Menschen steigen im Hafen der griechischen Insel Santorini in eine Fähre, um abzureisen.

Erdbebenserie auf Insel Tausende verlassen Santorini - Wissenschaftler rätseln

Stand: 04.02.2025 11:24 Uhr

Den zwölften Tag in Folge bebt die Erde nordöstlich der griechischen Insel Santorini. Tausende Menschen haben die Insel offenbar bereits verlassen. Wissenschaftler rätseln über das Phänomen und befürchten ein mögliches Hauptbeben.

Weiterhin bebt es auf Santorini - und das den zwölften Tag in Folge: Viele Menschen auf der beliebten griechischen Ferieninsel und den umliegenden Eilanden verlassen weiterhin die Region. Allein von den rund 16.000 Einwohnern Santorinis soll mehr als ein Drittel nach Athen und zu anderen Festlandsorten geflohen sein, berichten griechische Medien.

Der Ansturm auf die Fähr- und Flugtickets auf Santorini blieb groß. Fluglinien richteten Sonderflüge ein, Reedereien schickten zusätzliche Fähren. "Ich habe seit Tagen nicht geschlafen, die Kinder und die Frauen weinen, es bebt alle fünf Minuten", sagte ein Mann, der einen Platz auf der Fähre "Blue Star 1" nach Athen ergattert hatte, zu Journalisten. Fernsehbilder zeigten vollgepackte Autos fliehender Menschen. "Ich fühle mich wie ein Flüchtling im eigenen Land", klagte eine Frau.

"Rund 9.000 Personen haben Santorini verlassen", Moritz Pompl, ARD Athen, zur Erdbebenserie auf griechischer Insel Santorini

tagesschau24, 04.02.2025 16:00 Uhr

Erneut zahlreiche Erdstöße

In der Nacht wurden erneut zahlreiche Erdstöße gemessen. Der stärkste erreichte eine Stärke von 4,9. Beben dieser Größenordnung sind für die Insulaner noch nicht gefährlich und auch nicht selten. Es ist die dichte Taktung, die die Menschen in Angst versetzt - und die Frage, auf welche Weise das Phänomen enden wird. "Noch nie haben wir ein Phänomen so vieler Erdbeben binnen so kurzer Zeit registriert", sagte Geologie-Professorin Evi Nomikou dem Nachrichtensender Skai. 

In der größten Stadt der Insel, Fira, haben die örtlichen Behörden Sammelstellen für die Einwohner ausgewiesen, um sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten. Bürgermeister Nikos Zorzos betonte gestern dabei den präventiven Charakter der Maßnahmen. "Wir sind verpflichtet, Vorbereitungen zu treffen, sagte er. "Aber wenn man auf etwas vorbereitet ist, heißt das nicht, dass es auch eintritt." Die Menschen sollten ruhig bleiben.

Karte:Athen, Griechenland  und die Insel Santorini

Furcht vor einem möglichen Hauptbeben

Nach wie vor rechnen griechische Seismologen damit, dass das Hauptbeben noch bevorsteht. Erst anschließend könne gesagt werden, ob sich die aufgestaute seismische Energie in der Region entladen habe. Die Stärke solch eines Bebens könnte bei 5,5 bis 6 liegen. In diesem Bereich sind die Gefahren weiterhin verhältnismäßig gering; gefährdet seien dann vor allem schlecht gebaute Häuser, heißt es. Allerdings kann niemand mit Sicherheit sagen, ob ein Hauptbeben auch die Stärke 7 erreichen könnte - dann wäre mit massiven Schäden zu rechnen.

Sorgen bereitet Wissenschaftlern auch, dass durch die andauernden Beben der große Vulkan Kolumbos aktiviert werden könnte, der nordöstlich der Insel unter Wasser liegt. Er hatte im Jahr 1650 bei einer gewaltigen Eruption schwere Schäden im gesamten östlichen Mittelmeer angerichtet.

Die Insel Santorini ist ein beliebtes Reiseziel und zieht jährlich mehr als drei Millionen Besucher an.

Moritz Pompl, ARD Athen, tagesschau, 04.02.2025 09:26 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 04. Februar 2025 um 12:00 Uhr.