Inflation zu Weihnachten Frohes Fest - teures Fest?
Nach Jahren hoher Inflation scheint klar: Auch Weihnachten wird kostspieliger. Wie kräftig sind die Preise für Schokolade, Tannenbäume, Kerzen oder Adventskalender tatsächlich gestiegen?
Festliche Stimmung für zu Hause, die gibt es in Supermärkten und Einkaufspassagen schon seit Wochen zu kaufen: Baumschmuck, Adventskränze und dazu natürlich Kerzen, dazu Glühwein und Adventskalender. So wird aus dem besinnlichen Fest der Freude schnell ein teurer Spaß, der richtig ins Geld gehen kann. Denn nach Jahren der Inflation sind auch die Weihnachtsprodukte nicht billiger geworden. So kostet Glühwein auf vielen Weihnachtsmärkten mittlerweile oftmals mehr als fünf Euro pro Tasse.
Ein wichtiger Kostenpunkt in diesem Jahr: Schokolade. Schokolade ist laut Daten des Statistischen Bundesamtes allein in den vergangenen drei Jahren rund um 30 Prozent teurer geworden. Langfristige Zeitreihen für frühere Jahrzehnte sind allerdings nicht publiziert, und wenn es etwa um Adventskalender geht, finden sich ebenfalls keine langfristigen Vergleiche.
Adventskalender können 250 Euro kosten
Ein Blick ins Archiv der ARD zeigt aber: Die Vorweihnachtszeit war nicht immer so süß wie heute. Die beliebten vorweihnachtlichen Kalender enthielten in frühen Jahren vor allem bunte Bilder. Zunehmend kamen dann süße Kalender in Mode, meist mit kleinen, einfachen Schokoladentäfelchen. Die gibt es auch heute noch im Discounter, plusminus-Stichproben zeigen, dass es die billigsten Versionen schon für rund 1,50 Euro gibt.
Gleichzeitig finden sich im Handel Adventskalender mit teils erlesenen Schokoladenkreationen für weit über 20 Euro. Mit Kosmetik gefüllte Kalender sind sogar noch teurer und können bis zu 250 Euro oder sogar mehr kosten. Derartige Preissteigerungen haben aber wohl weniger mit Inflation zu tun als mit gestiegenen Ansprüchen.
37 Prozent Preisanstieg bei Kerzen
Doch wie sieht es mit anderen weihnachtlichen Produkten aus, etwa Kerzen? Für deren Produktion benötigt man meist Paraffin, welches aus Erdöl hergestellt wird. Und gerade Energieprodukte waren zu Beginn des Krieges in der Ukraine maßgeblich mitverantwortlich für die hohe Inflation. So zeigt die offizielle Preisstatistik des Statistischen Bundesamtes vor allem mit Beginn des Ukraine-Krieges bei Kerzen einen drastischen Preisanstieg um 37 Prozent innerhalb von zwei Jahren. Mittlerweile aber sind die Kerzenpreise wieder um rund zehn Prozent gesunken.
Wie sich die Preise langfristig entwickelt haben, ist dagegen schwer zu sagen. Daten für Einzelprodukte wie Kerzen werden vom Statistischen Bundesamt erst seit wenigen Jahren ausgewiesen, langfristige Zeitreihen gibt es nicht. Darum hat Plusminus das Archiv der ARD durchsucht, wo schon 1973 über die Preise von Kerzen berichtet wurde. In einem großen Warenhaus kosteten einfache Stumpenkerzen mittlerer Größe damals 1,95 Mark. Etwas größere Stumpenkerzen mit aufwendigerem Design wurden für 3,95 Mark angeboten.
Rechnet man diese Preise mit den allgemeinen Inflationsraten der letzten 51 Jahre auf heutige Euro um, ergäbe das 3,60 Euro beziehungsweise 7,33 Euro. In einem großen Gartencenter am Stadtrand von Köln macht plusminus den Vergleich: Hier kosten vergleichbare Stumpenkerzen heute für 2,29 Euro und 5,99 Euro. Der Preisanstieg für Kerzen liegt langfristig also deutlich unter der allgemeinen Inflation.
Weihnachtsbäume in Großstädten teurer
Inflation ist nicht das Einzige, das die Preise bei Weihnachtsprodukten in die Höhe treibt. Auch wenn in diesem Jahr ziemlich viel Regen fiel, litten besonders Nadelbäume in den vergangenen Jahren unter lang anhaltender Dürre, sind ganze Nadelwälder vertrocknet. Doch der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes deutscher Christbaumproduzenten, Lars Zimmermann, berichtet, dass man sich darüber wenig Sorgen machen müsse: "Die Nordmanntanne hat eine Pfahlwurzel und geht sehr tief in die Erde, um sich die Nahrung zu holen."
Nur Jungpflanzen mit noch kleinen Wurzeln seien gefährdet. Die sind in vergangenen Jahren häufiger vertrocknet: "Vor zwei, drei Jahren hatten wir dadurch riesige Probleme und Ausfälle", so Zimmermann, der auch selbst Weihnachtsbaumproduzent ist. Doch er konnte schnell neue Setzlinge nachpflanzen, und mittlerweile sei man im Lauf der mehr als zehnjährigen Wachstumsphase wieder gut aufgestellt, so das kein Dürre-Engpass droht.
Teuer werden kann der Christbaum aber trotzdem, denn besonders in Großstädten - abseits großer Anbaugebiete - sind die Preise hoch. Die vom Verband empfohlene Preisspanne reicht von 22 Euro pro Meter in den Anbauregionen bis zu 30 Euro in den großen Städten mit längeren Transportwegen. Eine offizielle Preisstatistik für Weihnachtsbäume gibt es aber nicht.
Rotfichten von Nordmanntannen abgelöst
Das erschwert auch den Blick zurück, der die Frage beantworten könnte: Wie haben sich die Weihnachtsbaumpreise langfristig entwickelt? In den Archiven der ARD finden sich umfangreiche Berichte über Preise der 1960er-Jahre. Damals wurden vor allem Rotfichten als Weihnachtsbaum gekauft. Im Jahr 1963 kostete so ein Baum pro Meter Wuchshöhe rund 4,50 Mark. Legt man die seitdem gemessene allgemeine Steigerung der Verbraucherpreise zu Grunde, wären das heute rund zwölf Euro.
Und tatsächlich erhält man für diesen Preis auch heute eine Rotfichte von sogar etwas mehr als einem Meter Höhe. Weil dieser Baum allerdings schnell nadelt, wird er laut Zimmermann heutzutage kaum noch gekauft. Die heute weithin üblichen Nordmanntannen kamen erst in den 1990er-Jahren in Mode. Als im Jahr 2001 der Euro eingeführt wurde, verkaufte Zimmermann im Hunsrück seine Bäume für 15 Euro pro Meter.
Heute sind es sieben Euro mehr. Ein Plus von 46 Prozent in 23 Jahren. Dieser Preisanstieg mag auf den ersten Blick erheblich erscheinen. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes sind die durchschnittlichen Bruttolöhne im gleichen Zeitraum jedoch um 66 Prozent gestiegen. Und in den Discountern gab es in den vergangenen Jahren auch ausgewachsene Nordmanntannen von bis zu zwei Metern Höhe für unter 20 Euro.