Der Mohrenbrunnen auf dem Marktplatz in Eisenberg
Der "Mohrenbrunnen" auf dem Marktplatz in Eisenberg. Von dort entfernte die Stadt eine Infotafel, die Unbekannte aufgestellt hatten. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Bodo Schackow

Brauchtum "Fronten verhärtet": Initiativen kritisieren erneut "Mohrenfest" in Eisenberg

06. Juni 2024, 18:29 Uhr

Am Namen des Eisenberger "Mohrenfests" gibt es erneut heftige Kritik. Eine nachts aufgestellte Gedenktafel hat die Stadt wieder beseitigt. Am Freitag startet das Fest. Der Eisenberger Bürgermeister verweist auf positive Aspekte der dem Fest zu Grunde liegenden Sage.

Am Namen des Eisenberger "Mohrenfests" gibt es auch in diesem Jahr heftige Kritik. Mehrere Initiativen bemängeln die seit 2019 geltende Bezeichnung für das Stadtfest als rassistisch und nicht mehr zeitgemäß. Die "Initiative gegen den rassistischen Zustand Eisenbergs" fordert eine kritische Aufarbeitung der Geschichte Eisenbergs und die Umbenennung des "Mohrenfestes" - das sie "M"-Fest nennt.

Drei Menschen stehen vor einem Museumseingang.
Vertreter der Initiativen, die den Namen Mohrenfest in Eisenberg kritisieren, von links nach rechts: Elli (Initiative gegen den rassistischen Zustand), Rea Mauersberger (Iberoamerica e.V. Jena), Daniel Egba (Ansole e.V. Jena) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Gesprächsangebote an die Stadt seien bislang im Sande verlaufen, die Fronten seien verhärtet. Der gebürtige Kameruner Daniel Egbe von der Jenaer Initiative "Ansole" verweist auf die in der Mohren-Sage transportierten Hierarchien zwischen Schwarz und Weiß. Durch das Feiern des "Mohrenfestes" würden diese generationenübergreifend manifestiert. Das sei verkehrt.

Dagegen verweist Bürgermeister Michael Kieslich (CDU) auf die beiden Grundaussagen in der Sage, wonach Vorverurteilungen falsch seien und Fehler wieder gutgemacht werden müssten. Das sei das Fundament des Festes und des Eisenberger Traditions- und Heimatverständnisses. Das "Mohrenfest" sei eine bunte und offene Festveranstaltung, zu der er alle einlade, gemeinsam zu feiern.

Nachts Infotafel am Mohrenbrunnen aufgestellt - von Stadt entfernt

In der Nacht zu Donnerstag hatten Unbekannte am Mohrenbrunnen einen großen Stein samt Informationstafel aufgestellt. Diese informierte über die Brunnenfigur, den "Eisenberger Mohren". Die Figur symbolisiere das koloniale Erbe, die Stadt entziehe sich einer kritischen Betrachtung der eigenen Geschichte, hieß es dort. Die Stadt ließ den Stein am Donnerstagvormittag wieder entfernen.

2019 hatte Eisenberg sein Stadtfest zum "Mohrenfest" umbenannt, da dieser im Stadtwappen vertreten ist. Der Sage nach soll es einen "Mohr" gegeben haben, den sich ein Adeliger von Kreuzzügen als Diener mitgebracht hatte. Unter Verdacht, eine goldene Kette seiner weißen Herrin gestohlen zu haben, war der "Mohr" zum Tode verurteilt werden sollte. Als sich seine Unschuld herausstellte, wurde er nicht hingerichtet.

Mohrenfest beginnt am Freitag

Das Eisenberger Mohrenfest wird am Freitagabend mit einer "Hells Bells"-Glocke eingeläutet. Anlässlich des Jubiläums von 750 Jahren Stadtrecht ist am Samstag ein historischer Festumzug geplant, im Schloss wird 30 Jahre Saale-Holzland-Kreis gefeiert. Bis Sonntag stehen in der gesamten Innenstadt zahlreiche Veranstaltungen auf dem Programm - die Geschäfte sind geöffnet.

MDR (vle/rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 06. Juni 2024 | 09:30 Uhr

24 Kommentare

Eddi58 vor 51 Wochen

@Atze71
Was Sie hier so verharmlosend als „Siedler“ bezeichnen waren schlicht und ergreifend Kriminelle, die sich fremdes Land aneigneten und die Bevölkerung versklavten!
Ist das so schwer zu verstehen?🤔

Atze71 vor 51 Wochen

@Eddie58... Stellen sie sich vor sie wären Herr Trotha und erfahren das deutsche Siedler ständig angegriffen werden und auch getötet. Was tun sie? Wie das dann gelaufen ist, war natürlich radikal. Das er nichts macht, ging auch nicht. Frage an Sie: Haben die Belgier und Franzosen auch solche Schuldkomplexe wie manche hier? Eher nicht. Und ehrlich, ich habe mit Sachen nichts zu tun die über hundert Jahre zurückliegen. Das kann mir auch keiner einreden. Ob die Schweden noch Komlexe haben, wie sie in Deutschland die Leute abgeschlachtet haben? Oder die Franzosen unter Napoleon? Und ja ... man kann das alles vergleichen.

Eddi58 vor 51 Wochen

@Tpass
Ihre Naivität wäre niedlich, ginge es nicht um so schlimme Dinge, wie der Krieg gegen die Herero und Nama oder den Sklavenhandel.
Gerade die deutsche Geschichte ist reich an Beispielen für Verbrechen in den Kolonien. („Deutsch-Südwestafrika)
Etwas nicht wissen zu können, wäre zu entschuldigen, das könnte man ja ändern. Etwas nicht wissen zu wollen…🤷‍♂️

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