Rheinland-Pfalz Tierleid durch Silvesterfeuerwerk: Was machen Tierheime in RLP?
Während Menschen feiern und Feuerwerke den Himmel erleuchten, wird die Nacht für das Personal in Tierheimen und Tierrettungen oft zu einer der stressigsten des Jahres.
Für Simone Jurijiw, Vorsitzende des Frankenthaler Tierschutzvereins, ist der Jahreswechsel eine Ausnahmesituation. Sie beschreibt die Silvesternacht als sehr belastend und stressig für Tierheimtiere, Haustiere und Wildtiere: "Die Knallerei schreckt sie auf. Sie haben teilweise Todesangst, weil sie nicht wissen, was los ist. Es gibt Katzen, die wegen des Lärmes dann panisch die glatten Wände hochgehen wollen."
Sie versuche, in der Silvesternacht den Stress der Tiere zu lindern, indem sie die Radios lauter als sonst stelle, die Rollläden verschließe und bei den ängstlichen Tieren bleibe. Jurijiw wünscht sich ein Knallverbot rund um ihr Tierheim. "Aber theoretisch gehört das Verbot überallhin, wegen den Wildtieren", merkt die Tierschützerin aus der Pfalz an. Kaninchen und Hasen seien sehr stressanfällig, da könne es leicht vorkommen, dass sie an Herzversagen sterben.
Wunsch nach Böllerverbotszone
Auch der Tierschutzverein Bad Kreuznach wünscht sich eine Böllerverbotszone rund um sein Tierheim. "Wir haben bei der Stadt nachgefragt, aber das Stadtordnungsamt meinte, dass das gesetzlich nicht möglich ist", erzählt Jens Strube, zweiter Vorsitzender des Tierschutzvereins Bad Kreuznach. Er klagt: "Das Tierheim liegt auf dem Kuhberg und viele Leute kommen aus der Stadt hierher, um viel vom Feuerwerk zu sehen und böllern dort."
Strube beschreibt, dass die Tiere teilweise Panik bekommen: "Die Katzen sind nervös und springen an die Gitter und Kratzbäume." Deswegen versuchen sie am Silvestertag bis 9 Uhr morgens fertig mit dem Füttern zu sein, um zu vermeiden, dass sich die Tiere aus Panik in der Nacht erbrechen.
Keine Mehrheit für Schutzzonen im Bundesrat
Ein Sprecher des Umweltministeriums Rheinland-Pfalz teilt auf Anfrage des SWR mit, dass Rheinland-Pfalz im Zuge der Novellierung des Sprengstoffrechts im Bundesrat einen Plenarantrag mit der Forderung eingebracht habe, dass Kommunen ermächtigt werden, im Umkreis von Tierheimen, Tierschutzvereinen und Tierparks Schutzzonen festzulegen, in denen das Abbrennen von Feuerwerkskörpern verboten ist. Der Vorschlag habe jedoch in einer Bundesratssitzung im November keine Mehrheit gefunden.
Tierrettungen: Stress wegen entlaufener Hunde
Auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Tierrettungen in Rheinland-Pfalz ist nicht zum Feiern zumute. Kai Zöller, Leiter des Tierschutzvereins Animal Sunshine Farm aus Kindsbach, der für die Tierrettung im Landkreis Kaiserslautern zuständig ist, erzählt, dass sie im vergangenen Jahr 13 entlaufene Hunde suchen mussten, die sich vor Böllern erschreckt haben.
Er erklärt: "Das sind ungewöhnliche Geräusche für die Tiere. Wenn die Haustür auf ist oder die Tiere im Garten sind, kann es sein, dass sie aus Panik wegrennen und über das Gartentor springen." Er empfiehlt Privatpersonen, ängstliche Hunde ab dem 27.Dezember bis zum 5.Januar beim Gassi gehen dreifach zu sichern.
Tipps für Haustierbesitzer
Kai Harstick, Vorsitzender der Tierrettung Saar-Pfalz aus Contwig, gibt weitere Tipps wie: das Tier anleinen und über den Tag durch einen Spaziergang im Wald auslasten, abends im Haus beruhigende Musik laufen lassen, die Rollläden etwas heruntermachen wegen der Lichteffekte und nicht die Fenster kippen.
"Wenn man eine Katze hat, kann sie sich so erschrecken, dass sie probiert aus dem Fenster zu springen und sich dann im Fensterrahmen erhängt", erklärt Harstick. Er weist darauf hin, dass man sich bei Fragen zum Umgang mit seinen Tieren an Silvester in der Leitstelle der Tierrettung Saar-Pfalz unter der 06332 568860 melden könne.
Entspanntere Situation im Tierheim Trier
Im Tierheim Trier geht es zum Jahreswechsel dagegen entspannter zu. Anna Falkenhorst, Leiterin des Tierheims, erklärt: "Wir haben das Glück, dass unser Tierheim relativ außerhalb gelegen ist, das heißt, die Tiere bekommen hier von dem Geböller so gut wie gar nichts mit."
Trotzdem gebe es eine kleine Umstellung: An Silvester, an Neujahr und meist auch am 2.Januar, erlaubt das Tierheim ehrenamtlichen Gassigehern nicht, mit ihren Hunden zu spazieren. Die Gefahr sei zu groß, dass die Tiere sich wegen den Böllern erschrecken und wegrennen. Falkenhorst weist daraufhin, dass sich jedes Jahr Hunde in Panik losreißen und dabei zum Teil auf Autobahnen rennen und überfahren werden.
Für verantwortungsvolle Tierhalter und Tiere ist die Böllerei der absolute Horror. Anna Falkenhorst, Leiterin des Tierheims Trier
Silvesterböller gefährden Wildtiere
Auch das Tierheim Koblenz liegt außerhalb der Stadt. Tierheimleiterin Kirstin Höfer macht jedoch auf die Situation der Wildtiere aufmerksam: "Gerade Vögel sehen nachts gar nichts. Sie werden durch den ohrenbetäubenden Lärm aufgeschreckt, flattern wild los und verunglücken. Wir bekommen es im Tierheim immer wieder mal in der Silvesternacht mit, weil wir schwerverletzte oder halbtote Tiere gebracht kriegen."
"Ich kann nicht jedem verbieten, Feuerwerk zu zünden."
Der Deutsche Tierschutzbund fordert, den privaten Kauf und Gebrauch von Pyrotechnik zu Silvester zu verbieten. Kai Harstick, Vorsitzender der Tierrettung Saar-Pfalz, meint: "Ich kann nicht jedem verbieten, Feuerwerk zu zünden. Ich würde es aber begrüßen, wenn man das Geld, was für das Feuerwerk drauf geht, lieber an soziale Einrichtungen spendet."