Sachsen-Anhalt Syrer in Sachsen-Anhalt feiern Sturz des Assad-Regimes
In Magdeburg und Merseburg haben sich am Sonntag Menschen aus Syrien versammelt, um den Sturz des Assad-Regimes zu feiern. Das Landesnetzwerk der Migrantenorganisationen fordert nun humanitäre Hilfen für Syrien. Syrer sind die zweitgrößte Gruppe ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger in Sachsen-Anhalt.
In Magdeburg haben sich am Sonntag rund 250 syrische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger versammelt, um den Sturz des Assad-Regimes zu feiern. Nach Angaben der Polizei war die Aktion nicht angemeldet, aber von der Versammlungsfreiheit gedeckt. Die Versammlung sei friedlich verlaufen. Einem Reporter von MDR SACHSEN-ANHALT zufolge herrschte Freude und ausgelassene Stimmung.
In Magdeburg sind etwa 250 Menschen zusammengekommen, um den Sturz Assads in Syrien zu feiern.
Laut Polizei haben sich auch in Merseburg rund 300 Menschen zu einer friedlichen Versammlung getroffen. In Halle seien vereinzelt feiernde Menschen mit Syrien-Fahnen auf der Straße zu sehen gewesen.
"Der Tag ist ein Traum für jeden Syrer"
Fares Saleh Aga, der in Magdeburg einen Imbiss betreibt, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, der Tag sei ein Traum für ihn und jeden Syrer gewesen. Assad habe in jeder Familie Spuren hinterlassen. Entweder weil er Menschen hat einsperren lassen oder diese wegen ihm ums Leben kamen. Jetzt wolle man einfach wieder zusammen leben, egal welcher Religion man angehöre. Assads Unterdrückung sei vorbei.
Laut Fares Saleh Aga, der in Magdeburg einen Imbiss betreibt, ist der Tag ein Traum für ihn und jeden Syrer gewesen.
Wir werden nicht vergessen, wie Deutschland uns geholfen hat und uns viel gegeben hat. Wir werden jetzt zurückgehen und unser Land wieder aufbauen. Syrer bei Versammlung in Magdeburg |
Ein weiterer Teilnehmer sagte: "Wir werden nicht vergessen, wie Deutschland uns geholfen hat und uns viel gegeben hat. Ich habe hier mein Studium zum Zahntechniker abgeschlossen. Wir werden jetzt zurückgehen und unser Land wieder aufbauen."
Unklare Zukunft in Syrien
Auch Mamad Mohamad, Geschäftsführer des Landesnetzwerks Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (Lamsa) teilt die Freude. Er stammt selbst aus Syrien. "Es ist so viel Freude und gleichzeitig denken die Menschen, sie sind noch im Traum." Einerseits freue man sich, dass die Assad-Diktatur gestürzt wurde.
Es ist so viel Freude und gleichzeitig denken die Menschen, sie sind noch im Traum. Mamad Mohamad | Geschäftsführer des Landesnetzwerks Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA)
Mamad Mohamad ist im Alter von 16 Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen und lebt in Halle. (Archivbild)
Andererseits bleibe noch die Sorge, wie es weitergeht. "Man muss sich vorstellen, die Familie hat über 50 Jahre regiert. Das ist unglaublich. Deswegen ist die Sorge der Menschen immer noch da: Ist es tatsächlich so oder schlägt er zurück. Die Syrer sind ja gespalten worden, 50 Jahre lang." Es werde noch Wochen, Monate, wenn nicht Jahre dauern, so Mohamad, bis die Menschen verstanden hätten: Das Regime ist weg.
Es sei noch unklar, wer die Macht übernehme. Man hoffe auf einen guten Prozess. Aber es gebe auch die Sorge, dass Minderheiten in Syrien unter Druck geraten.
Lamsa fordert humanitäre Unterstützung
Die Lamsa rief deshalb zur Besonnenheit auf. Das Landesnetzwerk teilte am Montag mit, die Entwicklungen in Syrien müssten kritisch beobachtet werden. Besonders wichtig sei es, die Rechte der syrischen Bevölkerung zu schützen und zu stärken. Dafür müssten die Menschen und das Land langfristig begleitet und humanitär unterstützt werden.
Ähnlich äußerte sich auch der Syrisch-Deutsche Kulturverein in Magdeburg in einer Mitteilung vom Montag: "Der Weg des Wiederaufbaus in Syrien wird mit vielen Herausforderungen verbunden sein. Es wird ein langer Prozess sein, der Zeit und internationale Zusammenarbeit erfordert. Dennoch sind wir zuversichtlich, dass die syrische Gemeinschaft, gemeinsam mit der Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, einen wichtigen Beitrag leisten kann, um unser Land wieder aufzubauen und eine friedliche Zukunft für alle Syrerinnen und Syrer zu schaffen."
Syrer zweitgrößte Gruppe ausländischer Mitbürger in Sachsen-Anhalt
Laut Statistischem Bundesamt gab es Ende 2023 rund 28.800 syrische Bürgerinnen und Bürger in Sachsen-Anhalt. Damit sind Syrerinnen und Syrer die zweitgrößte Gruppe ausländischer Staatsbürgerinnen und Staatsbürger im Bundesland nach Menschen aus der Ukraine.
Im Zuge des sogenannten Arabischen Frühlings hatte es in Syrien schon 2011 Proteste gegen die Diktatur unter Machthaber Assad gegeben, die aber gewaltsam niedergeschlagen wurden. Es kam zu einem jahrelangen Bürgerkrieg, an dem sich auch andere Staaten beteiligten. Infolgedessen mussten laut UN-Flüchtlingshilfwerk UNHCR mehr als 13 Millionen Syrerinnen und Syrer aus ihrer Heimat flüchten. Ein Teil davon kam auch nach Deutschland. Im Jahr 2015 hatte Sachsen-Anhalt 34.340 Menschen aufgenommen, die Asyl gesucht hatten, vor allem aus dem Bürgerkriegsland Syrien. 2016 wurden weitere 9.116 aufgenommen.
MDR (Alisa Sonntag, Dennis Blatt, Marcel Roth, Tobias Standar, Marius Rudolph) | Erstmals veröffentlicht am 08.12.2024