"Bunt tanzen statt braun marschieren" steht auf einem, aus der Menge hochgehaltenen Plakat geschrieben.

Polizeieinsatz in Leipzig Rechtsextremer Protest gegen CSD abgebrochen

Stand: 17.08.2024 16:56 Uhr

Tausende Menschen feiern ausgelassen den Christopher Street Day in Leipzig. Dennoch findet der CSD unter erhöhter Polizeipräsenz statt. Die Geschehnisse beim Christopher Street Day in Bautzen vergangene Woche haben zu den verstärkten Sicherheitsvorkehrungen geführt. Eine rechte Demo mit Hunderten Teilnehmenden wurde am Mittag abgesagt. Die Polizei stellte mehrere Verstöße fest.

Von MDR SACHSEN

Beim Christopher Street Day (CSD) in Leipzig feiern mehrere Tausende Menschen eine bunte Party. Wie die Polizei MDR SACHSEN mitteilte, sind in der Stadt rund 19.000 CSD-Teilnehmende unterwegs - mehr als bei der Demo vergangenes Jahr mit rund 16.000 Teilnehmenden. CSD-Sprecherin Sandra Kamphake sei bisher zufrieden: "Der Tag ist bisher recht gut gelaufen." Die Demonstrierenden feierten friedlich und können für ihre Rechte einstehen. Störungen seien ihr bisher nicht bekannt.

Viele Menschen bei einer CSD-Parade in Leipzig.

Der Demozug zum CSD ist quer durch die Stadt gelaufen. Am Nachmittag sorgt ein Straßenfest für ausgelassene Stimmung.

Dabei sah die Lage am Samstagvormittag noch weitaus bedrohlicher aus. An der Westseite des Leipziger Hauptbahnhofs versammelten sich nach Angaben der Bundespolizei rund 350 Menschen in einer rechten Demo unter dem Motto "Stolz, deutsch, national". Gegen die Versammlung machte Reporterangaben zufolge ein Gegenprotest am gleichen Ort von der Initiative "Leipzig nimmt Platz" mit rund 500 Menschen mobil.

Neben einem Wagen posieren freudig zwei Dragqueens

Auf den CSD in Leipzig haben viele Teilnehmenden gezeigt, dass die Stadt für eine vielfältige Gesellschaft steht.

Teilnehmer von rechten Gegenprotest werden polizeilich registriert

Gegen Mittag ist dann die rechtsextreme Demo gegen den CSD in Leipzig abgesagt worden. Die Polizei teilte über den Kurznachrichtendienst X mit, dass der Versammlungsleiter nach einem Gespräch mit der Versammlungsbehörde die Demonstration selbst abgesagt hatte. Es seien Verstöße gegen das Strafgesetzbuch und das Versammlungsgesetz registriert worden. Wie ein Reporter vor Ort berichtete, wurde aus der Versammlung unter anderem die Parole "Ausländer raus!" skandiert. Einzelne Teilnehmer hätten den Hitlergruß gezeigt, hieß es von der Polizei.

Zahlreiche Männer, vorwiegend dunkel gekleidet und mit Sonnenbrille, stehen an einer Absperrung. Ein Mann trägt eine Fahne in den Farben schwarz-weiß-rot und mit einem Eisernen Kreuz um die Schulter.

Hunderte Teilnehmer einer rechten Versammlung sind auf dem Leipziger Hauptbahnhof eingekesselt worden.

Die Polizei hat die Teilnehmenden der rechten Versammlung am Samstagvormittag im Leipziger Hauptbahnhof eingekesselt. Die mehreren Hundert Teilnehmenden sind den Angaben zufolge polizeilich registriert worden. Die Maßnahme dauerte bis zum frühen Abend an. Die Behörden haben aufgrund der Vorkommnisse weitere Versammlungen, die im Kontext stehen oder als Ersatzveranstaltungen dienen könnten, im Stadtgebiet untersagt.

Teilnehmer einer rechtsextremen Versammlung im Leipziger Hauptbahnhof.

Mehrere Hundert Teilnehmende einer rechtsextremen Versammlung waren am Samstagvormittag auf dem Leipziger Hauptbahnhof angekommen.

Die Teilnehmer sind aufgefordert, die Stadt nach Beendigung der polizeilichen Maßnahmen zu verlassen, heißt es von der Bundespolizei. Die Sicherheitslage sei weiterhin unter Kontrolle, heißt es von der Polizei. Demnach sprach die Polizei für die rechten Demonstrierenden überwiegend ein Aufenthaltsverbot für die Innenstadt aus. Die Personen werden nach Hause begleitet.

Viele Menschen bei einer Demo am Leipziger Hauptbahnhof.

Am Westausgang des Leipziger Hauptbahnhofs am Willy-Brandt-Platz formierte sich am Samstagvormittag ein Gegenprotest gegen eine Versammlung der rechten Szene.

Mehrere Hundertschaften der Polizei im Einsatz

Der CSD in Leipzig war am Samstag unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen und mit einem großen Polizeieinsatz gestartet. Mehrere Hundertschaften der sächsischen Polizei sowie aus anderen Bundesländern sind im Einsatz. Wie viele Beamte genau im Einsatz sind, teilte die Polizei zunächst nicht mit, verwies aber auf bereitgestellte Hubschrauber, Wasserwerfer und Lautsprecherfahrzeuge.

Ursprünglich sei man von einem ruhigen und friedvollen CSD wie in den vergangenen Jahren ausgegangen. Mit Blick auf den CSD in Bautzen, bei dem es große rechte Proteste gegen die Demo gab, und den angekündigten Gegenprotesten der rechten Szene heute in Leipzig, sei das Gefährdungspotential viel höher, hieß es.

CSD-Demo als Höhepunkt der Aktionswoche

Die CSD-Demonstration am Samstag begann mit einer Kundgebung auf dem Augustusplatz. Auch die Journalistin Georgine Kellermann - eine der bekanntesten Transfrauen Deutschlands - hat daran teilgenommen. "Es ist eine Verpflichtung für mich zum CSD zu gehen, weil ich glaube, dass Sichtbarkeit endlich wichtig ist."

Eine Frau lächelt in die Kamera.

Die Journalistin Georgine Kellermann will in Leipzig Präsenz zeigen, um für eine vielfältige Gesellschaft einzutreten.

MDR (phb/lwo)

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 17. August 2024 um 16:51 Uhr.