Soldaten patrouillieren in Kenscoff bei Port-au-Prince

Bandengewalt Offenbar 40 Tote bei Angriffen in Haiti

Stand: 04.02.2025 13:42 Uhr

Einem Medienbericht zufolge verüben auf Haiti bewaffnete Banden seit mehreren Tagen Angriffe auf eine Gemeinde. Laut deren Bürgermeister ist die Ortschaft umstellt. Mindestens 40 Menschen sollen bereits getötet worden sein.

Bewaffnete Banden haben laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP bei Angriffen in der Nähe von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince mindestens 40 Menschen getötet. Demnach fanden die Attacken in der Gemeinde Kenscoff statt, die bisher weitgehend von der zunehmenden Bandengewalt in dem Inselstaat verschont geblieben war.

"Seit acht Tagen wird Kenscoff angegriffen", zitierte die Agentur den Bürgermeister Jean Massillon. Er machte die Bandenkoalition "Viv Ansanm" für den Angriff verantwortlich und sagte, Bandenmitglieder gingen von Haus zu Haus und eröffneten wahllos das Feuer. "Während wir sprechen, haben sie das Gebiet umzingelt", so Massillon.

Zahl der Opfer könnte steigen

Unter den Toten sind Behördenangaben zufolge auch Priester, Lehrer und Kinder. Die Zahl der Opfer könnte noch deutlich höher liegen, da die Polizei in mehrere Gebiete der Gemeinde bisher nicht vordringen konnte, in der viele Politiker und Geschäftsleute leben. Dennoch soll es sich bei vielen der Opfer um Angehörige der Arbeiterklasse handeln, die am Rande des Viertels an einer Bergkette ihre Felder bewirtschaften.

Durch den Angriff auf Kenscoff haben bereits mehr als 1.660 Menschen ihr Obdach verloren, wie die Internationale Organisation für Migration mitteilte. Ein 45 Jahre alter Landwirt sagte, er und seine Familie hätten mit Dutzenden anderen Schutz im Hof des Bürgermeisterbüros gesucht, aber "es gibt nicht genug Wasser und Nahrung für alle".

Menschen, die vor Angriffen auf Kenscoff fliehen, suchen Schutz im Hof des Bürgermeisterbüros der Gemeinde

Menschen, die vor Angriffen auf Kenscoff fliehen, haben Schutz im Hof des Bürgermeisterbüros der Gemeinde gefunden.

Banden kontrollieren Großteil der Hauptstadt

Kriminelle Banden haben in Haiti seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 an Macht gewonnen. Port-au-Prince wird zu 85 Prozent von Banden kontrolliert. Im Dezember vergangenen Jahres verübten Bandenmitglieder ein Massaker in einem Elendsviertel der Hauptstadt und töteten laut UN-Angaben mindestens 184 Menschen. Schätzungen zufolge haben mehr als eine Million Menschen in Haiti durch Bandengewalt ihr Zuhause verloren.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. Januar 2025 um 23:04 Uhr.