Mittelalter Mann in weißem Kochkittel und Bäckermütze steht vor der Auslage einer Konditorei in Halle.

Sachsen-Anhalt Ex-Organist der Marktkirche als Bäcker zurück in Halle

Stand: 04.10.2024 05:10 Uhr

Irénée Peyrot musste nach komplizierten Handbrüchen seine Karriere als Organist in Halles Marktkirche aufgeben. Er wechselte stattdessen in die Backstube. Nach dem er in Frankreich das Bäckereihandwerk studierte, ist nun zurück an der Saale.

Von Anne Sailer, MDR SACHSEN-ANHALT

Komplizierte Handbrüche und mehrere OPs machten es dem 1972 im französischen Lyon geborenen Irénée Peyrot unmöglich, weiter Orgel zu spielen. Seit 2005 hatte er die hallesche Marktkirchenorgel gespielt, auf ihr CD’s aufgenommen, komponiert und war zweimal wöchentlich zu hören. Nicht mehr Orgel spielen zu können, trieb Peyrot in die Backstube – zu seiner zweiten großen Leidenschaft: Dem Bäckereihandwerk.

Vom Organisten zum französischen Bäcker

Peyrot studierte Bäckereihandwerk in Frankreich

Peyrot hatte sich schnell entschlossen, etwas ganz anderes zu machen. Mit Blick auf sei Alter erschien ihm das logisch, erzählt er. In Frankreich studierte Irénée Peyrot das Bäckereihandwerk, lernte Brioche zu backen, knetete sich durch unzählige Teige, probierte das Baguettebacken in allen seinen Varianten und beschloss nach sieben Monaten Lehrzeit, einer "Schnellbesohlung" also, das neu erlernte Handwerk mit an die Saale zu nehmen. Nach Halle in seine Wahlheimat.

Die Hallenser und die Franzosen ähneln sich, beide sind stur. Irénée Peyrot |

Derzeit schaut Peyrot dem Konditor im Café Wittekind über die Schulter, lernt die Abläufe in einer Bäckerei kennen und sattelt auch in der "deutschen Backkunst" auf. "Die Deutschen essen ganz anders Brot", hat der Franzose festgestellt. Während die Franzosen das Brot brechen und es zum "Tunken" verwenden, es also in die Suppe halten oder es zu Beilagen wie Käse, Wurst und mit Wein genießen, backen die Deutschen eher ein kantiges Brot. Ein Brot, was sie belegen können und was auch in den Brotkasten passt.

Außenansicht des Restaurant Wittekind in Halle

Im Café Wittekind will Peyrot französische Backkunst mit deutscher Brotkultur vereinen.

Orgel fehlt kaum noch

Peyrot träumt davon, die französische Backkunst mit der deutschen Brotkultur zu vereinen. Was die Bortliebhaber im Café Wittekind da erwarten können, das ist noch nicht sicher. Köstlich wird es allemal.

Dem französischen Neubäcker Peyrot fehlt seine Orgel auch kaum noch, zu sehr liebt er es zu backen und zu kochen. Und wenn er in der Küche steht, hat er auch stets einen Ohrwurm im Kopf. Das ist Orgelmusik, die er selbst einst komponierte oder Werke von Antonin Dvorak oder Johann Sebastian Bach. Der Rhythmus helfe ihm bei der Arbeit. Denn auch beim Backen müsse man immer schön im Takt bleiben.

MDR (Anne Sailer, Daniel Salpius)