Der Erfinder des legendären DDR-Comics «Mosaik», Johannes Hegenbarth (87), besucht 2012 die Ausstellung «Dig, Dag, Digedag. DDR-Comic Mosaik» im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig. 1 min
Der Grafiker und Karikaturist Hannes Hegen (Bild) gründete das Mosaik-Heft im Jahr 1955. Im Audio spricht Robert Löffler vom Mosaik -Verlag über die Nachfrage zum neuen Heft. Bildrechte: picture alliance / dpa | Hendrik Schmidt

DDR-Comic Mosaik Große Nachfrage nach verloren geglaubtem Digedags-Heft

02. Juni 2025, 12:57 Uhr

Im Nachlass des Grafikers und Comiczeichners Hannes Hegen sind zwei verschollen geglaubte "Digedags"-Manuskripte in Leipzig aufgetaucht. Der Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag veröffentlichte eines der beiden mit dem Titel "Das Duell an der Newa" anlässlich Hegens 100. Geburtstags. Der Verlag spricht von einer "überwältigenden Menge an Bestellungen". Die beiden Episoden sind laut Verlag Anfang der 1960er-Jahre entstanden und damals aus inhaltlichen Gründen der DDR-Zensur zum Opfer gefallen.

Der Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag verkauft seit Mitte Mai das verloren geglaubte Digedags-Heft Nummer 90 mit dem Titel "Das Duell an der Newa". Zusammen mit einem anderen Manuskript der Comic-Zeitschrift Mosaik war es im Nachlass des Zeichners Hannes Hegen entdeckt worden.

Überwältigende Nachfrage nach Mosaik-Heft

Wie der Mosaik-Verlag auf Nachfrage von MDR KULTUR mitteilte, entstanden die Entwürfe bereits 1963, wurden aber aufgrund von Kritik seitens des Verlags Junge Welt nicht veröffentlicht. Nun ist das erste Manuskript als Heft erschienen und wird seit dem 16. Mai verschickt. An diesem Tag wäre der Mosaik-Erfinder Hannes Hegen 100 Jahre alt geworden.

Das Mosaik ist ostdeutsches Kulturgut. Wir freuen uns, dass es noch so lebendig ist.

Robert Löffler, Mosaik-Verlag

Wegen der "überwältigenden Menge an Bestellungen", wie es vom Verlag heißt, können aktuelle Bestellungen erst Mitte Juni versandt werden. Über 10.000 Exemplare seien bisher verschickt worden, weitere 5.000 bereits bestellt, erklärte Robert Löffler vom Mosaik-Verlag. Viele haben laut Löffler eine komplette Mosaik-Sammlung zu Hause, die sie vervollständigen wollen. Das Mosaik-Heft sei ostdeutsches Kulturgut, findet Löffler und ergänzt: "Wir freuen uns auch, dass es noch so lebendig ist."

Seite aus einem Comic
Eine Seite aus "Duell an der Newa": Die Digedags verschlägt es ins Sankt Petersburg des 19. Jahrhunderts. Bildrechte: Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag

Neue Hefte Dank Fan aus Leipzig

Dass die beiden Comic-Manuskripte nun veröffentlich werden können, ist zwei privaten Sammlern zu verdanken, erklärte Robert Löffler vom Mosaik-Verlag bei MDR KULTUR. Ein Fan aus Leipzig habe vor einigen Jahren die Manuskripte von Hannes Hegens Erben erhalten und nach Zeichnern gesucht, die die Hefte umsetzen könnten.

Die erscheinen ganz genauso, wie sie damals auch erschienen sind.

Robert Löffler, Mosaik-Verlag

Für Sammler und Fans dürften die Hefte Nostalgiewert haben, wie Verlagssprecher Robert Löffler erläutert: "Die erscheinen ganz genauso, wie sie damals auch erschienen sind – also als 24-seitiges Heft, auf etwas rauerem Papier mit leichtem Gelbton. So, wie die Hefte damals aussahen."

Blick in ein Mosaikheft.
Neuauflage mit Nostalgiefaktor: Das neue Mosaikheft soll optisch an die alten Ausgaben erinnern. Bildrechte: MDR/Katharina Häckl

Konflikt mit der Zensur der DDR

Der zu DDR-Zeiten staatliche Verlag Junge Welt, der auch der FDJ nahe stand, habe die beiden Comic-Bände nicht nur aufgrund ihrer zu klamaukigen Handlung kritisiert, sondern auch, weil zu wenig Fokus auf die Errungenschaften der Arbeiter gelegt worden sei: Das Heft mit dem Titel "Das Duell an der Newa" drehte sich um verschiedene Erfinder der Weltgeschichte, die "eher dem gehobenen Bürgertum entstammten und nicht die Leistungen der Arbeiterklasse verkörperten", erklärte der Sprecher des Mosaik-Verlages, Robert Löffler.

Der Junge Welt Verlag habe damals "massiv Druck auf Hannes Hegen ausgeübt", so Löffler, "sodass dieser sich schließlich veranlasst sah, das Konzept zu ändern und mit der Runkel-Serie einen mittelalterlichen Comic-Roman auf den Spuren Marco Polos auf den Weg zu bringen." Damit sei es ihm gut möglich gewesen, die tagespolitischen Vorgaben der Verlagsleitung zu umschiffen."

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Comic-Zeichner Hannes Hegen entwarf 1963 zwei Digedags-Hefte, die nie veröffentlicht wurden. Nun wird eines der beiden Hefte erstmals erscheinen. Im Audio spricht Robert Löffler vom Mosaik-Verlag über die Hintergründe:

MDR KULTUR - Das Radio Di 22.04.2025 11:30Uhr 03:18 min

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Ex-Mosaik-Zeichner vollenden Arbeit von Hannes Hegen

Die Erfinderserie, zu der "Das Duell an der Newa" zählen sollte, wurde 1964 abgebrochen und angefangene Arbeiten sowie Manuskripte in Hannes Hegens Archiv aufbewahrt. Die nun veröfentlichte Episode wurde auf Basis dieser Vorlagen von den beiden ehemaligen Mosaik-Zeichnern Ulf S. Graupner und Steffen Jähde umgesetzt. Mit der Veröffentlichung des zweiten Heftes rechnet der Verlag im Dezember 2025 oder Januar 2026.

Als römische Boten stehen die Comicfiguren Dig, Dag und Digedag (v.r.n.l.) in einer Vitrine des Stadtmuseums Eisenberg (Saale-Holzland-Kreis).
Die Digedags nehmen den Leser mit auf eine Welt- und Zeitreise, zum Beispiel ins antike Rom. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan-Peter Kasper

Das Mosaik erscheint seit 1955 und ist damit die älteste deutschsprachige Comic-Reihe. Die Hefte erfreuten sich vor allem während der Zeit der SED-Diktatur großer Beliebtheit. Die Abenteuer der drei Kobolde Dig, Dag und Digedag füllten 229 Hefte, bis sie von den neuen Comic-Helden, den Abrafaxen, abgelöst wurden.

Das «Mosaik»-Heft mit dem Titel «Duell an der Newa»
Nach 62 Jahren wird "Das Duell an der Newa" am 16. Mai 2025 schließlich veröffentlicht. Bildrechte: picture alliance/dpa/Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag

Zeitgeschichliches Forum Leipzig hat Nachlass

Hannes Hegen war Mitbegründer des Mosaik-Heftes, verließ die Redaktion aber aufgrund von Konflikten mit dem Junge Welt Verlag im Jahr 1975. Hegen starb 2014 in Berlin. Ein großer Teil des künstlerischen Nachlasses des legendären Zeichners liegt beim Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig, das aktuell eine Ausstellung zu Mosaik plant.

Quellen: dpa, MDR KULTUR (Karolin Dörner, Thuy Trang Ngo, Ole Steffen)
Redaktionalle Bearbeitung: tis

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 02. Juni 2025 | 11:30 Uhr

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