Ein nicht erkenntlicher Kämpfer legt eine ELN-Flagge über ein Maschinengewehr.

Kolumbien Viele Tote durch Kämpfe zwischen Rebellengruppen

Stand: 19.01.2025 12:27 Uhr

Durch Kämpfe zwischen rivalisierenden Rebellengruppen sind in Kolumbien mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen. Die Regierung hat die Friedensverhandlungen mit der an der Gewalt beteiligten ELN-Guerilla abgebrochen.

In den vergangenen Tagen ist im Norden Kolumbiens die Gewalt zwischen der ELN-Guerilla und Splittergruppen der früheren FARC-Rebellengruppe eskaliert. Durch die Kämpfe wurden bislang mehr als 60 Menschen getötet, wie die Ombudsstelle für Menschenrechte in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá beim Kurznachrichtendienst X mitteilte. Dutzende Menschen seien entführt und Tausende aus der vor allem betroffenen Region Catatumbo vertrieben worden.

Allein in der Großstadt Cúcuta an der Grenze zu Venezuela hätten bereits Hunderte Familien Zuflucht gesucht, ebenso in den Gemeinden Ocaña und Tibú. Die Ombudsstelle rief die Konfliktparteien, insbesondere die ELN auf, den Zugang von humanitärer Hilfe für die Vertriebenen nicht zu blockieren.

Die Karte zeigt Kolumbien mit Bogotá und der Region Catatumbo

Regierung wirft ELN Kriegsverbrechen vor

Es wird vermutet, dass die rivalisierenden Gruppierung in der Region nahe der Grenze zu Venezuela um die Vorherrschaft über den Kokainhandel kämpfen. Die Regierung macht für die Auseinandersetzungen aber vor allem die linksgerichtete Nationale Befreiungsarmee (ELN) verantwortlich. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro war am Freitag in das Konfliktgebiet gereist und hatte der ELN vorgeworfen, Kriegsverbrechen zu begehen.

Auch Luis Emilio Cardozo, Befehlshaber der kolumbianischen Armee, sprach von einer äußert kritischen Lage und erhob schwere Vorwürfe gegen die ELN. "Sie haben Menschen aus ihren Häusern geholt und sie auf miserable Weise ermordet und dabei Menschenrechte verletzt. Es ist unsere Aufgabe als nationale Armee, das Gebiet zu stabilisieren", so Cardozo. Die Regierung hatte infolge der Auseinandersetzungen angekündigt, die militärische Präsenz im Norden des Landes erhöhen zu wollen.

Friedensverhandlungen abgebrochen

Die ELN ist die stärkste noch aktive Rebellenorganisation in Kolumbien und soll tausende Kämpfer in ihren Reihen haben. Wie viele Mitglieder die ELN genau hat, ist unklar. Seit 2022 führt Präsident Petro Friedensverhandlungen mit der ELN, bisher aber ohne entscheidenden Durchbruch. Diese Verhandlungen legte Petro infolge der Kämpfe auf Eis.

Auch mit den Splittergruppen der früheren FARC will Petro einen dauerhaften Frieden erreichen. Abkommen über einen Waffenstillstand werden aber immer wieder gebrochen.

Die FARC-Rebellengruppe hatte 2016 einen endgültigen Waffenstillstand mit der kolumbianischen Regierung vereinbart und anschließend die Waffen niedergelegt. Inzwischen ist die frühere FARC-Guerilla als politische Partei unter dem Namen "Comunes" aktiv. Mehrere Splittergruppen lehnten das Friedensvertrag jedoch ab.

Bei dem seit den 1960er-Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen staatlichen Kräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs wurden mehr als 260.000 Menschen getötet, etwa sieben Millionen wurden vertrieben. Etwa 80.000 Kolumbianer gelten als vermisst.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 19. Januar 2025 um 13:41 Uhr.