Thüringen Neuanfang nach dem Feuer: Rittergut Endschütz bald in neuem Glanz
Vor rund einem Jahr hat ein Feuer die Heimatstube des Ritterguts in Endschütz (Landkreis Greiz) zerstört. Laut Polizei war Brandstiftung die Ursache. Der Täter ist bis heute unbekannt. Susann Schmidt musste die Zerstörung mit ansehen. Sie will sich davon nicht unterkriegen lassen und baut ihr Rittergut wieder auf. Jetzt soll es sogar noch schöner werden als vorher. Und Susann Schmidt fand zudem "den Mann ihres Lebens".
Der Gang durch die Brandruine fällt Susann Schmidt heute leichter als vor einem Jahr. Im Inneren des Gebäudes gibt es viel, was noch an den Brand erinnert. Die Balken des Fachwerkhauses sind verkohlt und die Wände sind schwarz. Auch das Löschwasser hat Schäden am Holz hinterlassen.
Früher war dieser Teil des Vierseithofes von Schmidt eine kleine Heimatstube. Jeder konnte sich hier Bilder und Möbel aus früheren Jahrhunderten anschauen. "Es war Kultur zum Anfassen" sagt Schmidt. Daran hat sie 20 Jahre lang gearbeitet und auf einmal war alles weg.
Wir wollen dem Haus seine Würde zurückgeben. Susann Schmidt | Gutsherrin
Auch wenn das für sie ein schwerer Schicksalsschlag war, will sie positiv in die Zukunft schauen. Denn seit dem Brand hat Schmidt auch eine neue Aufgabe und die gibt ihr Kraft: Sie ist Bauherrin auf der Baustelle für den Wiederaufbau.
Eine Seite des Gebäudes hat schon neue Balken bekommen.
Viele neue Balken haben bereits neben den verkohlten ihren Platz gefunden. Ein Gerüst umschließt das Gebäude und jeder kann sehen, dass hier wieder etwas Neues entsteht.
Was bisher schon passiert ist
Vor allem finden die Arbeiten im Moment im Außenbereich des Hauses statt. "Wir wollen dem Haus seine Würde zurückgeben", sagt Schmidt. Alles soll wieder historisch aufgebaut werden. Das ist in der heutigen Zeit gar nicht leicht.
Gemeinsam mit Zimmermeister Tino Stockhause bespricht Susann Schmidt die Baustelle.
Das Gebäude wurde laut Schmidt gegen Ende des späten Mittelalters gebaut. Heute gibt es andere Bauweisen. Um den alten Baucharakter wieder herzustellen, mussten die Handwerker extra Eichenzapfen anfertigen. Die werden in den neuen Balken verarbeitet. Eine Seite des Gebäudes hat so schon ein komplett neues Fachständerwerk bekommen.
Auch der Dachstuhl wurde so wieder aufgebaut. Den hat das Feuer fast vollständig zerstört. Bis Ende des Jahres soll das komplette Dach umgebaut sein. Das ist wichtig, damit das Innere des Hauses vor zukünftigem Regen und Schnee geschützt ist.
Die Zimmerleute arbeiten so wie ihre Kollegen zur Entstehungszeit des Hauses.
Innen wurden die verbrannten Möbel teilweise ausgeräumt. Das Löschwasser hat die Holzböden stark durchgeweicht, weshalb man teilweise nur auf OSB-Platten laufen kann. Das zu ändern, soll einer der nächsten Schritte sein.
"Es wäre schon schön, wenn es wieder alte Fußböden werden, aber es ist schwierig. Die sind zwar charmanter, aber auch unglaublich schwierig zu bekommen und unbezahlbar", erklärt Schmidt. Damit es innen trotzdem wieder schöner aussieht, hat sie ein bisschen dekoriert. Das hilft ihr, positiv zu bleiben.
Auch wenn längst nicht alles fertig ist, sieht es mit Deko doch hübscher aus.
Haus bekommt alten Turm zurück
Auf eine Sache freut sich Schmidt besonders. Das alte Fachwerkhaus bekommt einen Zwiebelturm und eine Dachgaube. Beides hat es hier früher schon gegeben. Wie der Turm früher ausgesehen hat, zeigt ein altes Foto vom Rittergut. Das wurde tatsächlich in Weimar gefunden.
Das Bild ist auch das Einzige, woran sich die Handwerker orientieren können. "Durch den historischen Wiederaufbau muss das ja dann auch wieder so aussehen wie auf dem Foto, aber da gibt es keine Maße", erklärt Zimmermeister Tino Stockhause. Mit Hilfe eines Architekten aus Greiz konnten der Turm und die Gaube schließlich geplant werden.
Eine Zeichnung zeigt, wie das Gebäude mit dem neuem Turm und der Gaube aussehen wird.
Wann die beiden Bestandteile vom Haus entfernt wurden, das weiß Schmidt nicht. Anfangs war sie auch die Einzige, die Feuer und Flamme für die Idee mit dem Turm und der Gaube war. Nach und nach konnte sie dann auch die Handwerker davon überzeugen. "Diese Flausen im Kopf sind wichtig für den Wiederaufbau, damit es schöner wird als es war", strahlt die Gutsbesitzerin.
Durch den Brand habe ich den Mann meines Lebens gefunden. Susann Schmidt | Besitzerin von Rittergut Endschütz
Die Finanzierung ist schwierig
Nach dem Brand schätzte die Polizei den Schaden auf 50.000 Euro. Schmidt ging damals von 500.000 Euro aus. "Ein Architekt hat den Schaden jetzt auf 150.000 Euro geschätzt", sagt sie. Einen Teil davon konnte sie bereits über die Versicherung und Spenden finanzieren.
Stolz zeigt Susann Schmidt die für das neue Dach vorgesehenen Ziegel. Doch all das muss bezahlt werden.
Für die Hilfe der Menschen aus nah und fern ist sie sehr dankbar, auch die Denkmalschutzbehörde in Erfurt unterstützt sie. Leider wird das alles nicht reichen. Da Schmidt nicht in dem Haus wohnt, hat sie es nur teilweise versichert. Allein die Notsicherung des Daches, die nach dem Brand nötig war, kostete eine hohe fünfstellige Summe.
Deshalb hofft die Besitzerin auch weiterhin auf Unterstützung durch Spenden. Auch helfende Hände sind immer willkommen.
Helfer nach dem Brand wird Partner von Susann Schmidt
Bereits direkt nach dem Brand kamen viele Helfer, um Schmidt zu unterstützen. Damals machte auch der Artikel "Das Rittergut Endschütz zwischen verbrannten Träumen und großer Hilfsbereitschaft" von MDR THÜRINGEN die Menschen auf das Geschehen aufmerksam.
Unter ihnen war André Sommer aus Berga. Er kam als Helfer auf das Rittergut. Heute ist er der Partner von Schmidt. "Durch den Brand habe ich den Mann meines Lebens gefunden".
Mit ihm gemeinsam will sie zum diesjährigen Weihnachtsmarkt auf dem Rittergut am 3. Advent im neuen Zwiebelturm stehen. Das hat sie sich fest vorgenommen. Dann will sie die schwere Zeit komplett hinter sich lassen und nur noch positiv nach vorne sehen.
MDR (gh)