Demonstrierende in Kolkata erinnern an die Vergewaltigung und Tötung einer Ärztin.

Vergewaltigungsfall Lebenslange Haft nach Mord an Ärztin in Indien

Stand: 20.01.2025 19:31 Uhr

Nach der Vergewaltigung und Tötung einer Ärztin in einem Krankenhaus in Indien ist ein 33-Jähriger zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Mutter des Opfers zeigte sich enttäuscht.

In einem viel beachteten Prozess im Osten Indiens um die Vergewaltigung einer angehenden Ärztin, die an ihren Verletzungen gestorben war, ist ein 33-jähriger Mann zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Der Fall hatte im vergangenen Jahr in dem bevölkerungsreichsten Land der Erde eine Welle von Protesten einschließlich Streiks von Ärztinnen und Ärzten ausgelöst.

Zwei Tage nach der Verurteilung des Mannes wegen Vergewaltigung und Mord verkündete ein Gericht in der Millionenstadt Kolkata nun das Strafmaß, wie der Sender NDTV und weitere indische Medien berichteten.

Vermutung, es habe mehrere Täter gegeben

Der Richter Anirban Das, der den Angeklagten Sanjoy Roy am Samstag schuldig gesprochen hatte, sagte bei der Verkündung des Strafmaßes, die Todesstrafe sei in dem Fall nicht gerechtfertigt. Die Familie des Opfers äußerte sich schockiert.

Die Eltern des Opfers äußerten sich den Berichten zufolge auch mit den Ermittlungen in dem Fall unzufrieden. Sie hätten sich dem Verdacht angeschlossen, dass es nicht nur einen Täter gegeben habe.

Die zentrale Ermittlungsbehörde habe es versäumt, die anderen zu fassen, wurde die Mutter zitiert. Aus Kreisen der Ärzteschaft hatte es damals geheißen, die Obduktion deute darauf hin, dass die Frau wahrscheinlich gemeinschaftlich von mehreren Personen vergewaltigt worden sei.

Verurteilter war Helfer im Krankenhaus

Die Leiche der jungen Frau war im August in einem Seminarraum des Krankenhauses gefunden worden, wo sie nach einer langen Schicht geschlafen hatte. Ein Mann wurde kurze Zeit später als Verdächtiger von der Polizei festgenommen.

Die Ermittler hatten in dem anschließenden Prozess die Todesstrafe für den Mann gefordert, der als freiwilliger Helfer in demselben Krankenhaus wie die junge Frau tätig gewesen war. Er hatte vor Gericht seine Unschuld beteuert.

Forderung nach Ende der "Bedrohungskultur"

Bei den Protesten, die der Fall ausgelöst hatte, forderten die Teilnehmenden neben der Bestrafung des Täters oder der Täter auch sicherere Arbeitsbedingungen sowie ein Ende der "bestehenden Bedrohungskultur".

Der Fall warf auch ein Schlaglicht auf die sexuelle Gewalt gegen Frauen. In Indien wird nach offiziellen Zahlen alle 15 Minuten eine Frau oder ein Mädchen vergewaltigt. Frauenrechtler gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

Immer wieder kommt es zu Fällen, die auch international Bestürzung auslösen. Zwar wurden in den vergangenen Jahren entsprechende Gesetze in Indien verschärft, trotzdem haben viele das Gefühl, dass zu wenig getan wird.