Dr. Lutz Trümper im Interview

Sachsen-Anhalt Ex-OB Trümper wenig optimistisch, dass Intel nach Magdeburg kommt

Stand: 24.09.2024 12:14 Uhr

Beim US-amerikanischen Chiphersteller Intel kriselt es seit Längerem. Wegen Sparmaßnahmen kündigte das Unternehmen an, die geplante Ansiedlung in Magdeburg um mindestens zwei Jahre zu verschieben. Magdeburgs ehemaliger OB Trümper ist wenig optimistisch, dass das Unternehmen weiterhin an den Plänen festhält. Unterdessen berichten Medien darüber, dass mehrere Konkurrenten den angeschlagenen Chiphersteller übernehmen wollen.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

Magdeburgs ehemaliger Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) zeigte sich überrascht von der Verschiebung des geplanten Werks in Magdeburg. Es habe zwar schon im vergangenen Jahr Hinweise auf wirtschaftliche Schwierigkeiten des Chipherstellers gegeben, sagte er dem MDR. Damals habe Konzernchef Pat Gelsinger aber versichert, dass Intel an Magdeburg festhalte. Mit Blick auf die Zukunft des Milliarden-Projekts zeigte sich Trümper zurückhaltend. Im Moment sei er wenig optimistisch, das könne sich aber ändern. Man müsse die weitere Entwicklung vor allem in den USA abwarten.

Im Interview spricht Trümper auch darüber, wie das Projekt im Geheimen geplant und immer wieder angepasst wurde.

Konkurrenten an Übernahme von Intel interessiert

Medienberichten zufolge sind mehrere Konkurrenten am kriselnden Chiphersteller Intel interessiert. Der US-Finanzinvestor Apollo Global Management erwäge eine Investition von bis zu fünf Milliarden Dollar, berichtete die Agentur Bloomberg am Sonntag unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person.

Bereits am Freitag wurde über eine Übernahme durch den Chiphersteller Qualcomm berichtet. Das "Wall Street Journal" schrieb, dass Qualcomm mit einem Angebot an Intel herangetreten sei. Ob es zu einer Übernahme komme, sei allerdings noch offen. Intel wollte sich zu dem Bericht nicht äußern, von Qualcomm gab es zunächst keine Reaktion.

Sparmaßnahmen bei Intel – Werk in Magdeburg verschoben

Intel steckt in einer Krise und kann etwa im Geschäft mit Smartphones und bei neuen Chips für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz nicht mit Konkurrenten wie Nvidia mithalten. Der Konzern muss sparen und verschob Anfang der Woche den Bau der geplanten Fabrik im Magdeburg um mindestens zwei Jahre.

Neues Gewerbegebiet in Hohendodeleben geplant

Nach der Intel-Verschiebung konzentriert sich die Stadt Wanzleben (Landkreis Börde) auf weitere Ansiedlungen. Das geht aus dem Flächennutzungsplan hervor, der MDR SACHSEN-ANHALT vorliegt. Demzufolge soll das Land nach dem Willen der Stadt am Rande des Ortsteils Schleibnitz zunächst 200 Hektar Acker aufkaufen. Die Flächen könnten in den High-Tech-Park aufgenommen werden. Das Gewerbegebiet im Ortsteil Hohendodeleben soll näher an die Autobahn wachsen. Dort sind bereits Firmen für Baumaschinen-Service und für Berufskleidung ansässig.

Die Arbeiten am High-Tech-Park in Sülzetal im Landkreis Börde gehen trotz der Intel-Entscheidung weiter. Das stellte Landesfinanzminister Michael Richter (CDU) am vergangenen Donnerstag in einer Gemeinderatssitzung klar. Das Land habe bereits für mehr als 30 Millionen Euro Grundstücke gekauft und werde dies auch weiterhin tun, um die Erschließung zu sichern.

Hightech-Park für Sülzetal

Intel-Stopp gefährdet EU-Ziele bei der Chipherstellung

Diese Verschiebung gefährdet laut Experten auch die europäischen Ziele bei der Chip-Produktion. Der Geschäftsführer des Zentralverbandes der Elektro- und Digitalindustrie, Wolfgang Weber, verwies bei MDR AKTUELL auf das EU-Ziel, bis 2030 einen Weltmarktanteil von 20 Prozent zu erreichen.

Ohne Intel in Magdeburg sei das nicht zu schaffen. Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer von Silicon Saxony, Frank Bösenberg. Intel wolle in der geplanten Fabrik vor allem Chips für Smartphones und Laptops bauen. In diesem Bereich spiele Europa bislang gar keine Rolle. Das werde nun vorerst so bleiben.

Intel-Aktie steigt, Qualcomm mit Verlusten

Die Intel-Aktie legte nach dem Bericht über eine mögliche Übernahme durch Qualcomm am Freitag im US-Handel um mehr als drei Prozent zu. Zwischenzeitlich war das Plus mit mehr als neun Prozent noch größer gewesen. In diesem Jahr hat die Intel-Aktie bereits 57 Prozent an Wert verloren. Qualcomm war zuletzt nach einem Kursanstieg um rund ein Fünftel in diesem Jahr etwa doppelt so viel wert. Nach dem Bericht im "Wall Street Journal" schloss die Qualcomm-Aktie mit einem Minus von knapp drei Prozent.

Qualcomm stark bei Chips für Smartphones

Qualcomm ist vor allem stark bei Modems und Prozessoren für Smartphones und stößt gerade auch in den PC-Markt vor. Branchen-Analyst Patrick Moorhead von Moore Insights sagte im TV-Sender CNBC, er könne durchaus erkennen, wie sich das Geschäft der beiden Unternehmen gut ergänzen könne. Zwischen den Geschäftsbereichen und technischen Plattformen von Intel und Qualcomm gibt es kaum Überschneidungen. Allerdings dürfte ein Deal eine gründliche Prüfung durch Wettbewerbshüter auslösen.

Schluckt nun ein Chiphersteller den anderen? Eine Einschätzung dazu von Christof Windeck, Redakteur bei heise online.

dpa, reuters, MDR (Fabienne von der Eltz) | Zuerst veröffentlicht am 21. September 2024

In einem anderen Artikel berichten wir über die zeitliche Begrenzung für die Baugenehmigung für das geplante Intel-Werk in Magdeburg. Da es dort bereits Kommentare über das mögliche Übernahmeangebot von Qualcomm gibt, bitten wir Sie, für Kommentare diesem Link zu folgen und ihre Beiträge dort zu bündeln.