US-Verteidigungsminister Pete Hegseth und US-Vizepräsident JD Vance

Mögliche US-Sicherheitspanne Im Chat mit Hegseth und Vance

Stand: 25.03.2025 04:00 Uhr

Hochrangige US-Sicherheitsbeamte, unter anderem Verteidigungsminister Hegseth, diskutieren Militärpläne für Luftangriffe im Jemen in einem Gruppenchat. Ein Journalist wurde offenbar versehentlich Zeuge dieser Unterhaltung.

Sicherheitsbeauftragte der USA, darunter Verteidigungsminister Pete Hegseth, sollen Pläne für bevorstehende Luftangriffe im Jemen in einem Gruppenchat der Nachrichten-App Signal geteilt haben. Darüber berichtete das US-Magazin The Atlantic.

Dessen Chefredakteur, Jeffrey Goldberg, wurde nach eigenen Angaben versehentlich in einen geheimen Gruppenchat der US-Regierung aufgenommen, in dem offenbar hochsensible Militärpläne erörtert wurden.  Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Brian Hughes, bestätigte, dass der Chatverlauf höchstwahrscheinlich authentisch sei. Er kündigte eine interne Prüfung an. 

Hegseth selbst wies dagegen jegliche Verantwortung für das Versenden der Einsatzpläne zurück. "Niemand hat Kriegspläne verschickt", sagte Hegseth vor Journalisten. Dies sei "alles", was er dazu zu sagen habe.

Chat-Einladung durch den Nationalen Sicherheitsberater

In einem Artikel schildert Goldberg ausführlich, wie er Mitte März über die verschlüsselte Messenger-App Signal stiller Zeuge einer brisanten Unterhaltung wurde. Den ersten Kontakt gab demnach am 11. März. Ein Signal-Nutzer mit dem Namen von Trumps Nationalem Sicherheitsberater, Michael Waltz, habe ihm eine Kontaktanfrage geschickt, schreibt der Journalist.

Er habe zunächst vermutet, dass es sich nicht wirklich um den Regierungsvertreter handele. In der Hoffnung, es tatsächlich mit Waltz zu tun zu haben, habe er die Anfrage dennoch angenommen. Zwei Tage später folgte dann die Einladung in den besagten Gruppenchat. Diesem traten nach und nach weitere Nutzer bei: einige unter Klarnamen, andere mit Kürzeln, die auf Mitglieder der US-Regierung schließen ließen.

"Ich hatte starke Zweifel an der Echtheit dieses Gruppenchats", schreibt Goldberg. Er habe außerdem nicht glauben können, "dass die führende Sicherheitsriege der USA ihre bevorstehenden Kriegspläne über Signal kommunizieren würde". Er hielt es eher für möglich, dass es sich um eine gezielte Täuschungsaktion eines ausländischen Geheimdienstes handeln könnte.

Details kurz vor Angriffen gegen Huthi-Miliz

Goldberg beschreibt in seinem Artikel detailliert den sich weiter entwickelnden Austausch zwischen den Beteiligten, mit exakten Uhrzeiten, Originalzitaten und teils informellem Ton. So habe etwa Waltz Emojis eingesetzt, um Zustimmung und Kampfgeist zu signalisieren: eine geballte Faust, eine US-Flagge und ein Flammen-Symbol.

Unter den Gruppenmitgliedern befanden sich demnach unter anderem Vizepräsident JD Vance, Verteidigungsminister Pete Hegseth, Außenminister Marco Rubio sowie weitere Kabinettsmitglieder und hochrangige Regierungsbeamte. Diskutiert wurden sowohl die militärische Taktik als auch die politische Kommunikation rund um den geplanten Schlag gegen die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz.

Zwei Stunden vor dem Start der Angriffe am 15. März postete Hegseth selbst in den Chat detaillierte Angaben zu Zielen, Waffensystemen und dem zeitlichen Ablauf der Operation. Kurz darauf begannen tatsächlich Angriffe gegen Huthi-Stellungen im Jemen. Die USA hatten die Miliz kurz zuvor wieder als ausländische Terrororganisation eingestuft.

Als die ersten Explosionen gemeldet wurden, war Goldberg eigenen Angaben zufolge schließlich überzeugt, dass die Unterhaltung real war. Er verließ sie wenig später unaufgefordert. Rückfragen zu seiner Anwesenheit gab es seinem Bericht zufolge nicht. 

Wurden strenge Vorgaben missachtet?

Wie es zu der mutmaßlichen Sicherheitspanne kommen konnte, ist unklar. Üblicherweise gibt es strenge Regularien dazu, wie die Regierung mit vertraulichen und streng geheimen Informationen umzugehen hat, die die nationale Sicherheit betreffen. Das gilt umso mehr, wenn es sich um aktive Planungen für einen Angriff im Ausland handelt.

Die Signal-App ist laut The Atlantic von der US-Regierung generell überhaupt nicht für den Austausch vertraulicher Informationen zugelassen. Und für Informationen zu konkreten Plänen für militärische Aktionen gelten besonders strikte Vorgaben. 

US-Regierung gibt sich schmallippig

Möglicherweise haben sich die Kabinettsmitglieder durch ihr Vorgehen sogar strafbar gemacht. So wurde US-Präsident Donald Trump strafrechtlich verfolgt und angeklagt, weil er geheime Regierungsunterlagen nach seiner ersten Amtszeit unsachgemäß in seinem privaten Anwesen aufbewahrte - das Verfahren wurde später eingestellt.

Trump selbst erklärte zunächst, nichts von der möglichen Panne zu wissen. Angesprochen auf den Bericht entgegnete der US-Präsident, es sei das erste Mal, dass er davon höre.

Das Büro von Verteidigungsminister Hegseth hatte jüngst eigentlich angekündigt, gegen das Durchsickern sensibler Informationen vorzugehen. Auch ein Einsatz von Lügendetektoren gegen Mitarbeiter des Ministeriums sei denkbar, um festzustellen, wie Reporter an Informationen gelangten.

Sean Parnell, ein Sprecher von Hegseth, reagierte nicht unmittelbar auf Fragen, warum der Verteidigungsminister Einsatzpläne auf einer nicht geheimen App veröffentlichte. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Hughes, versuchte zudem, die Panne umzudeuten, und argumentierte, der Vorfall sei ein "Beleg für die intensive und durchdachte politische Koordinierung zwischen hochrangigen Regierungsvertretern".

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. März 2025 um 22:40 Uhr.