Nach Sommerinterview Zeitungsanzeige gegen Höcke: Sozialverbände kritisieren Thüringer AfD-Chef in "Welt am Sonntag"

28. August 2023, 02:13 Uhr

Breitseite gegen Björn Höcke: 19 Sozialverbände - darunter die Caritas Behindertenhilfe, der evangelische Fachverband für Teilhabe, die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, der Paritätische Gesamtverband oder der Sozialverband Deutschland - kritisieren Thüringens AfD-Chef für seine Aussage zur Inklusion im MDR THÜRINGEN-Sommerinterview. In der "Welt am Sonntag" kauften die Verbände dafür eine ganzseitige Zeitungsannonce.

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In einer ganzseitigen Zeitungsanzeige kritisieren Sozialverbände Thüringens AfD-Chef Björn Höcke für seine Aussagen zum gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen. Unter dem Titel "Es ist mehr als ein Alarmzeichen" erschien die Anzeige in der "Welt am Sonntag".

AfD fordere Entrechtung von Menschen

Darin heißt es, wenn Höcke ein Ende der Inklusion und damit eine Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung fordere, sei das kein Zufall und kein Ausrutscher. In der AfD werde wiederholt gefordert, Menschen zu entrechten oder aus dem Land zu werfen, die nicht in das Weltbild des völkischen Nationalismus passen. Nach den Äußerungen Höckes im MDR THÜRINGEN-Sommerinterview hatte es bundesweit empörte Reaktionen gegeben. Höcke hatte gesagt, man müsse das Bildungssystem von "Ideologieprojekten" wie der Inklusion und anderem "befreien".

AfD stelle die Würde des Menschen infrage

Die Verbände argumentieren, wer so denke und spreche, stelle auch die Würde des Menschen als Individuum und die Universalität von Menschenrechten infrage - und damit Grundlagen einer demokratischen Gesellschaft. "Abwertung und Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung sind in der AfD längst zum Programm geworden, genauso wie die Abwertung und Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer selbstbestimmten geschlechtlichen Identität."

Zu den 19 Verbänden gehören unter anderem die Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie, der evangelische Fachverband für Teilhabe, die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland sowie der Paritätische Gesamtverband und der Sozialverband Deutschland.

MDR (ask)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN-Sommerinterview | 09. August 2023 | 12:12 Uhr

525 Kommentare

Der Matthias am 29.08.2023

@ Britta.Weber

Ja, und genau deswegen (wegen der "harten Arbeit und des Leistungsdenkens") passen Menschen mit einem Handicap anscheinend nicht in das Weltbild und zu der abscheulichen Ellbogenmentalität von Herrn Höcke und seiner AfD (bzw. deren Anhänger). Schön, dass Sie es selber noch einmal so ungeschminkt bestätigt haben! Höcke hat es in seinem Interview-Buch "Nie zweimal in denselben Fluss" ja selber ausgeführt: "ich (fürchte), wir werden nicht um eine Politik der ’wohltemperierten Grausamkeit’ herumkommen, bei der wir leider ein paar Volksteile verlieren (werden), die zu schwach oder nicht willens sind.“ Und weiter: "Vor allem eine neue politische Führung wird dann schwere moralische Spannungen auszuhalten haben (...) und muss aller Voraussicht nach Maßnahmen ergreifen, die ihrem eigentlichen moralischen Empfinden zuwiderlaufen." Den historischen Kontext, in dem solche perfiden Äußerungen zu sehen sind, haben Sie ja eingangs dankenswerterweise bereits selbst benannt!

Kleingartenzwerg am 29.08.2023

"...(der Staat Thüringen setzt die internationalen Richtlinien zur Inklusion um,(der Staat Thüringen setzt die internationalen Richtlinien zur Inklusion um,.."

Das steht nicht in Frage, doch vorher müssen auch die entsprechenden Bedingungen dafür geschaffen werden.
Förderschulen (nicht Sonderschulen!!!) wurden in Thüringen auch nicht gänzlich geschossen und das schulische Inklusion auch unter "Thüringer Bedingungen" funktionieren kann, auch dafür gibt's Beispiele.
Unter den derzeitigen Bedingungen halte aber ich aus den verschiedensten Gründen für die Inklusion sehr problematisch und an Grundschulen für wenig sinnvoll(personelle Situation z.B.). In diesem Zusammenhang wäre es besser gewesen wenn die Sozialverbände im gleichen Maße medienwirksam eine Verbesserung der Situation im Bildungswesen Thüringens ei
eingefordert hätten wie sie parteipolitisch Front gegen den AFD gemacht haben.

Wessi am 29.08.2023

Wer "verhöhnt+spottet" @ Goldloeckchen?Nicht einmal der Verursacher dieser Anzeige.Wohlweislich, weil die Anzeige genau das beinhaltet, was der menschenverachtende Verursacher haargenau schon vor dem Interview von sich gab.

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