Sachsen Keine rosigen Aussichten nach Sperre der Elbbrücke in Bad Schandau
Nach der Sperrung der Brücke in Bad Schandau laufen die Prüfungen weiter auf Hochtouren. Bis Ergebnisse vorliegen, bleibt die Elbquerung jedoch weiter gesperrt. Die Suche nach Alternativen zur Verkehrsentlastung läuft - der Vorschlag einer Pontonbrücke ist jedoch nicht realisierbar. Auch eine Autofähre ist nicht in Sicht.
- Die Elbbrücke in Bad Schandau wird weiter geprüft. Erste Ergebnisse sind Ende Dezember zu erwarten.
- Experten suchen Alternativen: Derzeit überlegen sie, die Eisenbahnbrücke mit für den Autoverkehr zu nutzen.
- Eine Schwimmbrücke wurde als Alternative bereits verworfen. Eine Autofähre steht nicht zur Verfügung.
Drei Wochen nach der Sperrung der Elbbrücke in Bad Schandau in der Sächsischen Schweiz läuft die Suche nach alternativen Verkehrswegen weiter. Geprüft wird aktuell die Nutzung der nahegelegenen Eisenbahnbrücke, entweder gemeinsam für Schienen- und Straßenverkehr oder nur für den Straßenverkehr, erklärte der Abteilungsleiter Mobilität beim Verkehrsministerium, Stephan Berger. Im aktuellen Zustand könnten Autos diese Brücke allerdings nicht befahren, dazu wären Anpassungen nötig.
Eine Variante wäre es beispielsweise, Traglastplatten zu verlegen, die eine Nutzung von Schiene und Straße ermöglichen würde. Denkbar wäre auch der Bau einer temporären Ersatzbrücke, wenn sich die Eisenbahnbrücke doch nicht eignen sollte. Hierfür wäre der Zeithorizont laut Berger allerdings offen.
Die Prüfungen der Brücke in Bad Schandau laufen auf Hochtouren. Ende Dezember sollen erste Ergebnisse vorliegen.
Pontonbrücke keine Alternative
Die Option einer Pontonbrücke, die die Bundeswehr in Bad Schandau geprüft hatte, ist inzwischen vom Tisch. Grundsätzlich sei dies zwar möglich, die Rahmenbedingungen seien aber in diesem Fall schwierig, sagte Berger. Als Gründe zählte er auf: die Fließgeschwindigkeit der Elbe, die für den Einsatz einer Schwimmbrücke nötige vollständige Sperrung für die Binnenschifffahrt und die sächsische Dampfschifffahrt und der Höhenunterschied zur Straße, der eine Aufschüttung von zehn Metern bedingen würde. "Deswegen sind wir zum Ergebnis gekommen, dass das keine darstellbare Alternative ist."
Kann die Eisenbahnbrücke auch als Straße genutzt werden? Das ist die aktuelle Überlegung.
Autofähre - kein Schiff in Sicht
Auch eine Autofähre sei als Alternative zur Brücke nicht möglich. Man habe dazu Kontakt zu den Binnenhäfen Oberelbe GmbH und nach Tschechien gehabt, es stehe aber keine Autofähre zur Verfügung, sagte Lars Roßmann, Abteilungsleiter Ingenieurbau und Innovation beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr.
Mit viel Akribie arbeiten die Spezialisten - niemand möchte ein Risiko eingehen, nachdem in Dresden wie durch ein Wunder niemand verletzt wurde.
Beton an Brücke wird geöffnet
An der gesperrten Elbbrücke beginnen unterdessen tiefergehende Untersuchungen des verbauten Spannstahls, der für die Stabilität des Bauwerks sorgt. Wie bei der in Dresden teilweise eingestürzten Carolabrücke besteht hier die Gefahr von Korrosion, die ein spontanes Versagen ohne vorherige Ankündigung zur Folge haben könnte. Für die Untersuchungen wird der Beton am Bauwerk geöffnet, um Proben entnehmen zu können.
Längsrisse im Unterspannband der Brücke waren der Anlass für deren Sperrung. Hier eine freigelegte Probe.
Die Ergebnisse werden bis Ende Dezember erwartet. Erst wenn sie vorliegen, kann über die Zukunft der Brücke entschieden werden. Mindestens bis dann bleibt sie gesperrt. Freigegeben sind inzwischen wieder der unter der Brücke passierende Elberadweg und die Staatsstraße 163.
Sperrung aus Sicherheitsgründen
Die Brücke war am 7. November überraschend wegen Längsrissen im sogenannten Unterspannband gesperrt worden. Vorausgegangen war eine Sonderprüfung nach dem Teileinsturz der Dresdner Carolabrücke. Diese Untersuchung hatte akuten Handlungsbedarf für die Brücke der Bundesstraße 172 in Bad Schandau ergeben. Das Bauwerk besteht ebenso wie die teileingestürzte Carolabrücke in Dresden aus Spannbeton.
Die einzige Autobrücke weit und breit - wegen der Sperrung müssen viele Privatpersonen und Lieferfahrzeuge große Umwege in Kauf nehmen.
Große Umwege
Seit der Sperrung der Brücke am 6. November müssen Autos und Lieferfahrzeuge enorme Umwege ein Kauf nehmen. Das sei laut Landrat Michael Geisler (CDU) nicht nur ein hoher Zeitaufwand, sondern auch eine finanzielle Belastung. Die Stimmung in der Region sei deshalb sehr angespannt. Die nächsten Elbbrücken sind in Pirna, 19 Kilometer entfernt, sowie in Děčín, 23 Kilometer entfernt.
MDR (tomi)/dpa