Frostschutzkerzen brennen zwischen blühenden Pflaumenbäumen.

Sachsen Kurzarbeit und Nothilfen: Sachsens Obstbauern beklagen verpfuschte Saison

Stand: 02.07.2024 18:30 Uhr

Sachsens Obstbauern können die diesjährige Ernte so gut wie abhaken. Bei einigen Obstsorten wie Pflaumen oder Pfirsichen betragen die Verluste annähernd 100 Prozent. Auch bei Äpfeln und Birnen wird es nicht viel besser aussehen. Nun hoffen die Landwirte auf Hilfe vom Staat.

Von MDR SACHSEN

Das kalte Frühjahr war für das Obstgut Seelitz bei Rochlitz ein Schlag ins Kontor. Der Betrieb bewirtschaftet rund 65 Hektar Obstfläche. Zehn festangestellte Mitarbeiter und etwa 25 Saisonkräfte kümmern sich um Erdbeeren, Äpfel, Sauerkirschen, Strauchbeeren und Pflaumen. Aber diese Saison wird als besonders mager in die Geschichte eingehen. "Pflaumen gibt’s keine, Aprikosen gibt’s keine – alles komplett erfroren. Das bedeutet massive Umsatzeinbußen. Selbst bei den Äpfeln ist ein Ausfall von 90 Prozent zu erwarten. Das wird für unseren Hofladen reichen aber für mehr nicht", schildert Geschäftsführer Heiko Hübler MDR SACHSEN die Lage.

Eine feine Eisschicht überzieht Apfelbäume.

Die Fröste Ende April haben die Ernte zerstört.

Kurzarbeit statt Ernte

Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die finanzielle Lage des Betriebes: "Kündigungen sind der letzte Schritt, wir versuchen das zu vermeiden. Aber wir wissen nicht, wie es ausgeht. Wir versuchen zu sparen und die Äpfel, die am Baum hängen zu verkaufen und unseren Hofladen zu öffnen". Hübler hat nach eigenen Angaben inzwischen Kurzarbeit für seine Mitarbeiter beantragt und hofft auf staatliche Hilfe. Informationen hat er aber noch keine.

Keine Äpfel an den Bäumen

Beim Obstbau Rüdiger in Dresden sieht es nicht viel besser aus. "Bei uns ist sehr viel erfroren", sagt Robert Rüdiger. "Bei den Erdbeeren hat nur die späte Sorte Malwina getragen. Aber nach in zwei Wochenenden war alles weg". Bei den restlichen Erdbeeren habe der Ausfall 100 Prozent betragen, bei Johannisbeeren 60 Prozent. Und auch bei den Kirschen verzeichnet Rüdiger einen Total-Ausfall. Hier am Südost-Rand von Dresden werde auch die diesjährige Apfel-Ernte mau ausfallen. An den Bäumen seien kaum Äpfel, sagt der Obstbaufachmann.

Anträge für Entschädigungen können wir erst im September stellen. Wenn überhaupt, dann gibt es frühestens nächsten April Geld. Robert Rüdiger | Obstbauer in Dresden-Pillnitz

Für die Mitarbeiter werde das zum Glück keine großen Auswirkungen haben. "Wir haben zwölf Festangestellte vor allem in den Läden. Das kriegen wir schon irgendwie hin". Anstatt wie sonst vier bis sechs Saisonkräfte aus Rumänien, gebe es derzeit nur zwei saisonale Mitarbeiter. Auf staatliche Hilfe setzt Obstbauer Rüdiger nicht: "Anträge für Entschädigungen können wir erst im September stellen. Wenn überhaupt, dann gibt es frühestens nächsten April Geld. Da könnten einige Betriebe schon pleite sein. Eigentlich müsste das Geld jetzt kommen", sagt Rüdiger.

Ein Apfelbaum ohne Apfel auf einer Obstplantage bei Dresden

Die Apfelbäume von Albrecht Dreßler in Sobrigau bei Dresden tragen in diesem Jahr keine Äpfel.

"Miese Saison wie noch nie"

Auch der Betrieb von Albrecht Dreßler in Sobrigau südlich von Dresden hat mit dem kompletten Verlust der Ernte zu kämpfen. "Selbst meine Kollegen, die schon seit DDR-Zeiten in der Landwirtschaft tätig sind, haben so eine miese Saison noch nie erlebt." Den 23. April wird Dreßler nicht so schnell vergessen. "Es waren schon kleine Pflaumen an den Bäumen zu sehen. Aber am Morgen nach dieser Frostnacht waren die alle schwarz." Ein Totalverlust. Dreßler bewirtschaftet mit seiner Frau reichlich acht Hektar Land mit Pflaumen- und Apfelbäumen. Sonst hatte er zur Erntezeit immer noch zwei bis drei Erntehelfer. "Die brauchen wir in diesem Jahr nicht. Meine Frau wird wohl Arbeitslosengeld beantragen. Wir hoffen auf die nächste Saison. Es kann ja nur besser werden."

MDR (mwa)