Grimme Online Award

Grimme Online Award Viele Preise für historische Formate

Stand: 16.10.2024 21:30 Uhr

In diesem Jahr sind viele historische Formate mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet worden. Angesichts von zunehmendem Populismus seien sie besonders bedeutend, so die Jury. Freuen dürfen sich auch zwei Projekte des Bayerischen Rundfunks.

In Marl sind die Grimme Online Awards für publizistische Leistungen im Internet verliehen worden. Besonders häufig entschied sich die Jury für Angebote historischer Themen und "ihrer Bedeutung in einer Zeit, in der Gesellschaft und Öffentlichkeit zunehmend von Populismus und menschenfeindlichen Tendenzen geprägt werden".

"Gegenwartsbezogener Zugang" zu NS-Verbrechen

Zu solchen Angeboten zählt etwa das Projekt "#LastSeen. Bilder der NS-Deportationen" unter Beteiligung der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft. Der Bildatlas zeigt historische Fotografien der Deportationen von Jüdinnen und Juden, Sintizze und Romnja sowie kranker und behinderter Menschen aus dem Deutschen Reich von 1938 bis 1945.

In der Kategorie Wissen und Bildung wurde der TikTok-Kanal "keine.erinnerungskultur" von Susanne Siegert ausgezeichnet. Sie schaffe es, einen "sehr gegenwartsbezogenen Zugang zu den Verbrechen der Nationalsozialisten" herzustellen, lobte die Jury.

Einen Preis in der Kategorie Kultur und Unterhaltung erhielt das Online-Archiv des Satire-Magazins Het Onderwater-Cabaret, das Einblicke in die Gedankenwelt und den in der NS-Zeit in den Niederlanden untergetauchten Autor Curt Bloch bietet. Ein weiterer Preis in dieser Kategorie ging an die "Library of Lost Books" über die Bibliothek der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und ihre geraubten Bücher.

Ehrungen für BR-Projekte

In der Kategorie Information wurde die Recherche "Europäische Waffen, amerikanische Opfer" des Tagesspiegel in Zusammenarbeit mit dem ZDF "Magazin Royale" ausgezeichnet. Es werden die Wege der bei Massentötungen in den USA verwendeten Waffen zurück zu Herstellerunternehmen in Deutschland und Österreich aufgezeigt.

Gleich zwei Preise gingen an die Plattform netzpolitik.org. In der Kategorie Information wurde sie für die Podcastreihe "Systemeinstellungen" ausgezeichnet, die die Geschichten von Menschen erzählt, "die plötzlich ins Visier des Staates geraten". Dazu kommt ein Spezial-Preis zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk für die "Databroker Files" über unkontrollierten Datenhandel im Netz.

Erstmals wurde in diesem Jahr der Sonderpreis Künstliche Intelligenz verliehen. Er ging an den Podcast "In 5 Tagen Mord - Die Krimi-Challenge mit KI" des Bayerischen Rundfunks.

"Richtiges Signal zur richtigen Zeit"

"Es ist genau das richtige Signal zur richtigen Zeit, dass trotz aller Widrigkeiten der Grimme-Online-Award jetzt stattfindet. Er ist seit Jahren ein wichtiger Kompass für digitale Qualität", sagte NRW-Medienminister Nathanael Liminski bei der Preisverleihung.

Wegen finanzieller Engpässe beim Grimme-Institut stand der Preis mehrfach auf der Kippe. Das Land habe aber gemeinsam mit dem Team des Grimme-Instituts "in die Hände gespuckt, um die Vergabe des Preises in dieser Zeit sicherzustellen", so Liminski. Die Preisverleihung fand nicht wie in den Vorjahren in Köln, sondern am Sitz des Instituts in Marl statt.