Krieg in Nahost Hisbollah reklamiert Angriff auf Netanyahus Haus für sich
Am Wochenende traf eine Drohne das Haus von Israels Premier Netanyahu. Nun reklamierte die Hisbollah-Miliz den Angriff für sich. Israel griff erneut Gebäude im Libanon an, in denen sich Hisbollah-Einrichtungen befunden haben sollen.
Bei einem Drohnenangriff am Samstag ist das Haus des israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu getroffen und leicht beschädigt worden. Das zeigten Aufnahmen des Angriffs, die israelische Medien heute veröffentlichten.
Ein Foto zeigt Schäden am Schlafzimmerfenster, das Risse und Brandspuren aufweist. Verletzt wurde niemand; weder Netanyahu noch seine Frau befanden sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Haus in Caesarea, einem Küstenort nördlich von Tel Aviv.
Israel setzt Luftangriffe fort
Nach den Berichten kündigte Netanyahu an, das "versuchte Attentat" werde Israel nicht davon abhalten, die Angriffe gegen die Hisbollah im Libanon fortzusetzen. Die Terrormiliz reklamierte den Angriff heute offiziell für sich. Er habe dem "Verbrecher Netanyahu" gegolten, sagte ein Hisbollah-Sprecher bei einer Pressekonferenz in einem Vorort von Beirut.
Während der Pressekonferenz veröffentlichte das israelische Militär eine Evakuierungsaufforderung für zwei Gebäude, die nur wenige Hundert Meter vom Ort der Veranstaltung mit lokalen und ausländischen Journalisten entfernt liegen. Kurz darauf griff Israels Armee die Gebäude an und zerstörte mindestens eines davon. Israel teilte mit, dort hätten sich Einrichtungen der Hisbollah befunden.
Ob Menschen bei dem Angriff getötet oder verletzt wurden, ist bisher unklar. Das zerstörte Gebäude stand gegenüber eines großen Parks, in dem sich zahlreiche vertriebene Familien niedergelassen haben.
Tote bei Angriff nahe Krankenhaus
Gestern wurden im Libanon Behördenangaben zufolge bei israelischen Luftangriffen 63 Menschen getötet. Einer der Angriffe verursachte schwere Schäden an Libanons größtem Krankenhaus, wie die Betreiber der Rafik Hariri Universitätsklinik mitteilten.
Bei dem Angriff in der Nähe der Klinik wurden dem Gesundheitsministerium zufolge mindestens 18 Menschen getötet und 60 weitere verletzt. Unter den Verletzten waren demnach auch vier Minderjährige.
"Der Betrieb im Krankenhaus läuft trotz der Schäden weiter", sagte Dschihad Saada, Direktor der Universitätsklinik. "Wir werden weiterarbeiten, wir werden nicht aufhören." Auch eine Evakuierung sei nicht geplant.
Goldbunker unter Krankenhaus?
Die israelische Armee beschuldigte die Hisbollah gestern, Hunderte Millionen Dollar in Bargeld und Gold in einem Bunker unter einem anderen Krankenhaus südlich von Beirut versteckt zu haben. Das Militär werde das Krankenhaus selbst nicht angreifen, kündigte ein Armeesprecher an. Die israelische Luftwaffe überwache jedoch das Gelände. Die Armee legte keine Beweise für diese Angaben vor und veröffentlichte stattdessen eine animierte Grafik, die einen Bunker unter dem Krankenhaus zeigen soll.
Der Direktor des Al-Sahel-Krankenhauses, Fadi Alameh, bestritt die Vorwürfe: "Es ist ein privates Krankenhaus. Es gibt unterirdische Operationsräume, es gibt Patienten. Es gibt keine Tunnel, das sind erfundene Behauptungen." Alameh selbst ist neben seiner Funktion als Krankenhausdirektor aber auch Abgeordneter im Parlament für die schiitische Amal-Bewegung, die mit der Hisbollah verbündet ist.
Angriffe vor Blinken-Besuch
Laut dem libanesischen Gesundheitsministerium sind seit Ausbruch der Kämpfe zwischen dem israelischen Militär und der vom Iran unterstützten Hisbollah insgesamt 2.546 Menschen getötet und 11.862 weitere verletzt worden.
Auch die Hisbollah feuerte erneut eine Raketensalve auf Israel ab. In Zentralisrael wurde Sirenenalarm ausgelöst - kurz bevor US-Außenminister Antony Blinken für neue Vermittlungsbemühungen dort eintraf. Das israelische Militär meldete, es habe die meisten der Geschosse abgefangen, eines sei auf offenes Gelände gestürzt.
Blinken zufolge bietet die Tötung von Hamas-Chef Jihia Sinwar eine günstige Gelegenheit für Israel, um auf ein Abkommen zur Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen hinzuwirken. Blinken habe bei seinem Treffen mit Premierminister Netanyahu die Notwendigkeit unterstrichen, diese Chance zu nutzen, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums.