Die Rekordhitze in Deutschland setzt auch der Landwirtschaft zu - und mit Fortschreiten des Klimawandels ist damit zu rechnen, dass dieses Problem zunimmt. Insbesondere Pflanzen, die die ganze Saison brauchen, um zu wachsen, seien von der aktuellen Trockenheit getroffen, sagen Landwirte und Wissenschaftler.
Der Mais habe eine sehr gute Wassereffizienz und sei eigentlich wie gemacht für den Klimawandel, erklärt Sebastian Thielen vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel. "Er hat allerdings den höchsten Wasserbedarf in den Sommermonaten. Und in den Sommermonaten geht uns in den letzten Jahren einfach das Wasser öfter mal aus" - darunter leide der Mais ganz massiv.
Maisanbau geht inzwischen zurück
In den vergangenen 40 Jahren hatte sich der Maisanbau im Deutschland verdreifacht. Auch in Rheinland-Pfalz kam immer mehr Land für den Maisanbau unter den Pflug. Seit rund zwei Jahren wird immer weniger Mais angebaut, auch die Erntemenge geht zurück.
Der Mais wird aber nicht nur als Nahrungsmittel gebraucht (als Körnermais), sondern auch als Futter für das Vieh sowie für die immer zahlreicheren Biogasanlagen (Silomais). Bei der Produktion von Biogas wird Mais in den kommenden Jahren auch deshalb an Bedeutung verlieren, weil er ab 2026 nur noch zu 30 Prozent dafür genutzt werden darf. Diesen sogenannten Maisdeckel schreibt das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) vor.
So machten sich die Energiebauern auf die Suche nach einem passenden Maisersatz. Viele von ihnen bauen nun die Powerpflanze Silphie an, auch die Brüder Edwin und Hermann Kesseler aus Lutzerath in der Eifel.
"Silphie geht besser mit dem Klima um"
Bis zu drei Meter hoch wird die Silphie, sie wächst und blüht bis Mitte September. Sie wird weder als Lebensmittel noch als Futterpflanze genutzt. Die Brüder Kesseler bauen sie seit drei Jahren für ihre Biogasanlage an. Noch ist es ein Experiment, aber ein nötiges, meint Edwin Kesseler: Die Wetterentwicklung der vergangenen Jahre mache es nötig, dass sich die Landwirtschaft anpasse. "Und da bietet die Silphie aus unserer Sicht sehr große Chancen", da sie "besser mit dem Klima oder auch mit dem Boden umgeht".

Rund 500 Hektar Land bewirtschaften die Kesselers, auf knapp einem Drittel wächst bereits Silphie. Die Brüder hoffen, dass sie besser mit Dürreperioden zurechtkommt und den Boden schont. Denn Silphie bleibt bis zu zehn Jahre auf dem Feld stehen und nach der Ernte wächst sie jedes Jahr wieder nach. Pflügen ist deshalb nicht nötig, das hilft dem Boden, Wasser besser zu speichern. Auch dank der langlebigen Silphie-Wurzel.
Silphie-Anbaufläche wird größer
Nicht nur die Kesselers, auch andere Landwirte sind auf den Geschmack der Durchwachsenen Silphie (Silphium perfoliatum) gekommen, die ihren Ursprung in Nordamerika hat. Die Anbaufläche hat sich in den vergangenen Jahren sprunghaft vergrößert - bundesweit auf 10.000 Hektar im Jahr 2021.
Aus der Silphie soll in Zukunft aber nicht nur Strom gewonnen werden. Bestimmte Teile der Pflanze könnten auch in der Verpackungsindustrie landen. "Wir zählen darauf, dass wir aus der Silphie eine sehr gute Faser herauskristallisieren oder rauslösen können, um davon Papier herzustellen", betont Hermann Kesseler.
Das Verfahren stecke zwar noch im Anfangsstadium, werde aber bereits angewandt, sagt Thomas Striede vom Faser- und Papierproduzenten OutNature aus Neckarsulm. "Die Silphiefaser ersetzt natürlich die Holzfaser, und zu einem hohen Anteil haben wir heute schon die Silphie in den Verpackungen drin und sparen dadurch natürlich den Einsatz von Holz."
Die Durchwachsene Silphie ist also offenbar eine Pflanze mit Potenzial - sie könnte das Gesicht der Eifel verändern.