Vorübergehende Abschaltung China ermahnt USA wegen TikTok
Die Führung in China hat vorsichtige Kritik am Umgang der USA mit TikTok geäußert. Unternehmen sollten nicht aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt werden, hieß es aus dem Außenministerium in Peking.
Nachdem TikTok in den USA am Wochenende zeitweise abgeschaltet wurde, hat sich Chinas Führung zu einer Forderung Donald Trumps geäußert. Der neue US-Präsident hatte zur Zukunft der Kurzvideo-App gesagt, er wolle, dass die Vereinigten Staaten 50 Prozent der Anteile an einem Joint Venture halten. Unklar blieb dabei, ob er damit die US-Regierung oder ein US-amerikanisches Unternehmen meinte.
USA sollten "auf rationale Stimmen hören"
Die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums Mao Ning sagte nun dazu, Unternehmen sollten unabhängig über ihre Geschäfte entscheiden - nach den Prinzipien des Marktes. Chinesische Unternehmen müssten sich dabei an die Gesetze in der Volksrepublik halten. "Wir hoffen, dass die USA auf rationale Stimmen hören und ein offenes, faires, gerechtes und diskriminierungsfreies Geschäftsumfeld für in den USA tätige Marktteilnehmer aus allen Ländern schaffen werden", sagte sie und verwies auch auf die Rolle von TikTok als Arbeitgeber in den USA.
Kritiker bezweifeln allerdings, dass Unternehmen wie der chinesische TikTok-Mutterkonzern ByteDance unabhängige Entscheidungen treffen können. Vielmehr übe Chinas kommunistische Führung direkt Einfluss auf große Unternehmen im Land aus. Eine Sorge dabei: Die Staats- und Parteiführung könnte Zugriff auf Nutzerdaten haben.
Vorübergehend offline
Am Wochenende war ein Ultimatum der Regierung in Washington verstrichen, wonach das US-Geschäft von TikTok an einen US-amerikanischen Konzern verkauft werden sollte. Weil ByteDance das nicht möchte, wurde die App in den Vereinigten Staaten vorübergehend abgeschaltet.
Trump hatte signalisiert, er wolle die Frist für TikTok verlängern, um eine Lösung zu finden. Daraufhin wurde TikTok in den USA wieder freigeschaltet. Trump, der in seiner ersten Amtszeit ein Verbot von TikTok ins Spiel gebracht hatte, sagte gestern, mit Hilfe von TikTok habe er die Stimmen vieler junger Wähler gewonnen. Die USA hätten keine Wahl, man müsse TikTok retten.
TikTok-Nutzer glauben häufiger an Verschwörungsmythen
Die Plattform steht nicht nur wegen des möglichen Einflusses von China in der Kritik. Auch Desinformation wird über TikTok verbreitet. Eine repräsentative Umfrage des Instituts Allensbach im Auftrag der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung zeigt nun, dass Verschwörungstheorien besonders unter TikTok-Nutzern verbreitet sind. Für die Umfrage wurden etwa 2.000 Menschen aller Altersklassen befragt. Narrative zu Russland und China standen dabei im Zentrum, aber auch zu Impfungen, dem Klimawandel und der Corona-Pandemie.
Zwar gibt eine knappe Mehrheit der Befragten an, dass Falschinformationen in den Medien ein "großes Problem" sind. Aber nur 44 Prozent fällt es demzufolge nach eigener Einschätzung leicht, diese auch zu erkennen. Ein knappes Drittel (30 Prozent) erkennt nicht, dass Russland gezielt Desinformation verbreitet. Auch China identifizieren rund 40 Prozent der Befragten nicht als einen Akteur, der absichtlich falsche Informationen in Umlauf bringt.
Falschaussagen zu Impfungen und Pandemie
Außerdem stimmen nicht einmal Dreiviertel (71 Prozent) der Unter-29-Jährigen der Aussage zu, dass Impfstoffe dazu beigetragen haben, Millionen von Menschenleben zu retten. Unter TikTok-Nutzern ist die Zustimmung mit 69 Prozent noch geringer. Mehr als 20 Prozent der jungen Menschen und rund ein Viertel aller TikTok-Nutzenden zweifeln diese gesicherte Erkenntnis sogar offen an.
Zudem stimmt ein Viertel der Gesamtbevölkerung der Aussage zu, dass die Pandemie absichtlich von Regierungen oder Eliten erzeugt wurde, um die Bevölkerung stärker kontrollieren zu können. Auf TikTok scheint dieses Narrativ besonders verbreitet zu sein: Dort stimmen ihm knapp 44 Prozent der Nutzer zu.
Mit Informationen von Benjamin Eyssel, ARD-Studio Peking