Saarland Wie Zusammenarbeit zwischen Kommunen gelingt – oder auch mal scheitert
Wenn mehrere Kommunen zusammenarbeiten, kann das ein großer Gewinn für alle Beteiligten sein. Manchmal klappt das aber auch nicht – wie das jüngste Beispiel von Großrosseln und Völklingen zeigt. Ein Beispiel für gelungene interkommunale Zusammenarbeit liefern dagegen Wadern, Weiskirchen und Losheim.
mit Informationen von Hannah Stumpf
Wenn wir zusammenarbeiten, klappt vieles besser – das ist der Kerngedanke der interkommunalen Zusammenarbeit. Städte und Gemeinden im Saarland sollen immer mehr kooperieren, damit sie in Zeiten von Digitalisierung, Fachkräftemangel und klammen Kassen ihre Aufgaben noch ordentlich erfüllen können.
Kommunen können in vielen Bereichen zusammenarbeiten – aber wann funktioniert das gut und wann nicht? Wir zeigen ein Negativ- und ein Positivbeispiel.
Großrosseln kündigt Zusammenarbeit
Großrosseln und Völklingen hatten 2018 ihre Standesämter zusammengelegt, jetzt sollen sie wieder getrennt werden. Der Gemeinderat in Großrosseln hat vor Kurzem entschieden, die Zusammenarbeit zu kündigen.
Der Grund: Der große Partner Völklingen vergibt die Termine für Trauungen – auch für den Trausaal im Jagdschloss Karlsbrunn. Der Bürgermeister von Großrosseln, Dominik Jochum (CDU), hätte dort aber gerne mehr Trautermine.
Besondere Trauungen am Jagdschloss geplant
"Wir wollen spontan, flexibel sein. Andere Wege, moderne Wege gehen. Ich will etwas Cooles machen, etwas Anderes machen. Ich habe mir vorgestellt, Mondscheintrauungen anzubieten. Irgendwas, das anders ist. Wir haben ein tolles Jagdschloss hier vor Ort, das wir bespielen wollen."
Das Schloss ist frisch renoviert – der Bürgermeister erhofft sich mehr Einnahmen. Das gemeinsam mit der Partnerkommune abzustimmen, war aber offenbar unmöglich. "Die Gespräche waren in Ordnung. Aber ich habe andere Ansichten in diesem Bereich gehabt als die Stadt Völklingen. Und ich würde gerne den eigenen Weg gehen", so Jochum.
Für diesen Weg muss Großrosseln bis 2027 wieder ein eigenes Standesamt aufbauen. Voraussichtliche Kosten: 100.000 Euro für eine neue Software und 80.000 Euro im Jahr für eine neue Stelle.
Gemeinsames Standesamt sollte Geld und Ressourcen sparen
Durch das gemeinsame Standesamt sparen Großrosseln und Völklingen eigentlich Geld und Ressourcen. Beim Standesamt in Völklingen heißt es, Großrosseln habe die Trau-Termine meist zu kurzfristig angemeldet. Mehrere Gesprächstermine, bei denen man die Differenzen klären wollte, habe Großrosseln abgesagt.
"Vom Gefühl her sind es persönliche Empfindungen. Dass irgendjemand in Großrosseln gesagt hat, wir wollen das alleine machen oder das passt mir nicht", sagt Völklingens Oberbürgermeister Stephan Tautz (Wir Bürger Völklingen).
"Im Grunde sind wir kommunalpolitisch auf einer Ebene. Es hat mich überrascht, dass dieser Beschluss gefasst wurde, ohne Absprache mit uns. Dass wir es aus der Zeitung erfahren haben, ist ärgerlich." Trotzdem sei man offen für die weitere Zusammenarbeit. Die jetzige ist offenbar an Kommunikationsproblemen gescheitert.
Positives Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit
Wie interkommunale Zusammenarbeit gelingen kann, zeigen etwa Wadern, Weiskirchen und Losheim. Die drei Hochwald-Kommunen arbeiten seit Jahren in vielen Bereichen zusammen: von einem gemeinsamen Wasserwerk über gemeinsam beauftragte IT-Server bis hin zum Tourismus.
Gerade erst wurden in allen drei Kommunen digitale Infosäulen für Touristen aufgestellt. "Ein Geheimrezept ist ganz sicher, dass die Chemie stimmt. Man muss aufeinander zugehen", erklärt der Bürgermeister Wadern, Jochen Kuttler (parteilos).
Und wenn man dann einmal die Erfahrung gemacht habe, dass ein gemeinsames Projekte gut funktioniert, so Kuttler, dann nehme man beim nächsten Mal gleich das Telefon in die Hand und frage einfach: "Hast du Lust mitzumachen?".
Durch Zusammenarbeit können Kommunen vorankommen. Ob das gelingt, hängt aber auch entscheidend davon ab, wie gut man miteinander auskommt.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht im SR Fernsehen am 27.11.2024 berichtet.