Der Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Marian Turski

Präsident des Auschwitz-Komitees Holocaust-Überlebender Turski tot

Stand: 18.02.2025 22:11 Uhr

Er überlebte das Vernichtungslager Auschwitz, erinnerte jahrzehntelang an die Schoah und gab ihren Opfern eine Stimme: Nun ist der Präsident des Internationalen Auschwitz-Komitees Turski im Alter von 98 Jahren gestorben.

Der Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Marian Turski, ist tot. Der Holocaust-Überlebende starb im Alter von 98 Jahren in Warschau, wie das Komitee mitteilte. Er war seit 2021 Präsident der Organisation, die ein Zusammenschluss von Auschwitz-Überlebenden und ihren Organisationen aus 19 Ländern ist. Turski hatte das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz selbst überlebt.

"Auschwitz-Überlebende in vielen Ländern verabschieden sich mit großem Schmerz und unendlicher Dankbarkeit von ihrem Freund, Bruder und Leidensgefährten Marian Turski, der in aller Welt als wirkmächtiger Vertreter ihrer Erinnerungen und als Stimme ihrer ermordeten Angehörigen gehört wurde", teilte der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner, mit. Bis in seine letzten Lebenstage hinein habe Turski als Journalist und Zeitzeuge die politischen Entwicklungen mit zunehmender Sorge verfolgt.

Warnung vor aufflammendem Antisemitismus

Turski sei bestürzt gewesen angesichts des europaweiten Aufflammens antisemitischer und rechtsextremer Ideologien und der rhetorischen Gewalt, mit der die Repräsentantinnen und Repräsentanten dieser Ideologien besonders junge Menschen zu radikalisieren versuchten, hieß es von Heubner weiter. Dieser erinnerte an Turskis Rede am 23. Januar in Berlin anlässlich des 80. Jahrestages der Auschwitz-Befreiung. Darin hatte Turski gesagt: "Unsere Tage, die der Überlebenden, sind gezählt: Aber wir werden nicht verstummen, wenn Sie, Sie alle nicht schweigen."

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) bezeichnete Turski als Menschen "von unfassbarer Güte, Mut und Kämpfergeist". Er werde "nicht nur als unermüdlicher Mahner gegen das Vergessen, gegen den Hass und die Unmenschlichkeit fehlen, nicht nur als beharrsamer Vertreter von Holocaust-Überlebenden weltweit, sondern auch als Mensch Marian Turski".

Prägender Journalist und Kulturschaffender

Im von Nazi-Deutschland besetzten Polen war Turski mit seiner Familie seit 1942 im Ghetto von Lodz inhaftiert, bevor er 1944 in das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurde.

Nach seiner Befreiung arbeitete Turski in Warschau als Journalist, etwa für das Magazin Polityka. Zu seinem Tod würdigte das Magazin Turski als "außergewöhnlichen Mann, Zeitzeugen und Freund". Seine Stimme sei "auf der ganzen Welt gehört" worden. Er war Mitbegründer des Museums der Geschichte der polnischen Juden in Warschau.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 18. Februar 2025 um 22:34 Uhr.