Die russische Politikerin und Ehefrau von Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, betritt die Bühne während der Clinton Global Initiative in New York.

In Russland ohne Putin Nawalny-Witwe will bei Wahlen kandidieren

Stand: 21.10.2024 17:29 Uhr

Nach dem Tod ihres Mannes im Februar strebt die Witwe des russischen Oppositionspolitikers Nawalny eine Rückkehr nach Russland und möglicherweise das Präsidentenamt an - unter einer Voraussetzung.

Die Witwe des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny will nach Russland zurückkehren und dort als "Kandidatin" an Wahlen teilnehmen - wenn Präsident Wladimir Putin nicht mehr an der Macht ist. Das sagte Julia Nawalnaja dem britischen Sender BBC in einem Interview.

"Ich möchte in Russland leben", sagte Nawalnaja außerdem. "Ich bin in Moskau geboren, unsere Kinder sind in Moskau geboren", fuhr sie fort. "Natürlich ist es nicht möglich, solange Putin an der Macht ist, aber ich hoffe, dass dieses Regime eines Tages fallen wird und ich zurückkommen kann", sagte Nawalnaja.

Putin-Regime zum Einsturz bringen

Für diesen Zeitpunkt hat die Witwe des Kreml-Kritikers Pläne, wie sie im Interview mit der BBC erzählt: "Wenn ich nach Russland zurückkehre, werde ich als Kandidatin an den Wahlen teilnehmen." Den russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnete Nawalnaja als ihren "politischen Gegner".

Ich werde alles dafür tun, sein Regime so schnell wie möglich zum Zusammenbruch zu bringen

Damit tritt Julia Nawalnaja in die Fußstapfen ihres Mannes: Nawalny war der prominenteste Kritiker Putins. Er starb im Februar unter unklaren Umständen in einem Straflager in der Arktis.

Nawalny war wegen diverser Vorwürfe wie Betrug oder Extremismus zu mehr als 30 Jahren Haft verurteilt worden. Er selbst hatte die Vorwürfe stets bestritten und als politisch motiviert bezeichnet. Ermittler waren zu dem Schluss gekommen, dass Nawalny an einer Kombination von Krankheiten gestorben sei. Das wiederum bestreitet seine Witwe.

Appell für weniger Angst vor Putin

Nawalnaja hatte bereits vor dem BBC-Interview immer wieder angekündigt, die Arbeit ihres Mannes fortzuführen zu wollen. Nun ging sie jedoch noch einen Schritt weiter: Sie bezeichnete die Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf den Tod ihres Mannes als einen "Witz". Nawalnaja forderte die internationale Gemeinschaft auf, "etwas weniger Angst" vor Putin zu haben.

Nawalnaja in Russland auf Terrorliste

Russland hatte Nawalnaja, die seit mehreren Jahren in Deutschland lebt, im Juli auf eine Liste von "Terroristen" und "Extremisten" gesetzt. Am Dienstag werden die posthum zusammengestellten Memoiren Nawalnys mit dem Titel "Patriot" veröffentlicht. Sie schildern unter anderem den auf ihn verübten Giftanschlag im Jahr 2020, nach dem er monatelang in Deutschland behandelt worden war, bevor er nach Russland zurückkehrte.