Flammen und Rauch steigen nach einem israelischen Luftangriff auf dem südlichen Beiruter Vorort Dahiyeh auf.

Finanzstruktur im Libanon Israel setzt Angriffe auf Hisbollah fort

Stand: 22.10.2024 11:15 Uhr

Der israelischen Armee zufolge soll die Hisbollah unter einem Krankenhaus in Beirut Hunderte Millionen Dollar verstecken. Die Angriffe im Libanon gehen weiter, auch die Hisbollah feuert unvermindert in Richtung Israel.

In ihrem Vorhaben, die Finanzstrukturen der Hisbollah-Miliz zu zerstören, hat die israelische Armee erneut die libanesische Hauptstadt Beirut sowie Vororte bombardiert. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums sind bei einem israelischen Luftangriff in der Nähe des Hariri-Krankenhauses in Beirut mindestens 13 Menschen getötet worden. Weitere 57 Menschen seien verletzt worden, teilte das Ministerium mit. Israels Armee teilte mit, es habe ein Hisbollah-Ziel in der Nähe der Klinik getroffen, die Klinik sei weder Ziel des Angriffs gewesen noch getroffen worden.

Israels Militär hatte die Bewohner bestimmter Gebäude zur Evakuierung aufgefordert. In einem Bunker unter einem Krankenhaus im Süden Beiruts habe die vom Iran unterstützte Schiiten-Miliz Bargeld und Gold im Wert von Hunderten Millionen Dollar versteckt, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Der vergangenen Monat getötete Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah habe den Bunker bauen lassen. Er sei für längere Aufenthalte ausgelegt. Die Angaben können unabhängig nicht geprüft werden.

Klinik-Direktor bestreitet Vorwürfe

Hagari forderte die libanesische Regierung und internationale Organisationen auf, nicht zuzulassen, dass die Hisbollah das unter der Al-Sahel-Klinik im Süden Beiruts gebunkerte Vermögen für Terrorzwecke und Angriffe auf Israel nutze. Die Luftwaffe beobachte das Gelände, warnte er. Man werde das Krankenhaus selbst aber nicht angreifen. "Ich möchte betonen: Wir sind nicht im Krieg mit dem libanesischen Volk", sagte Hagari.

Der Direktor des Krankenhauses, Fadi Alameh, bestritt die Vorwürfe und kündigte in einem Interview im libanesischen Fernsehen an, das Krankenhaus vorsorglich evakuieren zu lassen. Die Klinik habe keinerlei Verbindungen zu politischen Parteien, beteuerte er. Alameh rief die libanesische Armee und die Behörden auf, das Gebäude zu durchsuchen.

"Dutzende Terroristen ausgeschaltet"

Derweil gehen die Angriffe auch im Süden Beiruts weiter. Wie die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA meldete, wurde unter anderem das Viertel Haret Hreik getroffen. Im Laufe des vergangenen Tages habe die Luftwaffe rund 230 "terroristische Ziele" der Hisbollah im Libanon sowie der mit ihr verbündeten islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen, teilte Israels Armee mit.

Unter anderem seien drei Kommandozentralen der Hisbollah-Lufteinheit attackiert worden, die auch für den Abschuss von Drohnen auf den Staat Israel verantwortlich sei, erklärte die Armee. Dutzende Terroristen seien in den vergangenen Tagen "ausgeschaltet" worden, Dutzende von Zielen getroffen und große Mengen von Waffen zerstört worden, hieß es.

Zudem habe die Armee auf eine Marine-Einrichtung der Hisbollah abgezielt. Es hätten sich dort unter anderem militärische Schnellboote und ein Trainingszentrum befunden, teilte die Armee mit. Die Schnellboote sollten für Angriffe auf israelische Marineboote sowie strategische Ziele in israelischen Gewässern verwendet werden, hieß es weiter. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Bei einem gezielten Luftangriff in Syriens Hauptstadt Damaskus sei zudem der Nachfolger des kürzlich getöteten Finanzchefs der Hisbollah-Miliz getötet worden, sagte Hagari. Der Hisbollah solle keine Gelegenheit gegeben werden, sich neu zu formieren, betonte Israels Armee. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, bei dem Angriff seien zwei Zivilisten ums Leben gekommen und drei weitere verletzt worden.

Hisbollah feuert weiter Raketen auf Israel

Auch die Hisbollah setzt ihre Angriffe auf Israel fort. Im Zentrum der Küstenstadt Tel Aviv gab es erneut Luftalarm. Es seien mehrere dumpfe Explosionen zu hören gewesen, schilderte eine Reporterin der Nachrichtenagentur dpa vor Ort. Nach dem Ertönen der Sirenen seien im Zentrum des Landes fünf Geschosse identifiziert worden, die aus dem Libanon abgefeuert worden seien, teilte die israelische Armee mit. Die meisten Geschosse wurden demnach abgefangen.

Ein Projektil sei in offenem Gelände niedergegangen. Berichte über mögliche Verletzte gibt es bislang nicht. Auch auf den Norden Israels und die nördlichen Golanhöhen seien etwa 15 Geschosse aus dem Libanon abgefeuert worden, hieß es. Einige von ihnen seien abgefangen worden, die übrigen in offene Gebiete gefallen. Auch diese Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Blinken zu Gesprächen in Israel eingetroffen

Derweil ist US-Außenminister Antony Blinken zu Gesprächen über eine mögliche Lösung eine Waffenruhe eingetroffen. Auf der Agenda stehen unter anderem Treffen mit Premierminister Benjamin Netanyahu, Präsident Izchak Herzog und Verteidigungsminister Yoav Gallant.

In Israel und in weiteren Ländern der Region wolle er "intensive Gespräche" über eine Beendigung des Krieges im Gazastreifen, die Freilassung der israelischen Geiseln und die Linderung des Leidens palästinensischer Zivilisten führen, schrieb Blinken auf der Plattform X.

Die geplante einwöchige Reise des US-Chefdiplomaten umfasst auch einen Aufenthalt in Jordanien und in Doha. Die US-Regierung hatte die Tötung von Hamas-Chef Sinwar durch das israelische Militär in der vergangenen Woche als möglichen Durchbruch bezeichnet, der endlich den Weg zu einem Ende des Gaza-Krieges ebnen könnte.