Mannschafsfoto einer Mädchenfußballmanschaft. (hinten vl): Sunny Kosch, Lena Schmeißer, Hanni Hücker, Lilly Fuchs, Emma Dölz, Lilly Auerbach, Tainer Mike Renke / (Vorne vl): Zoe Korn, Elea Putzer, Hannah Foh, Lara Zeisig

Thüringen Getrennt trainieren, gemeinsam siegen: Mädchenfußball startet im Saale-Holzland-Kreis durch

Stand: 21.09.2024 16:15 Uhr

Sie spielen alle in unterschiedlichen Fußball-Vereinen im Saale-Holzlandkreis - noch in gemischten Jungs-Mädchen-Mannschaften. Doch bald werden die körperlichen Unterschiede das nicht mehr möglich machen - eine reine Frauenmannschaft soll entstehen. Dafür werden die 11 bis 14-jährigen Mädchen schon jetzt in einer Landkreis-Auswahl vorbereitet.

Von Veronika Lewandrowski, MDR THÜRINGEN

"Uniques" - zu deutsch: einzigartig - steht auf den weiß-roten Trikots. Und das sind die Mädchen um Trainer Mike Renke aktuell wirklich. Denn gemeinsam trainieren: Fehlanzeige. Gespielt und trainiert wird im Landkreis verstreut bei unterschiedlichen Vereinen, so in Bad Klosterlausnitz, Bürgel, Ottendorf, Rüdersdorf, Eisenberg und Hermsdorf. 

Dennoch fahren die Mädchen um Torhüterin Zoe Korn ganz gut Erfolge ein, unter anderem gab es einen 4 zu 1 Sieg gegen Erzgebirge Aue - eine gestandene Mädchenmannschaft aus Sachsen. Das sei eines der besten Ergebnisse gewesen, sagt Spielerin Lena Schmeißer.

Schriftzug "Uniques" auf einem Trikot.

Der Schriftzug "Uniques" ziert die Trikots der jungen Fußballerinnen.

Fußballspielen gegen Jungs? Kein Problem!

Lena und acht ihrer Mitstreiterinnen trainieren heute ausnahmsweise gemeinsam auf dem Sportplatz in Ottendorf - eine Seltenheit. Zu weit die Entfernungen zwischen den Vereinen. Dass die Mädchen normalerweise gemeinsam mit Jungs und auch gegen Jungs kicken, sehen Hanni, Lilly, Elea, Sunny, Lena, Lilly, Emma, Zoe und Lara nicht als Problem.

Zwar gebe es hier und da mal Meinungsverschiedenheiten, aber meist passt es, sagt Sunny Kosch. Elea Putzer meint, man müsse eben mehr Körpereinsatz einbringen - sie ist häufig die Kleinste auf dem Platz.

Die meisten Jungs sind größer, bis zu zwei Köpfe größer als ich, da muss man eben mehr Körpereinsatz bringen. Elea Putzer | Fußballerin

 Ihre Mitspielerinnen bestätigen, sie kann ordentlich "reingrätschen". Trotzdem sind sich die Spielerinnen einig: Im Mädchen-Team macht alles noch mal so viel Spaß. Man könne über alles reden, der Spaßfaktor sei groß und die "Vibes" (dt. "Stimmung") seien einfach besser. Elea ist sich außerdem sicher, dass Mädchen sowieso viel besser Fußball spielen können als Jungs.

Mannschafsfoto einer Mädchenfußballmanschaft. (hinten vl): Sunny Kosch, Lena Schmeißer, Hanni Hücker, Lilly Fuchs, Emma Dölz, Lilly Auerbach, Tainer Mike Renke / (Vorne vl): Zoe Korn, Elea Putzer, Hannah Foh, Lara Zeisig

Zusammen trainieren ist für die jungen Fußballerinnen nicht alltäglich. Hinten v.l.: Sunny Kosch, Lena Schmeißer, Hanni Hücker, Lilly Fuchs, Emma Dölz, Lilly Auerbach, Tainer Mike Renke. Vorne v.l.: Zoe Korn, Elea Putzer, Hannah Foh, Lara Zeisig.

Mädchenteam mit starker Premiere bei Hallenturnier

Die im Landkreis verstreute Meute hält Trainer Mike Renke vom FV Bad Klosterlausnitz zusammen. Vor einem Jahr trug er in sich den Gedanken, mehr für den Mädchenfußball im Saale-Holzland-Kreis zu tun. Die Idee einer Auswahl-Mannschaft war geboren - zunächst erstmal nur mit dem Nachbarverein aus Ottendorf.

Angefangen hat alles vor etwa einem Jahr, als meine Tochter Lara, die hier selbst mitspielt, gefragt hat, ob mal eine eigene Mädchen-Mannschaft möglich wäre. Und ich wusste, dass es auch in Ottendorf drei Fußball-Mädchen gibt. Der dortige Trainer Enrico Lorber war gleich begeistert. Und so hat das alles seinen Lauf genommen. Mike Renke | Trainer SHK-Mädchenauswahl

Bei einem Hallenturnier in Pößneck holten die Mix-Mädchen aus Bad Klosterlausnitz und Ottendorf auf Anhieb Platz vier von zehn - als einziges Mädchen-Team. Das schlug natürlich ein und andere Vereine im Landkreis wurden auf die Auswahlmannschaft aufmerksam.

Eine Mädchenfußballmannschaft steht auf einem Fußballplatz im Kreis und steckt die Köpfe zusammen.

Trotz getrenntem Training funktioniert die Mannschaft.

Interesse an Mädchenfußball wächst

Mittlerweile reicht das Echo über die Kreisgrenzen hinaus. Renke hat auch Mädchen aus Neustadt oder Molsdorf im Landkreis Greiz mit an Bord. Die bunt gewürfelte Truppe trainiert zwar nicht gemeinsam, trifft sich aber einmal im Monat zu einem Testspiel gegen gestandene Mädchen-Mannschaften. Und dabei schlägt sich das Team mehr als wacker, finden die Eltern. Es sei schön anzuschauen, wie eingespielt die Mädchen wirken, obwohl sie nicht gemeinsam trainieren.

Die verstehen sich blind, obwohl sie nicht miteinander trainieren. Wir haben das Gefühl, die spielen viel abgestimmter. Und auch zwischenmenschlich haben wir das Gefühl, dass ist schöner als mit der Mixed Mannschaft. Franziska Schmeißer | Mutter von Spielerin Lena

Trainer Mike Renke plant nun, in etwa eineinhalb Jahren richtig durchstarten zu können. Wenn ab der B-Jugend die Jungs der Mixed-Mannschaften in den Männer-Bereich wechseln, dass dann die Auswahlmannschaft der Mädchen für den Liga-Betrieb aufgestellt werden kann. Abzuwarten wäre aber hier, ob die Mädchen zwecks Ausbildung oder Schulwechsel dann noch am Ball bleiben.

MDR (vle/cfr)