Amtsübernahme in Washington Wie Trump ein zweites Mal US-Präsident wird
Donald Trump wird heute zum 47. Präsidenten der USA ernannt. Etwa zwei Stunden wird die Zeremonie dauern. Wo findet die Amtseinführung statt, wer ist dabei und wer singt - die wichtigsten Antworten im Überblick.
Wie läuft der Tag ab?
Der Ablauf der Amtseinführung folgt einem genau festgelegten Protokoll. Nach einem Gottesdienst in der historischen St. John's Kirche am Morgen und Tee im Weißen Haus startet die Vereidigungszeremonie. Angesichts klirrender Kälte in Washington findet sie jedoch nicht wie üblich vor dem Kapitol, sondern in der Rotunde des Kongressgebäudes statt. Zuletzt hatte es dies 1985 bei der Amtseinführung von Ronald Reagan gegeben.
Der 20. Zusatzartikel zur Verfassung legt fest, dass die Amtszeit eines Präsidenten der Vereinigten Staaten am 20. Januar des auf die Wahl folgenden Jahres um 12 Uhr (18 Uhr deutscher Zeit) endet. Für gewöhnlich kommen der neu gewählte Präsident und sein Vize zuvor für eine erste Unterweisung ins Weiße Haus. Dort treffen sie auf den noch amtierenden Präsidenten und werden von diesem auch zur Zeremonie begleitet.
Dabei wird Donald Trump vor dem Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofs den sogenannten "Presidential Oath of Office" ablegen. Der genaue Wortlaut:
I do solemnly swear (or affirm) that I will faithfully execute the office of President of the United States, and will to the best of my ability, preserve, protect and defend the Constitution of the United States.
Anschließend hält der neue Präsident eine Rede, die sogenannte Inaugural Address. Die meisten Präsidenten nutzen diese Gelegenheit, um einen Ausblick auf ihre Präsidentschaft zu geben. Meist dauert diese Rede um die 20 Minuten. Trump hat einen positiven Grundton in Aussicht gestellt.
Das wäre ein starker Kontrast zu seiner ersten Rede als Präsident vor acht Jahren. Damals verglich er die Lage in der US-Gesellschaft mit einem "amerikanischen Gemetzel".
Wo findet die Amtseinführung statt und wer schaut zu?
Traditionell findet die feierliche Zeremonie an der Westseite des Parlamentsgebäudes unter freiem Himmel statt - diesmal ist das aber anders. Üblicherweise zieht die Amtseinführung Menschenmassen auf die National Mall, die große Promenade zwischen dem Kapitol und dem Lincoln Memorial. Laut Trump wird dieses Mal eine Sportarena im Stadtzentrum von Washington für Besucher geöffnet, um die Amtseinführung live per Übertragung zu verfolgen. Auch die traditionelle Parade werde dort stattfinden - und er selbst werde nach seiner Vereidigung vor Ort sein, so Trump.
Im Weißen Haus steht später eine weitere Unterzeichnungszeremonie an - im Oval Office, dem Amtszimmer des Präsidenten. Trump hat diverse Beschlüsse für seinen ersten Tag im Amt angekündigt. Abends nimmt Trump schließlich an drei festlichen Bällen teil und will bei allen drei Veranstaltungen auch sprechen. Bei einem der Bälle tritt die einst legendäre Disco-Gruppe Village People auf, die unter anderem mit den Liedern "Y.M.C.A." und "Macho Man" weltbekannt wurden. Beide Songs nutzte Trump ausgiebig im Wahlkampf.
Aufgrund eines von Gewaltandrohungen geprägten Wahlkampf gilt eine erhöhte Sicherheitslage. Jüngste Anschläge in New Orleans und Las Vegas oder auch das versuchte Attentat auf Trump während des Wahlkampfes sind der Hintergrund. Mehr als 20.000 Sicherheitskräfte sind dazu in der Hauptstadt im Einsatz.
Nach Trumps Amtseinführung 2017 folgte ein kleinlicher Streit darüber, wer zu seiner Amtseinführung mehr Zuschauer angelockt hatte: Barack Obama oder Trump - ein erster Vorgeschmack auf einen aus damaliger Sicht neuen Regierungsstil. Im Nachgang hatte ein Fotograf zugegeben, die offiziellen Bilder von Trump Amtseinführung so bearbeitet zu haben, dass die Menschenmenge größer aussah. Der Guardian hatte damals darüber berichtet.
Wer wird singen?
Bei der Amtseinführung von Joe Biden 2021 traten Megastars wie Lady Gaga und Jennifer Lopez auf. Die Aktivistin und amerikanische Lyrikerin Amanda Gorman sorgte außerdem für weltweite Aufmerksamkeit mit ihrem Gedicht "The Hill we climb". Obama ließ sich 2013 von Beyoncé feiern.
Und Trump? Neben dem Trump-Bewunderer Christopher Macchio, der die Nationalhymne singt, werden die Countrysängerin Carrie Underwood und der 82-jährige Lee Greenwood auftreten. Greenwoods Song "God bless America" gilt als inoffizielle Trump-Hymne und wurde bei seinen Wahlkampfveranstaltungen hoch und runter gespielt. Gemeinsam mit dem 82-Jährigen hatte Trump zuletzt eine Bibel vermarktet.
Ex-Präsidenten, Staatschefs, Tech-Milliardäre - wer ist eingeladen?
Neben zahlreichen Schaulustigen werden der amtierende Präsident, Joe Biden, und die amtierende Vizepräsidentin, Kamala Harris, erwartet. Außerdem nehmen für gewöhnlich führende Politiker und Politikerinnen von Demokraten und Republikanern, Richter des Supreme Courts, hochrangige US-Militärs und frühere Präsidenten an der Zeremonie teil.
Trump wiederum boykottierte vor vier Jahren die Vereidigung seines Nachfolgers Biden, weil er seine Niederlage nicht akzeptierte.
In vorderster Reihe bei diesem Mal dürfte wiederum auch der gesamte Trump-Clan zu sehen sein, darunter seine Kinder Ivanka, Eric und Donald Trump Jr..
Neben Prominenz aus Kultur und Sport werden auch internationale Staats- und Regierungschefs erwartet, vor allem aus dem rechten Lager: etwa Italiens Staatschefin Giorgia Meloni oder Argentiniens ultraliberaler Staatschef Javier Milei. Eingeladen war auch Chinas Präsident Xi Jinping, der zu Hause blieb. Dafür wird Vizepräsident Han Zheng teilnehmen.
Besonders gute Plätze dürften neben Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk, einem der engsten Berater Trumps, auch die Spitzen von Amazon und Meta bekommen, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg. Auch Open AI-Chef Sam Altman ist dabei.
Und aus Deutschland?
Aus Deutschland haben sich der AfD-Co-Vorsitzende Tino Chrupalla und die stellvertretende Fraktionschefin Beatrix von Storch angekündigt. Auch der außenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Jürgen Hardt, wird der Amtsübergabe beiwohnen. Die Bundesregierung wird durch den deutschen Botschafter Andreas Michaelis vertreten.
Das sei auch so üblich, hieß es dazu aus der Regierung. Einladungen an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) oder andere Mitglieder der rot-grünen Bundesregierung habe es nicht gegeben. Auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sei nicht eingeladen, hieß es kürzlich aus Brüssel.
Was passiert nach der Vereidigungszeremonie?
Nach der Vereidigungszeremonie begibt sich Trump mit seinem Tross zunächst ins Kapitol. Dort ist ein Mittagessen mit den Kongressspitzen vorgesehen. Womöglich wird Trump aber auch schon in einem für den Präsidenten reservierten Raum einige der Dekrete unterzeichnen, mit denen er erste Maßnahmen auf den Weg bringt.
Trump hat außerdem Begnadigungen für einige seiner Anhänger in Aussicht gestellt, die wegen des Sturms auf das Kapitol am 6. Januar 2021 verurteilt wurden.
Bälle und Protest
Allein in Washington sind am Montagabend und am Wochenende davor mindestens 18 Bälle anlässlich der Amtseinführung geplant. Auf dreien davon wird Trump erwartet.
Meta-Chef Zuckerberg richtet zudem einen Spenden-Empfang für Milliardäre aus - zusammen mit Miriam Adelson, der Erbin eines Casino-Imperiums, und dem Besitzer des Basketballteams Houston Rockets, Tilman Fertitta, den Trump auch als Botschafter nach Italien schicken will.
Parallel sind Proteste geplant. Fast ein Dutzend Demonstrationen seien in dem Zeitraum genehmigt worden.
Wer bezahlt das alles?
Die Amtseid-Zeremonie vor dem Kapitol wird aus Steuergeldern finanziert. Die Kosten für alle anderen Veranstaltungen trägt das Amtseinführungskomitee. Es wird von zwei engen Mitstreitern Trumps geleitet, der ehemaligen Senatorin Kelly Loeffler und dem Immobilienmogul Steve Witkoff, der auch Trumps auserkorener Nahost-Beauftragter ist.
Zahlreiche wohlhabende Prominente haben Spenden in Millionenhöhe zugesagt. Insgesamt hat das Komitee Medienberichten zufolge mehr als 170 Millionen Dollar gesammelt.
Wo kann man das Event live mitverfolgen?
Über die Amtseinführung Trumps berichtet tagesschau24 am Montag fortlaufend. tagesschau.de verfolgt das Geschehen mit einem Liveblog. Live-Übertragungen in Streams gibt es von US-Sendern wie CNN, NBC und CBS und dem ZDF.