Krieg gegen die Ukraine Sind nordkoreanische Soldaten bereits in Kursk?
Nach Erkenntnissen des ukrainischen Militärgeheimdienstes sollen nordkoreanische Soldaten bereits in der russischen Region Kursk angekommen sein. Die Aussagen von Russlands Präsident Putin zu den Truppen sind nebulös.
Seit Tagen wird über die Entsendung nordkoreanischer Truppen nach Russland spekuliert. Südkorea und die USA sprechen von ihnen vorliegenden Beweisen, eine Bestätigung aus Russland gibt es nicht. Nun meldet der ukrainische Militärgeheimdienst HUR: Die ersten nordkoreanischen Soldaten sollen seinen Erkenntnissen nach bereits in der russischen Grenzregion Kursk angekommen sein.
Die Einheiten seien zuvor im Osten Russlands auf Truppenübungsplätzen ausgebildet worden, teilte der Geheimdienst auf seinem Telegram-Kanal mit. Ihre Ankunft im Raum Kursk, wo ukrainische Truppen nach ihrer Invasion Anfang August bis heute Dutzende Ortschaften besetzt halten, sei bereits am Mittwoch registriert worden. Sie könnten russischen Einheiten demnach dabei helfen, die Offensive zurückzuschlagen.
Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete, dunkel schraffiert: Russische Gebiete, in die die Ukraine vorgestoßen ist
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezog sich auf nachrichtendienstliche Informationen und schrieb auf Telegram, dass Russland die nordkoreanischen Soldaten demnach "am 27. und 28. Oktober erstmals in Kampfgebieten einsetzen" werde. Er rief seine westlichen Verbündeten auf, darauf mit "spürbarem Druck" auf die Regierungen in Moskau und Pjöngjang zu reagieren.
Putin: "Was wir tun, ist unsere Sache"
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte gestern ausweichend auf die Nachfrage nach nordkoreanischen Soldaten reagiert, dementierte die Berichte aber auch nicht. Zum Abschluss des BRICS-Gipfels im russischen Kasan erklärte er, dass Russland und Nordkorea einen allumfassenden Vertrag über ihre strategische Partnerschaft geschlossen hätten, der auch eine militärische Zusammenarbeit beinhalte.
"Russland hat nie daran gezweifelt, dass es der Demokratischen Volksrepublik Korea mit der Zusammenarbeit mit Russland ernst ist", sagte der Staatschef und betonte: "Was wir tun, ist unsere Sache."
Putin spottet über Satellitenbilder
Der Westen wirft Nordkorea seit Längerem vor, Russlands Krieg in der Ukraine mit Waffen zu unterstützen. In der Ukraine selbst konnten Teile nordkoreanischer Raketentrümmer bereits nachgewiesen werden, wie das Kiewer Institut für Forensik dem ARD-Studio Kiew sagte.
Am vergangenen Freitag hatte Südkorea nun Satellitenbilder veröffentlicht, die die Stationierung der nordkoreanischen Truppen auf einem russischen Militärstützpunkt belegen sollen. "Bilder sind eine ernstzunehmende Sache", sagte Putin zu den Veröffentlichungen in einem spöttischen Kommentar in Kasan. "Wenn es sie gibt, sollten sie auch etwas zeigen."
50 Meter Klopapier und 300 Gramm Seife pro Soldat im Monat?
Nach Schätzungen der Regierungen Südkoreas und der USA werden mindestens 3.000 nordkoreanische Soldaten derzeit in Russland trainiert. Südkorea geht aber davon aus, dass Pjöngjang insgesamt rund 12.000 Soldaten schicken könnte, was in etwa auch den Schätzungen des HUR entspricht. Der ukrainische Geheimdienst spricht auch von 500 Offizieren und drei Generälen unter den nordkoreanischen Truppen.
Für die Koordination des Einsatzes soll nach Angaben aus Kiew der stellvertretende russische Verteidigungsminister Junus-bek Jewkurow zuständig sein. Experten hatten zuvor auf Probleme hingewiesen, darunter vor allem auch Sprachbarrieren. Ausgestattet worden seien die Nordkoreaner mit Munition, Bettwäsche, Winterkleidung und Schuhen sowie Hygieneartikeln, darunter monatlich 50 Meter Toilettenpapier und 300 Gramm Seife, wie der HUR auf Telegram schrieb.
Nordkorea hatte die Berichte über die Entsendung seiner Soldaten bestritten. Sie zielten darauf ab, "dem Ansehen der Demokratischen Volksrepublik Korea zu schaden", sagte der UN-Vertreter Nordkoreas. Die Anschuldigungen seien ein Versuch, die "legitimen und freundschaftlichen Beziehungen" zwischen den "souveränen Staaten" Nordkorea und Russland zu "untergraben".
Südkoreanische Waffen für die Ukraine?
Südkorea jedoch bezeichnete die mutmaßliche Stationierung nordkoreanischer Soldaten in Russland als Provokation. Diese bedrohe die globale Sicherheit "über die koreanische Halbinsel und Europa" hinaus, sagte Präsident Yoon Suk Yeol bei einer Erklärung nach einem Treffen mit Polens Präsident Andrzej Duda. Sein Land werde angesichts der Entwicklung nicht "untätig bleiben".
Yoon deutete an, dass Seoul seine Haltung zu Waffenlieferungen an die Ukraine ändern könnte. Die Regierung wolle zwar "den Grundsatz beibehalten, nicht direkt tödliche Waffen zu liefern", doch könne dies abhängig von Nordkoreas Handeln möglicherweise "flexibler geprüft" werden, sagte er.
Das Auswärtige Amt sprach von einer "eindeutigen Eskalation", die der Einsatz nordkoreanischer Soldaten bedeuten würde. "Wir fordern die nordkoreanische Seite dazu auf, nicht dazu beizutragen und alles in diese Richtung zu unterlassen", sagte eine Ministeriumssprecherin.