Fechtkampf im Training zwischen den zwei Nachwuchstalenten

Sachsen-Anhalt PSV 05 Köthen: Schnuppertraining in der ältesten olympischen Disziplin

Stand: 25.08.2024 17:14 Uhr

Nach der Medaillenpleite in Paris ist der einst traditionsreiche Fechtsport an einem weiteren Tiefpunkt angekommen. Auch in Sachsen-Anhalt. Abseits des großen Fechtzentrums in Halle fehlt vielerorts der Nachwuchs. Der PSV 05 Köthen sucht nun offensiv nach neuen Talenten und bietet ein spezielles Schnuppertraining – mit ersten Erfolgen.

Von Martin Krause, MDR SACHSEN-ANHALT

Ein wenig angespannt ist Paul, als er sich die Fechtmaske aufsetzt. Dann aber legt er los, kreuzt die Klingen mit seinem Gegner und markiert einen blitzsauberen Treffer: "Fechten macht mir mega Spaß. Konzentrieren auf den Gegner, die Bewegung, das ist cool", erzählt Paul. Er hat einen langen Zopf, strahlt während er erzählt.

Fechtentraining. Trainer Rene Loos erklärt Nachwuchs-Talent Paul einen Fechtzug.

Im Training erklärt Trainer René Loos seinen Nachwuchstalenten, dass sie sich am besten auf eine Aktion konzentrieren sollen.

Mit dem Florett weiß der 12-Jährige schon ganz gut umzugehen, obwohl er noch nicht so lange dabei ist, wie sein Trainingspartner Ole. "Ich habe mich früher schon für Fechten interessiert", erzählt Paul weiter, "und wollte das dann Selbermachen. Dann habe ich nach einem Verein gesucht." Und der Junge aus Köthen ist fündig geworden.

Kämpfen wie ein Musketier

Einmal in der Woche bietet der Polizeisportverein in der Sporthalle der Naumannschule ein Nachwuchstraining an. "Hier lernt man die Grundstellung und die richtigen Stoßbewegungen" sagt Ole. "Angriff und Abblocken – beides muss ein Fechter können", ergänzt Paul. Die beiden Freunde tragen weiße Schutzkleidung, als sie zum nächsten Gefecht antreten. "Auf eine Aktion konzentrieren", gibt René Loos den Anfängern mit auf den Weg. Der 56-Jährige ist der Vorsitzende beim PSV 05 in Köthen und leitet das Schnuppertraining.

Zwei Jungs beim Fechten

Ole (links) und Paul haben sich nach dem Schnuppertraining entschieden weiter zu machen. Mittlerweile dürfen sie schon mit Florett und Schutzkleidung kämpfen.

"Die meisten interessiert, wie gekämpft wird, Musketier ist da das Stichwort", sagt der Übungsleiter. Er lächelt während er den Jungs beim Training zuschaut. Schnell lernt der Nachwuchs das Einmaleins des Fechtens. "Schon nach drei, vier Trainingseinheiten können die Kinder dann Fechtjacke und -hose anziehen und mitfechten", sagt Loos. Er erinnert sich an große Zeiten, denn Fechten in Köthen hat Tradition.

Älteste olympische Disziplin – Aufleben einer Tradition

"Vor der Wende hatten wir hier ein Trainingszentrum", sagt Loos. Nachmittags haben bis zu 70 Kinder – Mädchen und Jungen – in allen Altersklassen trainiert. "Es gab zwei Trainer, hauptamtlich bezahlt", sagt Loos weiter. Doch die Zeiten sind lange vorbei. Inzwischen hat auch Deutschland in der internationalen Fechtwelt seine Spitzenposition verloren. In einer der ältesten olympischen Disziplinen überhaupt setzten deutsche Sportler auch in Paris kaum Treffer oder Akzente. Ein weiterer Tiefpunkt.

Es ist schwer ohne Vorbilder, aber wir müssen uns bemühen, Kinder zu begeistern René Loos, Fechttrainer aus Köthen |

Ohne Erfolge fehlt dem Sport die Aufmerksamkeit. Das bemerkt auch der Trainer in Köthen: "Es ist schwer ohne Vorbilder, aber wir müssen uns bemühen, Kinder zu begeistern", sagt René Loos. Und wie in jeder Randsportart mangelt es auch im Fechten an Sponsoren und Geld. Noch dazu ist die Ausrüstung sehr teuer: "Wenn wir ein Kind mit Schutzkleidung ausstatten, brauchen wir etwa 500 Euro. Der Nachwuchs wächst schnell aus den Sachen raus", erklärt Loos. Zudem werde es immer schwerer, Trainer zu finden.

Fechtentraining. Trainer Rene Loos erklärt Nachwuchs-Talent Ole einen Fechtzug.

Fechttrainer René Loos erklärt Nachwuchs-Talent Ole einen Fechtzug.

Auch Loos hat eine Doppelposition. Eigentlich ist er Vereinschef beim PSV 05 Köthen, doch Aufgeben kommt für ihn und seinen Verein nicht in Frage. Deshalbt leitet er einmal die Woche das Schnuppertraining. "Ich bin mit Herzblut dabei und wir bekommen von den Kindern auch viel zurück, wenn es ihnen Spaß macht", sagt der 56-Jährige. Er war einst selbst Landesmeister im Fechten. "Außerdem", so Loos weiter, "können die Kinder, in der Zeit, wo sie hier sind, keinen Blödsinn anstellen."

Neue Talente beim PSV 05 Köthen

Mit seinem Schnuppertraining hat der PSV 05 Köthen schon fast ein Dutzend Talente angelockt. Die Jüngsten sind 12 Jahre, die Ältesten gerade volljährig geworden. Und mit der Begeisterung fürs Fechten wächst bei den Kindern auch der Ehrgeiz. "Ich will auf jeden Fall weiter fechten", hat sich Ole bereits nach kurzer Zeit entschieden. Und auch sein Freund Paul ist motiviert: "Der Weg zum Weltmeister hat viele Hügel", sagt der 12-Jährige.

Fechten in Köthen: Trainingskampf zwischen den Nachwuchstalenten Ole und Paul

Nachwuchstalent Paul (links) ist zwar erst 12 Jahre alt, träumt aber schon jetzt vom Weltmeistertitel im Fechten.

Aber er ist ehrgeizig. "Ich guck meinen Gegnern in die Augen". Siegessicher greift Paul zum Florett. Dann kreuzen sie schon wieder die Klingen - die ambitionierten Nachwuchsfechter in Köthen.

MDR (Martin Krause, Cynthia Seidel)