns über den ersten Witter gebraucht und die Kosten für Gas stabilisiert. Nach dem Anschlag auf Nordstream 1/2 und der zuvor schon erfolgten Reduzierung des Durchflusses durch Russland, wäre sonst ein kalter Winter beschert wurden. Die Oberleitungen waren Teststrecken um eLkw während der Fahrt nachzuladen. Man hat festgestellt, dass das nichg viel bringt. Trotzdem sind solche Tests im Realverkehr notwendig. Nicht alles was in der Theorie funktioniert, passt auch so in der Praxis. Übrigens gibt es auch Teststrecken für eBus, wo Ladeschleifen an Bushaltestellen den eBus laden. Alles nur Stammtischparolen...!
Sehr geehrte Frau Welling, gerne werde ich mich bemühen meine Aussagen zu belegen. Leider lässt die Kommentarspalte, da nur 900 Zeichen zulässig, dies nicht zu. Desweiteren werden manche Verweise (Links) zu anderen Webseiten oftmals nicht veröffentlicht, ist vielleicht ein Problem der Software dieser Kommentarfunktion oder ich verstoße damit eventuell gegen die SWR "Netiquette", wobei ich nicht wüsste warum.
@Horst, alles was Finescu geschrieben hat entspricht doch der Wahrheit, wieso wirft er "mit Dreck"? - @Finescu, belegen sie doch in Zukunft ihre Aussagen, dann kann auch Horst sie nicht mehr "diffamieren".
@Horst, ich akzeptiere ihre Meinung, deshalb diffamiere ich auch keinesfalls was sie zum besten geben, auch wenn es, wie immer, einseitig ideologisch eingefärbt ist. Bitte versuchen dies in Zukunft auch bei anderen Kommentatoren, wie z. B. bei mir, ansonsten kann ich ihnen fürderhin nicht mehr Antworten.
@Finescu: Ah, mit möglichst viel Dreck werfen und hoffen, dass etwas hängen bleibt - und dabei sich selber widersprechen. Warum sind z.B. Gasterminals für die Versorgung schlecht, aber beim Strom die Versorgungssicherheit so wichtig? Und das Schlechtreden der Energiewende ist bei ihnen ja auch hauptsächlich Ideologie, wo Fakten keine Rolle mehr spielen. Die Erneuerbaren produzieren günstiger - insbesondere wenn man die Gesamtkosten wie Klimawandel oder Endlagerung mit einrechnet. Die Versorgungssicherheit ist so gut gesichert, dass selbst bei der letzten Dunkelflaute die Reservekraftwerke nicht genutzt werden mussten. Wer die E-Autos versucht totzureden, sollte wenigstens den Arsch in der Hose haben und klarstellen, dass die Autoindustrie uns mit mehrfach subventionierten Schummeldieseln&co betrogen und vergiftet hat. Ein Hoch auf die "funktionierende Marktwirtschaft"!