Ein Satellitenfoto zeigt das Saudi Teaching Maternal Hospital (Mitte) in El Fascher, Sudan.

Letzte medizinische Einrichtung Mindestens 70 Tote bei Angriff auf Klinik im Sudan

Stand: 26.01.2025 09:20 Uhr

Die Gesundheitsversorgung in der sudanesischen Region Nord-Darfur steht vor dem Zusammenbruch. Bei einem Angriff auf ein voll belegtes Krankenhaus sind mindestens 70 Zivilisten getötet worden - auch Kinder.

In der sudanesischen Stadt El Fascher sind bei einem Angriff auf ein Krankenhaus mindestens 70 Menschen getötet und 19 weitere verletzt worden. Bei den Opfern soll es sich vor allem um Patienten und deren Begleiter handeln, teilte der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, mit. Die Klinik im Bundesstaat Nord-Darfur sei zum Zeitpunkt des Angriff am Freitag voll belegt gewesen. Regionalen Behörden zufolge wurden auch Kinder getötet.

Hinter dem Drohnenangriff soll die paramilitärische Miliz Rapid Support Forces (RSF) stecken, die laut UN-Menschenrechtsbüro im Kampf gegen die Regierungstruppen seit Tagen mit einem Angriff auf die Stadt gedroht hat. Eine weitere Gesundheitseinrichtung in El Malha in Nord-Darfur sei einen Tag zuvor ebenfalls angegriffen worden, so Tedros. Dadurch sei die medizinische Grundversorgung der Einwohner und Vertriebenen unterbrochen worden.

Karte Sudan mit Nord-Darfur und den Städten El-Fascher und Khartum

Karte des Sudans mit Nord-Darfur und den Städten El Fascher und der Hauptstadt Khartum.

Kinder unter den Getöteten

Bei der saudischen Einrichtung handelte es sich laut dem WHO-Chef um das "einzige noch funktionsfähige Krankenhaus in El Fascher". Es hatte demnach Dienstleistungen in den Bereichen Gynäkologie, Geburtshilfe, Innere Medizin, Chirurgie und Pädiatrie (Kinderheilkunde) angeboten und ein Zentrum für Ernährungsstabilisierung.

"Wir fordern weiterhin die Einstellung aller Angriffe auf die Gesundheitsversorgung im Sudan und die Gewährung des uneingeschränkten Zugangs zur raschen Wiederherstellung der beschädigten Einrichtungen", schrieb der WHO-Chef auf der Plattform X. Vor allem brauchten die Menschen im Sudan Frieden.

UN: Rund zwölf Millionen Menschen auf der Flucht

In dem seit April 2023 andauernden Machtkampf im Sudan kämpft De-Facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan gegen seinen früheren Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo und dessen Miliz RSF. Seit vergangenem Mai belagert die RSF El Fascher und hat auch schon das nahe gelegene Flüchtlingslager Samsam beschossen. El Fascher ist die letzte große Stadt in der Region, die noch unter Kontrolle der Regierungstruppen ist.

Die Hälfte der Bevölkerung im Sudan leidet unter Hunger und ist nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) dringend auf Hilfe angewiesen. Die UN sprechen zudem von der größten Flüchtlingskrise der Welt: Fast zehn Millionen Menschen sind innerhalb des Landes vertrieben worden, weitere zwei Millionen sind in Nachbarländer geflohen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. Januar 2025 um 09:34 Uhr.