Der Wal-Experte Anton van Helden betrachtet einen männlichen Bahamonde-Schnabelwal vor dessen Sezierung im Invermay Agricultural Centre in Neuseeland.

Kadaver in Neuseeland untersucht Seltener Schnabelwal begeistert Wissenschaftler

Stand: 13.12.2024 13:02 Uhr

"Wieder einmal etwas, von dem wir keine Ahnung hatten": Wissenschaftler in Neuseeland haben den angespülten Kadaver eines extrem seltenen Bahamonde-Schnabelwals untersucht. Eine der Erkenntnisse: Mini-Zähne und neun Magenkammern.

Wissenschaftler in Neuseeland haben den Kadaver eines der wohl am wenigsten bekannten Wale der Welt seziert. Im Oberkiefer des sogenannten Bahamonde-Schnabelwals seien winzige, nicht voll ausgebildete Zähne gefunden worden, hieß es in einer Mitteilung der Naturschutzbehörde. Es sei eine bemerkenswerte Entdeckung, die Aufschluss über die Evolutionsgeschichte des Wals geben könne, sagte Meeresexperte Anton van Helden. "Und es ist wieder einmal etwas, von dem wir keine Ahnung hatten."

Fünf Meter lang und 1,3 Tonnen schwer

Das fünf Meter lange und 1,3 Tonnen schwere Tier war im Juli in der Nähe von Dunedin auf der Südinsel an einen Strand gespült worden und lag seitdem in einer speziellen Gefriertruhe. Der Wissenschaft sind bis heute nur gut eine Handvoll Exemplare dieser Tierart bekannt. Lebend im Meer wurden Bahamonde-Schnabelwale noch nie dokumentiert.

Die Wissenschaftler fanden außerdem heraus, dass der Wal neun Magenkammern hatte. In einigen davon seien Teile von Tintenfischen, parasitäre Würmer und weitere, noch unbestimmte Teile von Organismen gefunden worden. Kopf und Hals des Tieres hätten Verletzungen aufgewiesen, ein Kiefer sei gebrochen gewesen. Die Verletzungen könnten womöglich für den Tod des Tieres verantwortlich sein, hieß es.

"Rätselhafteste Gruppe großer Säugetiere"

"Schnabelwale sind die rätselhafteste Gruppe großer Säugetiere auf unserem Planeten", sagte van Helden. Die Wale lebten in den Tiefen des Pazifischen Ozeans - die Erforschung dieser Meerestiere sei daher eine "echte Herausforderung". 

Neuseeländische Wissenschaftler schauen sich den Kadaver des Schnabelwals in Dunedin an.

Wissenschaftler schauen sich den Kadaver des Schnabelwals an.

Zu der einwöchigen Untersuchung des Meeressäugers wurden den Angaben zufolge auch Vertreter der neuseeländischen Ureinwohner, der Maori, hinzugezogen. Für die indigene Bevölkerung des Pazifikstaates sind Wale mehr als Tiere: Sie sehen eine direkte Verbindungslinie zwischen sich und den Walen und betrachten sie als ihre Vorfahren.

Mit der Untersuchung seien indigene und westliche Wissenssysteme zusammengeführt worden, hieß es in der Mitteilung. Die bei der Sezierung gesammelten Daten würden nun analysiert, weitere Ergebnisse noch veröffentlicht. 

Gestatten: Mesoplodon traversii

Der Bahamonde-Schnabelwal heißt mit wissenschaftlichem Namen Mesoplodon traversii. 1874 waren erstmals Kieferteile und Zähne dieser Walart gefunden worden. Seither gab es nur eine Handvoll weiterer Funde, in Neuseeland und Chile. 2010 wurden erstmals zwei komplette Exemplare entdeckt. Die Mutter und ihr Kalb waren damals auf der neuseeländischen Nordinsel angeschwemmt worden und kurze Zeit später gestorben.

Das nun gefundene Tier soll ins Museum: In Zukunft soll das Skelett nach einem Bericht des Senders Radio New Zealand (RNZ) im Tūhura Otago Museum in Dunedin ausgestellt werden.

Der männliche Schnabelwal vor dessen Sezierung im Invermay Agricultural Centre in Neuseeland.

Lebend im Meer wurden Bahamonde-Schnabelwale noch nie dokumentiert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Kultur in der Sendung "Studio 9" am 16. Juli 2024 um 05:42 Uhr.