Fähre über die Elbe zwischen Grieben und Ferchland

Sachsen-Anhalt Elbfähre Ferchland-Grieben: Kostendruck auf Anrainer steigt

Stand: 30.10.2024 12:47 Uhr

Die Kosten für die Elbfähre Ferchland-Grieben steigen – und die umliegenden Kreise und Gemeinden müssen diese schultern. Ein neuer Finanzierungsplan sieht vor, dass bis zu ein Drittel mehr Geld zugeschossen werden muss, um die Fähre halten zu können. Denn allein durch die Ticketeinnahmen ist kein wirtschaftlicher Betrieb möglich. Der Landrat des Jerichower Landes gibt sich im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT optimistisch. Denn die Region profitiere von der Fähre, sagt er.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Die Elbfähre Ferchland-Grieben benötigt für den weiteren Betrieb mehr finanziellen Spielraum. Der soll von den anliegenden Kreisen und Gemeinden kommen.

Wie der Landrat des Jerichower Landes, Steffen Burchhardt (SPD), MDR SACHSEN-ANHALT erklärte, liegt eine neue Finanzierungsvereinbarung vor. Demnach müssen die beteiligten Gemeinden künftig Beiträge von bis zu 15.000 Euro statt 9.000 Euro jährlich beisteuern, die beiden Landkreise 30.000 statt bisher 20.000 Euro. Dies könnte bereits ab 2025 gelten, wenn alle Kreistage sowie Gemeinde- und Stadträte in Kürze zustimmen.

Fähre über die Elbe zwischen Grieben und Ferchland
Wem gehört die Elbfähre Ferchland-Grieben?

Die Fähre wird von der Nahverkehrsgesellschaft des Jerichower Landes, NJL, betrieben. Sie hat die Fähre im Mai 2021 von der Gemeinde Elbe-Parey gekauft, nachdem sie den Betrieb aus Kostengründen einstellen musste. Seit August 2022 ist sie nach umfangreicher Wartung im Betrieb. Unter anderem für die Betriebskosten haben die verbundenen Landkreise Stendal und Jerichower Land sowie die Gemeinde Elbe-Parey und die Städte Jerichow, Tangermünde und Tangerhütte eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Der aktuelle Vertrag läuft bis Ende 2025, kann aber vorzeitig abgelöst werden. Finanzielle Unterstützung vom Land gibt es für die turnusmäßige Revision, aber nicht für den Betrieb.

Hintergrund sind gestiegene Kosten für die Elbfähre, etwa durch dutzende ausgefallene Betriebstage. Sie hatte während des Elbehochwassers über den Jahreswechsel, im Februar und im September mehrere Tage an Land bleiben müssen. Über Pfingsten fiel sie wegen Reparaturarbeiten aus. Laut Buchhardt schlug auch die Ausbildung neuer Fährmänner und -frauen zu Buche. Er verortete das entstandene Defizit im hohen fünfstelligen Bereich. Bisher habe der Landkreis Jerichower Land diese Kosten ausgeglichen, nun seien alle Beteiligten gefragt.

Genthin könnte Teil des Fähr-Verbunds werden

Burchhardt gibt sich optimistisch, dass der neue finanzielle Spielraum nicht ausgeschöpft werden muss. Es gehe um einen finanziellen Puffer für unvorhergesehene Ausgaben. Nach den Worten des Landrats überlegt sogar die Stadt Genthin, ob sie freiwillig Teil des Fähr-Verbunds wird und auch einen Teil der Kosten übernimmt. Zudem soll künftig mehr in Werbung und Vermarktung der Motorfähre investiert werden.

Ich habe die berechtigte Hoffnung, dass wir von diesem Defizitausgleich nicht in voller Höhe Gebrauch machen müssen. Steffen Burchhardt (SPD), Landrat des Jerichower Landes |

Über die Elbe zwischen Grieben und Ferchland gibt es seit mindestens 1722 eine Fährverbindung. Ihr vorläufiges Aus kam zum Ende des Zweiten Weltkrieges, als das Schiff bei einem Luftangriff versenkt wurde. Erst 1998, nach 53 Jahren Unterbrechung, wurde der Betrieb wieder aufgenommen und bestand durchgehend bis 2020.

Touristische Bedeutung der Fähre

Die Fähre spielt für den Verkehr im Norden Sachsen-Anhalts eine wesentliche Rolle. Sie liegt, gemeinsam mit der Fähre Rogätz, auf dem 50 Kilometer langen Abschnitt zwischen den Elbebrücken Magdeburg und Tangermünde – und ist bei Sperrungen eine Alternative. Für Radtouristen ist sie eine wichtige Verbindung für den auf beiden Elbseiten verlaufenden Elberadweg sowie den Altmarkrundkurs.

MDR (Katharina Häckl, André Plaul)