EU-Agrarpolitik Mehr Geld für junge Bauern, wenn sie den Hof übernehmen
Landwirte unter 40 Jahren bewirtschaften nur zwölf Prozent aller Agrarbetriebe in der Europäischen Union. Um das zu ändern, hat die EU ihre sogenannte Junglandwirte-Prämie stark aufgestockt. Daran gibt es aber auch Kritik.
Die sogenannte Junglandwirte-Prämie ist flächengebunden: Je mehr Hektar bewirtschaftet werden, desto mehr Geld gibt es. Bei der letzten EU-Agrarreform 2023 wurde diese Prämie massiv erhöht. Von 44 auf 134 Euro pro Hektar. Allerdings nur für maximal 120 Hektar, bei einem Förderzeitraum von fünf Jahren.
Eine junge Frau, die diese Junglandwirte-Förderung nächstes Jahr beantragen will, ist Carolin Gropp. Die 33-Jährige ist Quereinsteigerin. Sie hat Betriebswirtschaft studiert und lange in der Gastronomie in Würzburg gearbeitet. Doch irgendwann hatte sie genug von der Stadt und zog ins unterfränkische Sulzdorf an der Lederhecke. Wenig später lernte sie ihren jetzigen Partner Sebastian Schmidt kennen. Er bewirtschaftet zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder einen Hof mit 127 Hektar Land.
Bei 120 Hektar 16.000 Euro obendrauf
Seit sechs Jahren arbeitet Carolin auf dem Betrieb nun bereits mit. Inzwischen ist sie auch an betrieblichen Entscheidungen beteiligt. Sie initiierte, Galloway-Rinder zu mästen und das Fleisch in einem Onlineshop sowie einem Hofladen direkt zu vermarkten.
Ab nächstem Jahr soll Carolin die gesamte Leitung des Betriebs übernehmen. Das hat einen großen Vorteil: Als Neustarterin bekommt sie die Junglandwirte-Prämie der EU. Das sind auf diesem Betrieb etwa 16.000 Euro jährlich. Und das fünf Jahre lang.
Carolin macht inzwischen eine landwirtschaftliche Ausbildung, die sie nächstes Jahr abschließt. Das ist eine der Voraussetzungen, um die Prämie zu bekommen. Außerdem darf sie nicht älter als 40 Jahre sein, sie muss als Betriebsleiterin eingetragen und mindestens 15 Stunden pro Woche beschäftigt sein.
"Betriebe wirtschaften unrentabel"
Kritik an der Junglandwirte-Förderung gibt es allerdings auch, sie kommt etwa vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Halle: Eine Untersuchung des sogenannten SURE-Farm-Projektes kam dort zu dem Ergebnis, dass auch nach der massiv aufgestockten Förderung je nach Region nur 0,24 bis 2,8 Prozent mehr Betriebe überleben als ohne sie. Durch die Prämie würden auch viele nicht besonders effizient wirtschaftende Höfe unterstützt, was wiederum die Entwicklungsmöglichkeit von mittelgroßen und effizient arbeitenden Betrieben verschlechtere.
Die Autoren befürchten zum Beispiel, dass durch die Prämie die Pachtpreise in manchen Regionen steigen. "Es werden immer mehr Betriebe weitergeführt, die eigentlich keine Perspektive haben", so Alfons Balmann, einer der Autoren der Untersuchung. "Letztlich wirtschaften diese Betriebe unrentabel oder schließen irgendwann."
Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass sich die EU-Agrarpolitik zu sehr darauf konzentriere, die bestehenden Agrarstrukturen zu erhalten. "Die Gesellschaft erkauft sich den Erhalt sehr teuer", warnt Balmann.
Landwirtschaft soll attraktiv bleiben
Der Bayerische Bauernverband dagegen begrüßt die Junglandwirte-Prämie. Sie könne für viele junge Menschen den entscheidenden Impuls geben, einen Hof zu übernehmen und weiterzuführen. Es gehe darum, die Landwirtschaft gerade "in den kleineren und vermeintlich nicht so effizienten Strukturen Süddeutschlands für Nachwuchskräfte attraktiv zu halten", so ein Sprecher.
Er verweist auch auf Umfragen, die zeigen, dass sich eine Mehrheit der Gesellschaft eine bäuerlich geprägte Landwirtschaft wünscht.