Eine Hand hält ein Mobiltelefon.

Sachsen Kein Empfang: Wie Nebelschütz bei Bautzen seit Jahren im Funkloch lebt

Stand: 26.09.2024 18:26 Uhr

Nebelschütz ist ein malerischer Ort zwischen Kamenz und Bautzen. Das Problem: Wenn man von dort ein Foto mit dem Handy verschicken möchte, um zu zeigen, wie schön es dort ist, dann klappt es nicht. Denn der Ort hat keinen Empfang. Wenn überhaupt, dann nur ganz sporadisch und auch nur in gewissen Ecken. Wie lebt es sich in einem Funkloch im Jahr 2024? MDR SACHSEN-Reporter Stefan Schmidt ist dieser Frage nachgegangen.

Von MDR SACHSEN
  • Die Gemeinde Nebelschütz hat ein Problem mit dem Mobilfunknetz.
  • Die Einwohnerinnen und Einwohner und vor allem Gewerbetreibende sind von dem Funkloch genervt.
  • Ein Bauvorhaben für einen hohen Mobilfunkmast ist im Gemeinderat auf Ablehnung gestoßen.

Auf seiner Internetseite bezeichnet sich Nebelschütz in der Oberlausitz als eine Region, die sich öffnen möchte. In der Tat ist die Gemeinde mit fünf Ortsteilen unter anderem für seinen Dorfkern und Festplatz als "Kerniges Dorf 2017" durch das Bundesagrarministerium ausgezeichnet worden. Doch eine Sache hakt noch: Wer hier mobil erreichbar sein will oder es aus bestimmten Gründen sein muss, ist abgehängt. Der Mobilfunk-Empfang ist vielerorts gleich Null. Das will der Gemeinderat bald ändern.

Ladenbetreiberin bittet um Festnetzanrufe

Wie ein Einwohner MDR SACHSEN sagte, kommen Handynachrichten bis zu einer Stunde später an. Eine junge Frau findet das "belastend". Andererseits sei es manchmal cool, wenn bei Treffen keiner am Handy sei. Vor allem Gewerbetreibende beklagen das Funkloch seit Jahren. Klingelt bei Ruth Tinschert im Hofladen ihr Handy, bleiben ihr wenige Möglichkeiten. "Ich flitze schnell vor die Tür oder ich rufe zurück, wenn ich Zeit habe. Oder ich sage den Leuten, sie sollen mich über das Festnetz anrufen."

Ich flitze schnell vor die Tür oder ich rufe zurück, wenn ich Zeit habe oder ich sage den Leuten, sie sollen mich über das Festnetz anrufen. Ruth Tinschert | Gewerbetreibende in Nebelschütz im Landkreis Bautzen
Drei Personen betrachten ein Mobiltelefon.

Ruth Tinschert (re.) kann ihren Kundinnen und Kunden in ihrem Nebelschützer Hofladen keinen Handyempfang anbieten.

Funkmast soll Abhilfe schaffen

Weshalb in Nebelschütz, keine fünf Kilometer von der Großen Kreisstadt Kamenz entfernt, der Handyempfang unbeständig und schlecht ist, kann niemand im Ort genau sagen. Das sei eben so, heißt es aus dem Gemeindeamt. Nun ist Abhilfe in Sicht. Der Bauantrag für einen Funkmast wurde kürzlich eingereicht, sagte Benedikt Albers von der Deutsche Funkturm GmbH. Bei einem positiven Bescheid im kommenden Jahr könnte ab 2026 auch Nebelschütz mit einem stabilen Mobilfunknetz telefonieren.

Ablehnung im Gemeinderat

Wie die Gemeinde mitteilte, hat jedoch der Gemeinderat in seiner Sitzung am 11. September das Bauvorhaben eines 45 Meter hohen Stahlgittermastes mehrheitlich abgelehnt. Braucht es nun mehr Zeit, bis auch in Nebelschütz mit stabilem Handy-Netz telefoniert werden kann? Aus Kreisen des Gemeinderates hieß es, der Antrag sei aufgrund einer Formalie durchgefallen. Die Gemeinde habe den Eigentümer eines Nachbargrundstückes nicht wie vorgeschrieben schriftlich über das Bauvorhaben informiert.

Der Mast bleibe Ziel, hieß es weiter. Denn in Nebelschütz seien alle dafür, dass es endlich ein Mobilfunknetz gibt. Wie Bürgermeister André Bulang MDR SACHSEN sagte, ist nun die Bauaufsichtsbehörde im Landratsamt Bautzen gefragt. Wie eine Sprecherin der Behörde MDR SACHSEN sagte, benötigt sie für alle Bauanträge grünes Licht von der Gemeinde. Man sei dabei, den Fall in Nebelschütz zu prüfen.

MDR (wim)