Amir Tataloo vor einem Gericht in Teheran (Archiv 2024)

Oberstes Gericht Iranischem Rapper droht Todesstrafe

Stand: 20.01.2025 16:53 Uhr

Einst wurde er von konservativen Politikern im Iran hofiert, doch seit 2023 sitzt der Rapper Amir Tatalu in Haft. Er wurde wegen Blasphemie verurteilt. Nun fordert die Staatsanwaltschaft für ihn sogar die Todesstrafe.

Der Sänger Amir Tatalu war im Iran unter anderem wegen Gotteslästerung zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nun hat das Oberste Gericht eine Beschwerde der Staatsanwaltschaft gegen dieses Urteil zugelassen. Sie fordert in ihrem Einspruch stattdessen die Todesstrafe wegen Blasphemie für den Rapper.

Der Prozess sei wieder aufgenommen worden, berichtete die reformorientierte Zeitung Etemad. Nach Informationen des ARD-Studios Istanbul ist allerdings - anders als zunächst berichtet - laut informierten Kreisen in Teheran noch kein rechtskräftiges Urteil in dem Berufungsverfahren verhängt worden.

Der 37-jährige Sänger heißt mit bürgerlichem Namen Amir Hossein Maghsoudloo. Der von Kopf bis Fuß tatöwierte Komponist gilt als einer der berühmtesten, aber auch umstrittensten iranischen Künstler. Tatalu veröffentlichte seit 2011 21 Alben. Er ist bekannt dafür, Rap mit Pop und R&B zu kombinieren.

Einst von konservativen Politikern hofiert

Zwischenzeitlich war Tatalu von konservativen Politikern hofiert worden, weil sie durch ihn junge, liberal gesinnte Iranerinnen und Iraner erreichen wollten. Er traf 2017 den ultrakonservativen späteren Staatschef Ebrahim Raisi, der damals Kandidat für die Präsidentschaftswahl war und im Mai 2024 bei einem Hubschrauberabsturz starb. Als das internationale Atomabkommen 2015 beschlossen wurde, veröffentlichte Tatalu einen Song zur Unterstützung des iranischen Atomprogramms.

Tatalu verlegte 2018 seinen Wohnsitz in die türkische Metropole Istanbul, nachdem er keine Lizenz für eine Tätigkeit im Musikbereich von den iranischen Behörden bekommen hatte. Im Dezember 2023 übergab ihn die türkische Justiz an den Iran. Seitdem sitzt Tatalu in Haft. Ihm wurden unter anderem "Ermutigung der jungen Generation zur Prostitution",  Verbreitung von "Propaganda" gegen die Islamische Republik und Veröffentlichung "obszöner Inhalte" vorgeworfen. 

Mit Informationen von Christian Buttkereit, ARD-Studio Istanbul

In einer vorherigen Version des Artikels hieß es, Tatalu sei der Zeitung Etemad zufolge zum Tode verurteilt worden. Nach Informationen des ARD-Studios Istanbul wurde bisher allerdings nur der Einspruch der Staatsanwaltschaft zugelassen und die Todesstrafe noch nicht verhängt.

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