Nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt Fünf Tote, 200 Verletzte - Magdeburg trauert
Laut Ministerpräsident Haseloff ist die Zahl der Todesopfer nach dem Anschlag in Magdeburg auf fünf gestiegen. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt - viele davon schwer. Der CDU-Politiker versprach umfassende Aufklärung.
Die Zahl der Todesopfer nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Freitagabend liegt laut Angaben von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) mittlerweile bei fünf.
Wie WDR und NDR aus Sicherheitskreisen erfuhren, gibt es 41 Schwerstverletzte, 90 Schwerverletzte und mehr als 80 Leichtverletzte. Die Zahl der Verletzten beläuft sich damit auf insgesamt mehr als 200 Menschen.
Am Freitagabend war ein Mann mit seinem Auto in den Weihnachtsmarkt der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt gerast. "Wir kennen noch keine Hintergründe zur Tat, wir ziehen alles in Betracht", sagte eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage. Momentan gehen die Ermittlungsbehörden laut Polizei von einem Einzeltäter aus.
Mutmaßlicher Täter soll sich islamkritisch geäußert haben
Der Verdächtige sei Arzt, lebe und arbeite in Bernburg, sagte Ministerpräsident Haseloff. Nach bisherigen Erkenntnissen sei er den Behörden nicht als Islamist bekannt. Der Täter raste laut Haseloff mit einem Leihwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt.
Nach Recherchen von WDR und NDR soll er in der saudischen Exil-Community eine durchaus prominente Figur sein und als Ansprechpartner für Asylsuchende, insbesondere Frauen, gegolten haben. Seit 2016 hat er den Asylstatus als politischer Flüchtling.
Äußerungen, die der Mann bis zuletzt in sozialen Medien getätigt haben soll, liefern Hinweise darauf, dass er sich möglicherweise verfolgt gefühlt haben könnte und dass er eine Islamisierung Deutschlands befürchtete.
Scholz ruft zu Zusammenhalt auf
Bundeskanzler Olaf Scholz besuchte den Tatort in der Magdeburger Innenstadt und sprach von einer "furchtbaren Tat". Ein Weihnachtsmarkt sei ein Ort des Friedens und der Freude, betonte Scholz: "Mit solcher Brutalität dort Menschen zu verletzen und zu töten, ist unfassbar." Scholz kündigte an, Konsequenzen ziehen zu wollen. Zunächst müsse man aber genau verstehen, was passiert sei und welche Motive der mutmaßliche Täter gehabt habe. Er rief auch zu Zusammenhalt auf: Hass dürfe keinen Platz haben.
Haseloff sprach von einer Dimension, die sich "keiner von uns vorstellen konnte". Der Ort des Anschlages werde "auf immer mit der Geschichte der Stadt Magdeburg in Verbindung bleiben". Er werde als Gedenkort Eingang in die Stadtgeschichte finden.
Zahlreiche weitere Politikerinnen und Politiker bekundeten ihr Beileid und Mitgefühl. Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte der Landesregierung von Sachsen-Anhalt Hilfe des Bundes bei den Ermittlungen zu.
Forderung nach Aufklärung
Ministerpräsident Haseloff kündigte eine umfassende Aufarbeitung der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg an. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass dieses Verbrechen umfassend aufgeklärt wird", teilte der CDU-Politiker mit. "Das sind wir den Opfern schuldig und das erwarten zu Recht auch die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land."
Die AfD-Landtagsfraktion forderte eine Sondersitzung des Innenausschusses - auch zur Aufklärung möglicher Verfehlungen oder Versäumnisse. Es müsse deutlich werden, was man wisse, wer gehandelt habe und wer nicht, sagte der innenpolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, Matthias Büttner.
Auch sei zu hinterfragen, ob das Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarkts so aufgestellt worden sei, dass man die Tat hätte verhindern können, so Büttner. "Ich denke, dass es eben nicht der Fall war, ansonsten hätten wir eben keinen Attentäter mit einem Auto auf den Weihnachtsmarkt hier in Magdeburg gehabt, der so viele Menschen verletzt hat und leider Gottes auch töten konnte."
Gedenkfeier am Abend
Am Abend soll es eine Gedenkfeier für die Opfer im Magdeburger Dom geben. Man wolle Betroffenen, Angehörigen und allen anderen Bürgern eine Möglichkeit zum Trauern geben, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris am Abend unter Tränen vor Journalisten. "Wir werden eine lange Zeit zum Trauern brauchen", sagte sie sichtlich fassungslos.
In der Stadt bleiben als Zeichen der Trauer alle städtischen Kultureinrichtungen, darunter das Theater, das Puppentheater und die Museen geschlossen. Die Schließung gelte für "die kommenden Tage" - nähere Angaben gab es nicht.