Thüringen Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde zu Schweinekopf-Fund: "Es ist traurig"
Nach dem antisemitischen Vorfall in Apolda hat sich der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, geäußert. Unbekannte hatten einen Schweinekopf an einem Gedenkort in Apolda abgelegt. Die Kriminalpolizei ermittelt.
Der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Reinhard Schramm, hat sich betroffen über den antisemitischen Vorfall mit einem abgelegten Schweinekopf an einem Gedenkort in Apolda gezeigt. "Ich finde es einfach traurig", sagte Schramm im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Das Team hinter der Gedenkstätte leiste seit vielen Jahren besondere Arbeit, fülle den Ort mit Inhalten und sei besonders engagiert.
Schramm: Kampf gegen Antisemitismus als Konsens
"Man kann Antisemitismus eindämmen, leider scheint es aber nicht zu gelingen, ihn abzuschaffen", sagte Schramm. Er hoffe, dass die Gesellschaft sich so entwickeln kann, dass sich auch Minderheiten wohlfühlen. "Wenn Minderheiten menschlich behandelt werden, wird auch das Land gesund sein", sagte Schramm. Der Kampf gegen Antisemitismus als Kampf gegen die Unmenschlichkeit müsse Konsens aller demokratischen Parteien sein.
Unbekannte hatten zwischen vergangenem Freitag, 14:00 Uhr, und Samstag, 11:40 Uhr einen Schweinekopf vor dem Prager-Haus in Apolda abgelegt. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verdachts auf Volksverhetzung.
Ministerpräsident Voigt äußert sein Entsetzen
Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) und Innenminister Georg Maier (SPD) hatten mit Entsetzten auf die Tat reagiert. Voigt sagte: "Wir verurteilen die Schändung des Prager-Hauses in Apolda auf das Schärfste." Es dürfe keinen Raum für Antisemitismus geben." Beide sprachen von einer inakzeptablen Grenzüberschreitung und einem "klaren Ausdruck von Antisemitismus, der in unserer Gesellschaft keinen Platz hat".
Kriminalpolizei sucht Zeugen
Die Kriminalpolizei sucht Zeugen. Der Staatsschutz ermittelt. Dieser wird eingeschaltet, wenn es um Straftaten zu politisch motivierter Kriminalität geht. Darunter fallen etwa links- oder rechtsextreme sowie islamistische Gewalttaten.
Unbekannte haben einen Schweinekopf vor einem jüdischen Gedenkort in Apolda abgelegt. Die Polizei ermittelt.
Zuletzt überdurchschnittlich viele antisemitische Straftaten in der Region
Im Prager-Haus in Apolda wird an die von Nationalsozialisten verfolgte Familie Prager erinnert. Der Händler Bernhard Prager wurde 1944 im KZ Theresienstadt ermordet. Dessen ehemaliges Geschäfts- und Wohnhaus kaufte ein Verein, sanierte es und gründete dort einen Gedenk- und Lernort.
Im Bereich der Landespolizeidirektion Jena, zu der auch das Weimarer Land mit Apolda gehört, gab es zuletzt überdurchschnittlich viele antisemitische Straftaten. Nach Angaben des Thüringer Innenministeriums handelte es sich vor allem um Volksverhetzungen, Sachbeschädigungen und Bedrohungen.
MDR (rom/jn)